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Sieg über das Ozonloch durch FCKW-Verbot bewiesen


Ozonloch: "Eine tolle Nachricht"

Lars Wienand

Aktualisiert am 19.01.2018Lesedauer: 4 Min.
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Das Ozonloch über der Antarktis ist im Winter weiterhin riesig. Aber der Mensch hat das Problem in den Griff bekommen, wie eine Studie nun fast sicher beweist.Vergrößern des Bildes
Das Ozonloch über der Antarktis ist im Winter weiterhin riesig. Aber der Mensch hat das Problem in den Griff bekommen, wie eine Studie nun fast sicher beweist. (Quelle: Pauline Askin/Reuters-bilder)

Die Menschheit kann doch noch große Herausforderungen meistern: Eine Studie liefert den fast sicheren Beweis, dass das Ozonloch-Problem gelöst ist. "Eine tolle Nachricht", sagt ein führender deutscher Experte.

Nasa-Forscher haben nach ihren Angaben erstmals den direkten Nachweis erbracht, dass tatsächlich dank des FCKW-Verbots weniger Ozon über der Antarktis zerstört wird. Bislang war das nur in Modellen errechnet worden. Für die Forscher ist damit sicher, dass das Ozonloch schrumpft, weil sich die Staaten der Erde 1987 beim Montrealer Abkommen auf das konsequente Verbot des FCKW geeinigt haben. “Es müsste jetzt schon sehr viele Zufälle und unwahrscheinliche Effekte gegeben haben für eine andere Erklärung", erläutert Markus Rex, Professor und Leiter der Abteilung Atmosphärenphysik am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. t-online.de erklärt die Studie und wann das Ozonloch verschwunden sein wird.

Was hat die Studie ergeben?

Bislang war klar, dass das Ozonloch im Laufe der vergangenen Jahre insgesamt geschrumpft ist. Nicht bewiesen werden konnte die mutmaßliche Ursache: die Entscheidung, kein Fluorchlorkohlenwasserstoffe mehr in die Luft zu jagen. Für die Studie der Nasa konnte nun über einen Zeitraum von elf Jahren der Chloranteil innerhalb des Ozonlochs und der Abbau des Ozons bestimmt werden. Im Durchschnitt ist der Chloranteil jährlich um 0,8 Prozent zurückgegangen. Das ging deutlich einher mit weniger Ozonabbau, so die Wissenschaftlerinnen Susan E. Strahan und Anne R. Douglas. Gemessen wurden die Spurengase seit Mitte 2005 mit Mikrowellen-Instrumenten eines Satelliten. Weil der Ozonabbau bei Kälte am stärksten ist, verglichen die Forscherinnen die Werte im Zeitraum der tiefsten Temperaturen.

Was zerstört das Ozon?

Unter UV-Strahlung werden aus FCKW Chloratome abgespalten – und die können das Ozon-Molekül (O3) zerstören. Es entstehen Sauerstoff (O2) und Chloroxid, das sich wieder spalten und das nächste Ozonmolekül angreifen kann. So sinkt die Konzentration des Ozons auf niedrige Werte. Wetterlage, Vulkanasche und der Zustrom aus den Tropen können den Prozess verstärken oder abschwächen. Es gab deshalb keinen Nachweis, dass das Ozonloch wirklich geschrumpft ist, weil der Mensch die Reißleine gezogen hat. 2017 war das Ozonloch besonders klein. 2015 aber etwa erreichte es die zweitgrößte Ausdehnung jemals. "Aus den Tropen werden in manchen Jahren mehr noch vorhandene Chlorverbindungen in die Antarktis getragen", erklärt Prof. Rex. "Das besorgt uns aber nicht, weil wir wissen, dass es ein vorübergehendes Signal ist."

Steht der Sieg über das Ozonloch jetzt fest?

