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Borussia Dortmund: Jürgen Klopp ist nicht mehr unantastbar


Risse beim BVB werden immer größer
Trainer Jürgen Klopp ist in Dortmund nicht mehr unantastbar

t-online, tht

Aktualisiert am 14.04.2015Lesedauer: 4 Min.
Jürgen Klopp hat bei Borussia Dortmund noch einen Vertrag bis 2018.Vergrößern des BildesJürgen Klopp hat bei Borussia Dortmund noch einen Vertrag bis 2018. (Quelle: Team2/imago-images-bilder)
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Egal wie verkorkst die Auftritte von Borussia Dortmund in dieser Saison auch waren: Die Zukunft von Trainer Jürgen Klopp bei den Westfalen wurde nie ernsthaft in Frage gestellt. Doch seit dem 28. Spieltag ist alles anders. Nach dem uninspirierten Auftritt des BVB bei der 1:3-Pleite in Mönchengladbach und vor allem den Begleitumständen fernab des Feldes, ist urplötzlich eine Trainerdebatte entbrannt.

Die Klub-Bosse hatten in den letzten Monaten immer wieder glaubhaft versichert, dass Klopp außerhalb jeglicher Diskussion steht. Dieses Statement gilt auch jetzt noch. Schließlich hat der 47-Jährige mit zwei Meistertiteln, einem DFB-Pokalsieg sowie der Teilnahme am Champions-League-Finale großen Anteil an der jüngsten Erfolgsstory des BVB. Doch seit Gladbach ist alles irgendwie ein bisschen anders.

Zoff mit Kehl

Zu offensichtlich trat an diesem Wochenende zutage, dass in Dortmund auch atmosphärisch gewaltig der Wurm drin ist. Als Klopp in der 82. Minute Sebastian Kehl gewohnt heißblütig Anweisungen zurief, winkte der langjährige Kapitän nur abfällig mit der Hand ab und schrie zurück.

"Wir haben uns ein bisschen angebrüllt", sagte Klopp hinterher. "Das kommt vor im Leben, kein größeres Problem", versuchte der Trainer den Disput kleinzureden. Kehl indes ruderte nicht wirklich zurück: "Das war eine Situation, die ich anders gesehen habe als der Trainer." Es ist das erste Mal unter Klopp beim BVB, dass ein Spieler es gewagt hat, sich öffentlich so vehement gegen den Coach zu stellen.

Heftige Kritik an der Mannschaft

Ebenso nagelte Klopp nach der Partie sein Team verbal dermaßen an die Wand, wie er es in seinen sieben Jahren beim BVB noch nie getan hatte. "Jedes Tor war Quatsch für sich", sagte der Coach und stellte seiner Mannschaft ein vernichtendes Urteil aus: "Wir waren stets bemüht." Diese Art der Auseinandersetzung ist neu beim BVB.

Bisher war lediglich verbrieft, dass innerhalb der Mannschaft atmosphärisch längst nicht mehr die Elf-Freunde-Mentalität vorherrscht wie einst, als man mit Hurra-Fußball durch Europa pflügte. Roman Weidenfeller stauchte gegen Juventus Turin Matthias Ginter für alle sichtbar auf dem Rasen zusammen, Mats Hummels kritisierte bereits in der Hinrunde wiederum den Keeper bei der 0:1-Niederlage gegen Hannover. Und Neuzugang Ciro Immobile plauderte in einem Interview offen aus, dass der Umgang der Spieler untereinander eher unterkühlt sei. Doch seit Gladbach ist klar: Auch das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer ist nicht mehr ungetrübt.

Eigentlich sollte alles besser werden

In der Winterpause konnte Klopp Sportdirektor Michael Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke noch überzeugen, dass mit einer ordentlichen Vorbereitung und der Rückkehr der verletzten Spieler eine ganz andere Rückrunde von der Borussia zu erwarten sei. Zwar konnte der BVB das Abstiegsgespenst schnell vertreiben, doch für die Ansprüche des Klubs sind sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz keine echte Verbesserung.

