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Plötzlich arbeitslos: Christian Eichner erlebt die härteste Zeit seiner Profi-Karriere


Christian Eichner erlebt die härteste Zeit seiner Profi-Karriere

Aktualisiert am 26.12.2013Lesedauer: 4 Min.
Christian Eichner hat im Moment viel Zeit.Vergrößern des BildesChristian Eichner hat im Moment viel Zeit. (Quelle: Bopp/imago-images-bilder)
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von Jörg Runde

So hatte sich das Christian Eichner nicht vorgestellt. Als er sich im Sommer 2013 mit den Verantwortlichen des 1. FC Köln darauf verständigte, seinen Vertrag nicht zu verlängern, ging es dem 31-Jährigen darum, etwas Neues zu machen. Der Fußball-Profi wollte eine Veränderung und bis zum Karriereende einfach noch einmal für einen anderen Klub dem Ball nachjagen. Die Aussichten waren gut, Berater Ronny Zeller hatte interessante Anfragen vorliegen, Eichner verabschiedete sich auch ohne gültigen Vertrag mit einem guten Gefühl in den Urlaub.

Zeitgleich führte Zeller viele Gespräche mit verschiedenen Klub-Managern. Gute Gespräche, die am Ende doch ohne Ergebnis blieben. „Nach und nach sind meine heißesten Optionen in der 1. und der 2. Liga weggebrochen. Und auf einmal war ich arbeitslos“, blickt Eichner auf die Entwicklung zurück.

Die Zeit zum Nachdenken genutzt

An diesem sonnigen Wintermorgen beim Frühstück in der Pforzheimer Sportbar Palm Beach erzählt Eichner ganz ruhig über die „härteste Zeit“ seiner Karriere. Er hat die schwierigen Wochen genutzt, um nachzudenken und mit sich auch in dieser schwierigen Situation ins Reine zu kommen.

Das Finanzielle ist nicht das Problem“, sagt er. Christian Eichner ist arbeitslos gemeldet, kassiert also Arbeitslosengeld. Vor allem hat er aber in seiner bisherigen Karriere bescheiden gelebt und immer ausreichend Geld zurück gelegt. „Natürlich muss ich mich mit meiner Familie finanziell einschränken, einen Mittelweg finden. Mir geht es aber nicht schlecht. Und Mitleid ist das Letzte was ich fordere.“

"Ich vermisse die Männergespräche"

Christian Eichner wirbt um Verständnis für seine Lage. Natürlich genießt er es, komplette Tage mit Frau und Tochter zu verbringen. Das gemeinsame Frühstück an den Wochenenden, die Möglichkeit abends länger auszugehen, das gefällt ihm. Seine Familien gibt ihm Halt. Aber Christian Eichner ist jung und voller Tatendrang, ihm fehlt die berufliche Struktur in seinem Leben, er will wieder arbeiten. „Ich vermisse die täglichen Männergespräche in der Kabine, das Rumalbern mit Kollegen, den Spaß beim Kicken und die Atmosphäre in einem vollen Stadion.“ Also alles Schöne, was der Job so mit sich bringt.

Fußballer zu sein sei eben nicht nur ein Beruf, es ist seine Leidenschaft. „Am schlimmsten ist es samstags und sonntags, wenn die Spiele laufen“, sagt Christian Eichner und atmet tief durch. „Dann bin ich echt genervt und gereizt.“ Einfach den Fernseher auslassen ist nicht sein Ding. Das, so sagt er, würde seine Laune auch nicht verbessern.

Die Linksverteidiger im Visier

Außerdem geben ihm die TV-Spiele ein bisschen Hoffnung. „Ich achte bei den Spielen immer auch auf die Leistungen des Linksverteidigers“, erzählt er und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Bei einigen Klubs habe ich da durchaus Bedarf ausgemacht.“

Es ist die Hoffnung auf ein baldiges Ende der vertragslosen Zeit, die ihn antreibt. Diese Hoffnung, noch einmal für ein paar Jahre die linke Abwehrseite eines Vereins zu beackern, bringt ihn auch jetzt dazu, diszipliniert zu arbeiten. Christian Eichner hat einen Fitnesscoach engagiert, mit dem er mehrmals in der Woche individuell arbeitet. Außerdem trainiert er regelmäßig bei einem Oberligisten mit.

Nur die Spielpraxis fehlt

„Ich bin auf jeden Fall fit. Was mir fehlt ist die Spielpraxis“, sagt er. Interessierte Klub-Manager beruhigt er: „Ich werde intensiv arbeiten. Dann bin ich in der Rückrunde voll da.“

Christian Eichners Berater Ronny Zeller tut alles dafür, dass die Karriere seines Klienten noch um mindestens ein Kapitel erweitert wird. „Ich bin da guter Dinge.“ Zumal der Schützling aktiv mithilft. Christian Eichner erzählt: „Den Trainer eines Zweitligisten habe ich einmal persönlich angerufen. Er hatte Bedarf, fand meine Aktion klasse und sagte mir, er wolle mich auf jeden Fall holen.“ Die Absage kam per sms.

Das Geschäft ist knallhart

„Das war richtig fies“, sagt Ronny Zeller und beschwert sich über den fehlenden Anstand in der Branche. „Ein vernünftiger Umgang miteinander ist vielerorts auf der Strecke geblieben. Das Geschäft ist wirklich knallhart und teilweise stillos.“

Christian Eichner sieht das kaum anders, auch er kennt die Unmenschlichkeit in seiner Berufswelt. „Das Profigeschäft ist eine Scheinwelt, jeder ist sich selbst der Nächste. Jeder schaut nur auf sich. Echten Teamgeist, so wie wir ihn 2007 beim Aufstieg mit dem KSC hatten, gibt es heute so gut wie nicht mehr.“

Die reale Welt ist weit weg

Das, so Christian Eichner weiter, müsse heutzutage jeder wissen, der eine Karriere als Profi-Kicker anstrebt. „Was im Profi-Fußball passiert, hat mit der realen Welt überhaupt nichts zu tun.“

Und doch gibt es für Christian Eichner keinen größeren Wunsch, als in genau diese Welt zurückzukehren. Bis zum Ende der Transferperiode im Winter hat er sich selbst Zeit gegeben, diesen Wunsch zu erfüllen. Klappt es mit der Fortsetzung der Profi-Karriere nicht, will er sein Sportmanagement-Fernstudium zügig abschließen.

Ein Trainerjob als Alternative

Auch einen Trainerjob kann sich Christian Eichner vorstellen. So ein Typ zu werden wie sein bester Trainer, KSC-Legende Ede Becker, das wäre etwas.

So hart das Fußball-Business auch ist, so sehr fesselt es Darsteller wie Christian Eichner auch. „Die Fußballbühne ist wahnsinnig faszinierend, sie kann wirklich süchtig machen.“

Die Geschichte ist ein Auszug aus "Traumberuf Fußballprofi - Der harte Weg vom Bolzplatz in die Bundesliga". Das Buch erscheint Anfang Februar im Wiley-Verlag.

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