DFB-Star in der Krise Dieser Wechsel torpedierte Timo Werners Karriere
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der FC Chelsea zahlte über 50 Millionen Euro für die Dienste Timo Werners. Überzeugen kann der Ex-Leipziger bei den "Blues" jedoch nicht. Vielmehr: seine Laufbahn steht an einem Scheideweg.
So beherzt lachend hatte man Timo Werner schon lange nicht mehr gesehen. Sein Nationalmannschaftskollege Antonio Rüdiger fiel ihm um den Hals, bedankte sich bei ihm für die Vorlage zu seinem ersten Saisontor. Dass der Treffer des Innenverteidigers das abschließende 3:0 in der Nachspielzeit eines einseitigen Londoner Derbys gegen die Tottenham Hotspur war, schien Werner für diesen Moment, in dem diese bubenhafte Leichtigkeit zurückkehrte, die seine Gesichtszüge so ausmachen, auszublenden.
Gegen die "Spurs" hatte es für den Mittelstürmer, für den der FC Chelsea im vergangenen Jahr noch über 50 Millionen Euro nach Leipzig überwiesen hatte, nur zu einem Kurzeinsatz in einer längst entschiedenen Partie gereicht. Immerhin 20 Minuten durfte der 25-Jährige diesmal mitwirken; deutlich länger als noch am Spieltag zuvor, als er beim 3:0-Sieg gegen Aston Villa nur die letzten acht Minuten auf dem Platz stehen durfte. Ein Trend lässt sich daraus vor dem Ligapokal-Duell gegen Aston Villa am Mittwoch (ab 20.45 Uhr live bei DAZN) jedoch noch längst nicht konstruieren. Werners Situation bei Chelsea ist und bleibt angespannt, wenn nicht sogar aussichtslos.
Lukaku verdrängt Werner auf die Bank
Seitdem der amtierende Champions-League-Sieger sich am 12. August mit dem belgischen Torjäger Romelu Lukaku verstärkt hat, ist Werner an der Stamford Bridge außen vor. Der 115-Millionen-Euro-Neuzugang vom italienischen Meister Inter Mailand stand seit der Erteilung seiner Spielgenehmigung in allen vier Premier-League-Partien über die komplette Spielzeit auf dem Platz und erzielte drei Tore. Zum Vergleich: Werner spielte in diesem Zeitraum magere 28 Minuten, gegen Jürgen Klopps FC Liverpool verzichtete Trainer Thomas Tuchel sogar komplett auf einen Einsatz des 45-fachen deutschen Nationalspielers.
Chelseas Verpflichtung Lukakus hatte viele Gründe, einer davon war jedoch ganz klar Werners durchwachsene Debütsaison. Nur 6 Treffer gelangen dem gebürtigen Stuttgarter in 35 Ligapartien. Zu wenig für einen Mittelstürmer, als den sich Werner selbst versteht.
Dabei stand der DFB-Star einer besseren Torausbeute oft genug selbst im Weg. Zwar hat seine größte Stärke – der explosive Antritt zum Tiefenlauf – in England nicht an Gefährlichkeit eingebüßt, doch freistehend vor dem Tor agiert Werner unüberlegt, eigensinnig, unglücklich. Seinen Konkurrenten Lukaku hingegen zeichnet seine zenhafte Ruhe vor dem Tor aus.
Lukaku bietet alle Stärken, die Werner auch hat – und noch mehr
Zudem fügt der 1,91 Meter große Belgier Chelsea als sogenannter Wandspieler eine weitere, vor allem gegen tief stehende Gegner extrem wichtige Facette hinzu: Lukaku stemmt sich in der Manier eines Handball-Kreisläufers mit seinem bulligen Körper zwischen die beiden gegnerischen Innenverteidiger, bindet so die Gegenspieler und schafft seinen Teamkollegen gleich mehrere Optionen. Eine davon: mit der Hüfte gegen den Kontrahenten etwas Raum fürs Zuspiel schaffen, Antritt, Tiefenlauf, Tor. Denn trotz seines muskelbepackten Körpers steht Lukaku dem elf Zentimeter kleineren und deutlich schmaler gebauten Werner in Sachen Schnelligkeit und Athletik in nichts nach.
Will Werner, dessen Vertrag in London noch bis Sommer 2025 läuft, nicht als unliebsamer Ersatz für einen Stürmer versauern, der in der vergangenen Saison nur eine Ligapartie verletzungsbedingt verpasste und in 32 von 38 möglichen Spielen in der Serie A in der Startelf stand, wird er sich entweder von seiner Rolle als Mittelstürmer oder vom FC Chelsea verabschieden müssen.
Für die erste Option plädiert Chelsea-Legende Glen Johnson. "Timo hat eine Zukunft bei Chelsea, aber er kann nur auf dem Flügel spielen", schrieb der frühere englische Nationalspieler in seiner Kolumne für einen britischen Wettanbieter. Die Position des Außenstürmers wäre für Werner keine neue. Immer wieder bekleidete er sie im Laufe seiner Karriere und wich auch als alleinige Spitze auf die Flügel aus, um mehr Bindung zum Spiel zu erhalten.
Tuchel meckert mit Werner – und sendet ein vergiftetes Kompliment
Besonders auf der linken Außenbahn fühlt sich der Dribbler wohl, dort kann er seine Stärken als Vorlagengeber ausspielen (allein zwölf in der vergangenen Premier-League-Spielzeit) – auch wenn das in der vergangenen Saison zu einem peinlichen Malheur führte: In der Rückrundenpartie gegen Everton stellte Tuchel Werner als rechten Flügelstürmer auf. Der Angreifer jedoch vergnügte sich eine Viertelstunde lang auf links, bis ihn der Coach im coronastillen Stadion deutlich hörbar und sichtlich angefressen auf seine taktische Undiszipliniertheit hinwies.
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Ist das Tischtuch zwischen Tuchel und Werner also zerschnitten? Mitnichten. Zumindest wenn man den öffentlichen Äußerungen des Erfolgscoaches glaubt.
"Er hat uns deutlich gezeigt, wie gefährlich er und Romelu zusammen sein können", sagte Tuchel auf der Pressekonferenz nach dem Tottenham-Sieg über Werner, ehe er ihn weiter starkredete: "Was Sie (die Presse, Anm. d. Red.) nicht sehen, sind seine Leistungen im Training. Da ist er viel entspannter, flüssiger in seinen Bewegungen, mit mehr Selbstvertrauen." Nur dürfte gerade Tuchel klar sein, dass ihm ein Trainingsweltmeister Werner allein auf dem Weg zum englischen Meistertitel und der Titelverteidigung in der Königsklasse nicht helfen wird. Denn entscheidend ist, das wusste bereits BVB-Legende Adi Preißler, "auf'm Platz".
- Eigene Recherche
- "Transfermarkt": Spielerprofile Timo Werner, Romelu Lukaku, Vereinsprofil FC Chelsea