Zumal die Mannschaft den Eindruck vermittelt, als gehe sie die ganze Sache gar nichts mehr an. Merkwürdig ideenlos, lethargisch und unkonzentriert schleicht sie über das Feld. Der Gegner braucht nicht einmal mehr einen Matchplan, um Dortmund zu schlagen. Er muss nur auf einen Fehler warten. Der kommt bestimmt. All dies zu ändern oder zu verhindern ist der ureigene Aufgabenbereich des Trainers.

Schwierige Zukunftsplanung

Doch über die gesamte Saison ist es Klopp nicht gelungen, diese Nachlässigkeiten abzustellen. Es muss sich also etwas Fundamentales ändern, darin sind sich alle rund um den BVB einig. Eine große Ära ist vorbei. Der Umbruch wurde vermasselt, ein neuer Umbruch muss her. Nur wie?

Es läuft letztlich auf die Frage hinaus: Mannschaft oder Klopp? Haben die Bosse den Mut, einen Großteil des Teams auszutauschen oder trennen sie sich von Klopp? 1997 entschied man sich in Dortmund gegen den Trainer. Damals behielt man als frischgebackener Champions-League-Sieger den zerstrittenen Haufen der Superstars und lobte Coach Ottmar Hitzfeld auf den Sportdirektor-Posten weg. Es folgte der schleichende Niedergang.

Am liebsten wieder mit einer A-Jugend antreten

Geht es nach den Befindlichkeiten der Fans, dann müsste im Sommer 2015 die Mannschaft dran glauben. Am liebsten wäre es den meisten Schwarz-Gelben, wenn es mit Klopp weitergehen würde. Wenn der Trainer mit ein paar Korsettstangen wie Ilkay Gündogan, Marco Reus oder Mats Hummels und einer neuen unbekannten Rasselbande das Märchen der Borussia gerade noch einmal schreiben würde. Doch das ist natürlich pures Wunschdenken.

Aber es gibt noch eine weitere Variante im Rätselraten um Borussias Zukunft. Immer öfter ist zu hören, Klopp könnte sich eine Auszeit gönnen. Die Ratlosigkeit und der Fatalismus, der immer deutlicher in Klopps Aussagen zutage tritt, befeuert diesen Gedanken zusätzlich. Noch ist es nicht mehr als ein Gerücht. Eine Auszeit wäre allerdings der eleganteste Weg einer Trennung. Denn eines ist auch klar: Feuern werden sie ihn beim BVB nicht. Dafür sind Klopps Verdienste viel zu groß und Boss Watzke hatte in der jüngsten Vergangenheit viel zu oft betont, dass der Trainer nicht entlassen wird.

Der Name Tuchel fällt immer häufiger

Eine einvernehmliche Trennung ist allerdings längst keine Utopie mehr. Zumal der Name Thomas Tuchel immer häufiger im BVB-Umfeld genannt wird. Der ehemalige Mainzer Trainer ist derzeit eine ganz heiße Aktie. Eine angebliche Einigung mit dem Hamburger SV ließ er kürzlich dementieren. Er könnte wie bereits in Mainz erneut Klopp-Nachfolger werden - diesmal eben beim BVB.

All diese Gedankenspiele machen die Zukunftsplanung der Dortmunder nicht einfacher. Gut möglich, dass einige Spieler ihre Zusage für weitere Jahre von der Zusage Klopps abhängig machen, andere vielleicht von der Demission des Trainers. Wieder andere wollen möglicherweise wissen, wer für die neue Saison verpflichtet wird. Doch wer sagt schon zu, wenn er nicht weiß, wie es tatsächlich weitergeht beim BVB?

Heikle Endphase der Saison

Mit dieser Mischung aus Frustration, Ungewissheit und "Voneinandergenervtsein" biegt Borussia Dortmund auf die Saison-Zielgerade ein. Personelle Entscheidungen werden aber erst danach fallen. Bis dahin müssen alle Beteiligten irgendwie versuchen, dass es nicht zu weiteren Negativerlebnissen wie gegen Gladbach kommt, sonst droht die Situation zu eskalieren.

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