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Kachelmann über Thomas Gottschalks Abschied: "Peinlich" | "Wetten, dass..?"


Kachelmann über Gottschalks Abgang
"Das ist verstörend und respektlos"

  • Steven Sowa
Von Steven Sowa

Aktualisiert am 29.11.2023Lesedauer: 4 Min.
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Jörg Kachelmann: Der Moderator sieht Gottschalks Aussagen sehr kritisch.Vergrößern des Bildes
Jörg Kachelmann: Der Moderator sieht Gottschalks Aussagen sehr kritisch. (Quelle: t-online)

Mit seiner live bei "Wetten, dass..?" geäußerten Kritik hat Thomas Gottschalk für Wirbel gesorgt. Ein Moderationskollege findet bei t-online deutliche Worte.

Thomas Gottschalk hat seinen Abschied von "Wetten, dass..?" mit einer Kritik am Zeitgeist verbunden. Zwei Tage nach den Aussagen des 73-Jährigen in der ZDF-Show wirkt es fast so, als würde das seinen Abgang nach 154 moderierten Folgen überschatten. Denn ob in den sozialen oder den klassischen Medien: Nun wird überall diskutiert, was der Entertainer damit gemeint haben könnte und ob er denn recht hat, wenn er beklagt, nicht mehr frei reden zu können.

Vor allem diese Aussage Gottschalks löste Diskussionen aus: "Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen – und das ist auch keine dolle Entwicklung. Und bevor hier irgendein verzweifelter Aufnahmeleiter hin und her rennt und sagt: 'Du hast wieder einen Shitstorm hergelabert.' Dann sage ich lieber gar nichts mehr." Jetzt ist die Rede von angeblichen Sprechverboten im Fernsehen, ausufernder politischer Korrektheit und der oft zitierten "Cancel Culture".

"Ich dachte, dass er cool durch eine große Tür abtreten würde"

Doch wurde Thomas Gottschalk wirklich gecancelt? Viele bezweifeln das – und einer, der wirklich weiß, wie es ist, wenn Teile der Gesellschaft einen verstoßen, ist Jörg Kachelmann. t-online hat mit dem Moderator, der jahrelang gegen Falschbehauptungen ankämpfen musste und seine Jobs verlor, anlässlich der von Gottschalk aufgeworfenen These gesprochen.

"Ich habe das Abschiedsjammer-Video gesehen und war sehr überrascht über die peinliche Larmoyanz", urteilt Kachelmann in deutlichen Worten und fügt an: "Ich dachte, dass er cool durch eine große Tür abtreten würde, nun ist es die kleinstmögliche geworden."

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Generell scheint Kachelmann, der vergangenes Jahr Abschied als "Riverboat"-Moderator nahm, wenig Verständnis für die Art der Kommunikation zu haben, die Thomas Gottschalk gewählt hat: "Wenn man so erfolgreich war und so viel Geld verdient hat mit seinem Erfolg, würde ich einen coolen, kurzen und eben dankbaren Abgang hinlegen. Froh sein über das ungeheure Privileg."

"Das ist verstörend und respektlos"

Schließlich habe der langjährige "Wetten, dass..?"-Moderator sogar "Personal, das einem Kärtchen hinhält" – und trotzdem habe es Gottschalk "mit den Namen verbaselt". Es sei also durchaus verständlich, dass es dann auch öffentlich Kritik gebe. Eine gewisse Einsicht und Reue zeigte Gottschalk allerdings nicht. "Stattdessen jammern, dass man öffentlich nicht mehr die Sau rauslassen kann wie früher und offenbar immer noch zu Hause. Das ist verstörend und respektlos gegenüber Menschen, die mehr arbeiten und weniger verdienen – also gegenüber allen", so Kachelmann.

Außerdem empfinde Jörg Kachelmann die Realität im Fernsehen auch generell anders. Eine irgendwie geartete "Cancel Culture" könne er nicht ausmachen. Er selbst habe von 2019 bis 2022 rund 120-mal die Talkshow "Riverboat" im MDR moderiert, ebenfalls ein öffentlich-rechtlicher Sender. Kachelmann sagt: "Ich musste keine Schere im Kopf haben, ich musste keinen internen Filter anwenden, um mich von meiner Privatspreche auf Fernsehniveau zu bringen."


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Das ist nicht der Gnadenhof, den man sich für Herrn Gottschalk wünschen möchte.


Jörg Kachelmann


Der 65-Jährige findet diese von Gottschalk geäußerte Unterscheidung von Privatem und Beruflichem äußerst bedenklich: "Ich kann nur ahnen, wie Herr Gottschalk sich zu Hause benimmt, wenn er Angst davor hat, mit nämlichem Verhalten öffentlich einen Shitstorm zu erzeugen." Nicht nur das. Kachelmann hält sogar ein Abdriften Gottschalks in umstrittene Medienecken für möglich. "Alte reiche Männer sollten keine Wutbürger sein und sich auf schöne Auftritte bei Julian Reichelt vorbereiten. Das ist nicht der Gnadenhof, den man sich für Herrn Gottschalk wünschen möchte."

Der ehemalige Chefredakteur der "Bild"-Zeitung ist inzwischen auf seinem YouTube-Kanal "Achtung, Reichelt!" zu finden, wo er vornehmlich mit rechtspopulistischer Meinungsmache auffällt. Ob Thomas Gottschalk aber in Zukunft tatsächlich in solchen Nischenportalen zu finden sein wird, bleibt abzuwarten. Kennen tun sich Gottschalk und Reichelt noch aus "Bild"-Zeiten. Im August 2021 trat der Entertainer zum Beispiel in der Meinungssendung "Viertel nach Acht" bei Bild TV auf und "ächzte über Corona-Maßnahmen", wie es in der entsprechenden Sendungsbeschreibung hieß.

Erhält Gottschalk also nun Applaus aus einer Ecke, in der auch Leute wie Julian Reichelt zu finden sind? "Die AfD und ihre Vorstellungen von einer Welt, wie ich sie noch als Kind in den Sechzigern erlebt habe, sind populär, furchtbar populär", zieht Jörg Kachelmann einen Vergleich und ergänzt: "Menschen in der Abendsonne ihrer Karriere wissen, wo man noch eingeladen wird, wenn man sonst nirgendwo mehr eingeladen wird. Ich erwarte, dass wir von Herrn Gottschalk hören werden in Foren, in denen er endlich sprechen darf wie zu Hause."

"Es war nicht immer schön, was ich nach 2010 erleben durfte"

Angesprochen auf seine eigene Vergangenheit und die Hürden, die er nehmen musste, während er quasi zur öffentlichen Hetzjagd freigegeben war und "Cancel Culture" der ganz realen Art erleben musste, sagt Kachelmann heute: "Die Täterinnen und Täter in meiner Causa wurden nach und nach verurteilt, die Wetterfirma ist da, und 2018 hat der MDR beschlossen, mich wieder zu 'Riverboat' zu holen und ich konnte nach vier erfolgreichen Jahren mit Kim Fisher aus freien Stücken zum 65. aufhören, obwohl ich hätte weitermachen dürfen."

Keine Spur von Groll, kein böses Blut? Jörg Kachelmann meint: "Es war nicht immer schön, was ich nach 2010 erleben durfte, aber ich hatte das Glück, den Durchhaltewillen und das Umfeld, um heute sagen zu können: Ende gut, alles gut."

Verwendete Quellen
  • Interview mit Jörg Kachelmann
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