"Wenn man sich die Studie anschaut, sind die Ergebnisse frappierend", kommentiert Atmosphärenphysiker Rex. Sie zeigten das, was nach den Modellen erwartet worden sei. "Das ist ein tolle Nachricht." Allerdings würden noch nicht alle möglichen weiteren Einflussfaktoren aus den Ergebnissen herausgerechnet. "Das könnte man mit den Daten noch machen, um die kleine noch bestehende Unsicherheit auszuschließen." Rex hält es für sehr unwahrscheinlich, dass das am Ergebnis etwas ändert. Die Studie sei ein großer Schritt, nachdem es in der Vergangenheit bereits zwei wichtige Erkenntnisse gegeben hatte: Nachdem ein Rückgang der Chlorverbindungen in der Troposphäre bereits vor vielen Jahren nachgewiesen werden konnte, wurde dann auch ein Rückgang in der Stratosphäre gemessen – dort, wo das Ozon als Schutz nötig ist.

Wann wird sich das Ozonloch geschlossen haben?

Das Ozonloch über der Antarktis ist auf seinem jährlichen Höhepunkt immer noch ähnlich groß wie der afrikanische Kontinent. Die Chlorverbindungen halten sich auch bis zu 100 Jahre in der Atmosphäre. Bis sich die Ozonschicht komplett erholt hat, werden noch viele Jahre vergehen. Die von der neuen Studie unterstützten Modelle gehen davon aus, dass das Ozonloch erst in den 2070er-Jahren wieder auf dem Stand ist wie Anfang der 1980er-Jahre, so Rex. "Sporadisch auftretende kleinere Ozonlöcher wird es bis Ende unseres Jahrhunderts geben – wenn sich denn alle Staaten weiter an das Protokoll halten. Sonst sieht es wieder anders aus."

Wieso ist die Ozonschicht so wichtig?

Die Ozonschicht hat sich im Laufe von Hunderten Millionen Jahren gebildet und Leben auf dem Land erst möglich gemacht. Sie absorbiert schädliche UV-Strahlung der Sonne. Experten rechnen damit, dass die Zahl der Hautkrebsfälle durch das Ozonloch noch bis 2050 steigen wird. Australien ist besonders betroffen.

Was wurde aus dem Montreal-Abkommen?

Weil Ersatz für FCKW verfügbar war, wirkte das 1987 geschlossene Abkommen zum Teil sehr schnell. Schon ein Jahr nach Inkrafttreten waren in Deutschland alle Haar-, Deo- und sonstigen Haushaltssprays FCKW-frei. Der weltweite FCKW-Einsatz ging bis 2004 um rund 97 Prozent zurück. Das Abkommen wurde immer wieder angepasst. Zum 1. Januar 2019 tritt eine Änderung in Kraft, die eine Schwäche aus den Anfangsjahren korrigieren soll: FCKW, die Fluorchlorkohlenwasserstoffe, sind als Kältemittel durch H-FKW ersetzt worden, Fluorkohlenwasserstoffe. Die schaden zwar dem Ozon nicht, die Moleküle wirken aber wie auch FCKW als starkes Treibhausgas – viel stärker als Kohlendioxid. Die Kigali-Änderung sieht vor, die Verwendung der H-FKW deutlich zu reduzieren. Das Ozon-Büro des Umweltprogramms der Vereinten Nationen geht davon aus, dass das bis 2100 ein halbes Grad Unterschied bei der globalen Erderwärmung ausmacht.

Hat der Klimawandel Einfluss aufs Ozonloch?

Weil der Ozonabbau bei Kälte stärker ist, könnte man vermuten, dass Erderwärmung dem Ozonloch hilft. So einfach ist es aber nicht. "In der Stratosphäre stellen wir zugleich eine Abkühlung fest", so Rex. Das Klima ist hochkomplex, Veränderungen des Antarktiswirbels, einem großräumigen Tiefdrucksystem, können auf Ozonzufuhr und Abbau großen Einfluss haben.

Quellen und weiterführendes Material:

- Studie des Goddard Space Flight Centers der Nasa
- Kigali-Änderung des Montreal-Protokolls

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