25-jähriges Jubiläum Mainzer Präsident Harald Strutz ist ein echter Rocker
Es ist Zeit zum Feiern. Seit 25 Jahren ist Harald Strutz Präsident beim FSV Mainz 05. Der ehemalige Dreispringer hat den Verein zu dem gemacht, was er heute ist. Was viele nicht wissen: In seiner freien Zeit, in der er sich nicht dem Sport widmet, ist der 62-Jährige Sänger und Frontmann der Cover-Rockband "The Stags". "Der Harald ist für mich der Elvis Presley aus Mainz!", sagte FSV-Vizepräsident Peter Arens einmal.
Die zweite Leidenschaft von Strutz ist also die Musik. Bei seinen Auftritten als Sänger tauscht er den Fußball gegen ein Mikro und sein Trikot auf der Bühne ist ein lässiges Outfit. Auch zu seinem Beruf passt dieses Hobby vielleicht nicht ganz hundertprozentig. Strutz arbeitet als Rechtsanwalt, sitzt für die FDP im Mainzer Stadtrat und ist Vizepräsident im Ligaverband. Er gilt als seriöser, bescheidener und gleichzeitig stets humorvoller Moderator der Mainzer Erfolgsgeschichte.
Gerade zwei Tage war Harald Strutz als Präsident des FSV Mainz 05 im Amt, da verlor die Mannschaft am heimischen Bruchweg mit 1:6 gegen den SV Meppen. Auf der Tribüne habe er sich damals gedacht: "Du meine Güte, was hast du dir da angetan?", verriet Strutz dem vereinseigenen Stadionmagazin. Eher zufällig war er auf einer turbulenten Generalversammlung zum Vorsitzenden des zu dieser Zeit verschuldeten Fußball-Zweitligisten gewählt worden - 25 Jahre ist das jetzt her - und Heimniederlagen gegen Meppen gehören für den Bundesligisten aus Rheinhessen längst der Vergangenheit an.
Dienstältester Präsident
Inzwischen haben sich die Mainzer im Oberhaus etabliert. "Wir sind von einer grauen Maus der 2. Bundesliga zu einem Bundesligisten mit mehr als 30.000 Zuschauern im Schnitt geworden", sagt Strutz. Ein Verdienst vor allem auch von ihm selbst, dem mittlerweile dienstältesten Präsidenten eines Bundesligavereins. Gemeinsam mit Strutz ist beinahe die komplette Führungsetage des Vereins seit jenem Herbst 1988 unverändert. Diese personelle Konstanz wird von allen Beteiligten immer wieder als der Schlüssel zum Erfolg des Klubs genannt. "Die Führung des Vereins war immer geprägt von Teamarbeit", sagt Strutz: "Die Kontinuität war immer unsere Stärke."
Dabei war die Entwicklung der Rheinhessen keineswegs frei von Rückschlägen. Unvergessen sind besonders die Bilder vom Saisonfinale 2003: Nachdem die 05er den Aufstieg in die Bundesliga um ein Tor verpasst hatten, saß Strutz im Anzug auf dem Rasen in Braunschweig und weinte hemmungslos. "Das war der bitterste sportliche Moment meines Lebens. Es war aber auch die Geburtsstunde des heutigen FSV Mainz 05", sagt Strutz über die Augenblicke von damals. Strutz war und ist ein eher ungewöhnlicher Präsident. Vor seinem Amtsantritt hatte der ehemalige Leichtathlet mit der schönsten Nebensache der Welt noch recht wenig am Hut gehabt.
Aufgaben haben sich verändert
In 25 Jahren als Präsident des FSV Mainz 05 hat sich die Aufgabenstellung für Strutz aber gewandelt. "Früher waren die Sorgen existenzieller", sagt er. Inzwischen ist er mehr damit beschäftigt, die gewachsenen Erwartungen im Umfeld des Vereins zu dämpfen. "Für mich ist jeder Tag, an dem wir uns für ein weiteres Jahr Bundesliga qualifizieren, wie ein Geburtstag". Spaß macht Strutz seine Arbeit für den Klub aber auch nach einem Vierteljahrhundert noch. "Wenn man wie ich so ein Leben mit dem FSV Mainz 05 verbracht hat, denkt man nicht ans Aufhören."
Ende der 60er beziehungsweise Anfang der 70er Jahre war der gebürtige Mainzer zweitbester deutscher Dreispringer. Die Olympischen Spiele 1972 in München verpasste er nur, weil er bei einem Qualifikations-Wettkampf einen Fußbruch erlitt.