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Thomas Südhof erhält Medizin-Nobelpreis: Er lüftete ein Zellen-Rätsel


Medizin-Nobelpreis
Forscher aus Deutschland erhält Auszeichnung

Von t-online, dpa, ap
Aktualisiert am 07.10.2013Lesedauer: 3 Min.
Thomas Südhof, Medizin-NobelpreisträgerVergrößern des BildesDer gebürtige Niedersachse Thomas Südhof hat in den USA Karriere gemacht und Fortschritte erzielt (Quelle: Reuters-bilder)
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Der Medizin-Nobelpreis geht dieses Jahr mit Thomas Südhof auch an einen deutschen Forscher. Der an der Stanford-Universität im US-Bundesstaat Kalifornien lehrende Biochemiker teilt sich die Auszeichnung mit seinen amerikanischen Kollegen James Rothman und Randy Schekman.

Sie erhalten die Auszeichnung für ihre Entdeckungen zu Transportprozessen in Zellen, deren Defekte Grundlagen von Diabetes, Tetanus und vielen anderen Krankheiten sind. In den Zellen werden Stoffe oft in winzigen Bläschen, den Vesikeln, verpackt und weitergeleitet.

Für den in Göttingen geborenen Wissenschaftler Südhof ist der Nobelpreis "von enormer Bedeutung". Die Auszeichnung sei aber nicht nur eine Anerkennung seiner eigenen Arbeit. "Er ist auch eine Würdigung der Arbeit vieler Leute, die mit mir zusammengearbeitet haben", sagte Südhof am Montag in Baeza in Südspanien, wo er an einer Fachkonferenz teilnimmt. Die freudige Nachricht habe er im Auto erhalten: "Das war der überraschendste Anruf, den ich je bekommen habe."

Rätsel der Zellordnung gelöst

"Ohne diese wunderbar präzise Organisation würde die Zelle im Chaos versinken", schreibt das Nobel-Komitee über ein "Rätsel", das dank der Geehrten gelöst sei. Die Forschung der drei Männer habe Wissenschaftlern dabei geholfen zu verstehen, wie Transportgut innerhalb Zellen "an den richtigen Ort zur richtigen Zeit" geliefert werde, hieß es in der Begründung.

Komitee-Mitglied Jan Andersson erklärte die Rolle des Deutschen: "Südhof hat herausgefunden, wie das Freisetzen kontrolliert wird. Also wie man seine Gedanken und Bewegungen kontrollieren kann." Das geht so: Elektrische Signale wirken auf Kalzium-Ionen. Dies treibt Vesikel einer Nervenzelle dazu, Botenstoffe nach außen zu entlassen. So können Signale in Sekundenbruchteilen von einer zur anderen Nervenzelle gelangen.

Mitglied der Akademie der Wissenschaften

Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit umgerechnet 920.000 Euro dotiert. Einen ähnlichen Betrag erhielt Südhof mit dem 2010 an ihn verliehenen Kavli-Preis. Der vielfach ausgezeichnete Forscher gehört unter anderem der Nationalen Akademie der Wissenschaften an.

Der gebürtige Niedersachse studierte in seiner Heimatstadt, in Aachen und an der Harvard-Universität. Themenschwerpunkt des 57-Jährigen sind Synapsen, die zentralen Schaltstellen des Nervensystems. Die Neurowissenschaft ist sein Forschungsgebiet. Rothman ist Professor in Yale (US-Staat Connecticut), Schekman lehrt an der kalifornischen Berkeley-Universität.

Vor 30 Jahren in die USA

Seit Jahrzehnten emigrieren deutsche Wissenschaftler wegen der hervorragenden Bedingungen in die USA. 1983 ging Südhof nach Dallas: an die University of Texas Southwestern Medical Center in die Abteilung für Molekulargenetik. Die wurde von den späteren Nobelpreisträgern Michael Stuart Brown und Joseph L. Goldstein geleitet. Spätestens jetzt zählt Südhof, der 1991 in Dallas Professor wurde, selbst zur Elite.

2008 wechselte Südhof nach Stanford, wo er ein eigenes Labor leitet. Hier widmet er sich mit seinen Mitarbeitern sowohl biophysikalischen als auch biochemischen Studien unter anderem zur künstlichen Befruchtung und zur Genese bestimmter Erbanlagen. Was ihn antreibt, ist die Suche nach den Ursachen neuronaler Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Spezifika wie Autismus.

Schon der erste Preisträger war ein Deutscher

Knapp zwei Dutzend deutsche Forscher haben bislang den Medizin-Nobelpreis erhalten. Schon der erste Geehrte im Jahre 1901 war ein Deutscher - Emil von Behring, wegweisend in der Serumtherapie gegen Diphterie. Auch der Bakteriologe Robert Koch zählt zu den Preisträgern. Zuletzt hatte Harald zur Hausen 2008 den Preis "für seine Entdeckung der Auslösung von Gebärmutterhalskrebs durch humane Papillomviren" erhalten.

Mit der Auszeichnung für Medizin hat der Nobelpreis-Reigen begonnen. Im Lauf der Woche werden auch die Preisträger in den Bereichen Chemie, Physik, Literatur und Wirtschaft bekanntgegeben. Außerdem wird gespannt auf die Person oder Institution gewartet, die die meist beachtete aller Ehrungen erhält - den Friedensnobelpreis.

Überreicht werden die Nobelpreise traditionell bei einer Zeremonie am 10. Dezember, dem Todestag ihres Stifters Alfred Nobel. Neben dem Diplom und einer Medaille bekommen die Preisträger acht Millionen schwedische Kronen, umgerechnet etwa 920.000 Euro.

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