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ARD und ZDF in der Krise – Umfrage: 75 Prozent finden Rundfunkbeitrag zu hoch


Deutsche fällen Urteil
Umfragen bereiten Sorge – ARD und ZDF in der Krise

  • Steven Sowa
Von Steven Sowa

Aktualisiert am 08.01.2024Lesedauer: 4 Min.
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ARD und ZDF: Wann endet die Dauerkrise?Vergrößern des Bildes
ARD und ZDF: Wann endet die Dauerkrise? (Quelle: imago/Hermann J. Knippertz imago images/IlluPics/Montage: U. Frey/t-online)

Überall wird auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geschimpft. Dabei zeigen die Quoten doch: Seine Angebote sind immer noch populär. Was stimmt denn nun?

Es ist schon ein wenig paradox. Da gibt es auf der einen Seite keinen Zweifel daran, dass ARD und ZDF mit ihren TV-Angeboten die meisten Fernsehzuschauer im Land erreichen – und trotzdem (oder gerade deshalb) ist die Kritik an den Sendern so groß wie nie zuvor. Spätestens seit dem Fall Patricia Schlesinger und der Glaubwürdigkeitskrise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks leiden auch die beiden größten Vertreter der Zunft unter einem Legitimationsproblem.

In diesem Jahr gab es wieder regelmäßig aufflammende Debatten um den angeblich überdimensionierten "Beamtenapparat" rund um ARD und ZDF, die schwindelerregend hohen Pensionsaufkommen der Sender oder schlicht und ergreifend um Gestaltung und Programmauswahl. Nicht zuletzt politische Kräfte im Land trommelten in Wahlkampfreden oder gar ihren Grundsatzprogrammen für eine "Verschlankung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks". Inzwischen kann niemand mehr seriös sagen, wer in Sachen Quantität das Rennen machen würde: die Reformvorschläge für die Sender oder die schiere Anzahl der TV-Kanäle von ARD und ZDF.

Angesichts der im kommenden Jahr bevorstehenden Entscheidung, wie es mit dem Rundfunkbeitrag weitergehen wird, wirft das viele Fragen auf. Zwar soll das ehemals als GEZ-Gebühr bekannte Entgelt von aktuell 18,36 Euro monatlich nur um 58 Cent auf 18,94 Euro erhöht werden, doch die Gegenstimmen haben sich diesbezüglich schon in Stellung gebracht.

Ja, der öffentlich-rechtliche Rundfunk steckt in einer Krise

Nie schien die Stimmung im Land aufgeheizter zu sein, was die Finanzierungsfrage der Sender betrifft – und daran tragen womöglich nicht nur ARD und ZDF selbst schuld. Auch die Krisen der Welt, zu denen hierzulande zweifellos auch die erhöhten Kosten in allen Lebensbereichen gehören, werden ihren Anteil daran haben. Schließlich ist es grundsätzlich ein Reizthema, wenn es darum geht, den Bürgerinnen und Bürgern Mehrkosten aufzubürden.

Zum Jahresende und mit Blick auf das neue Jahr wollte t-online deshalb wissen: Stimmt das denn überhaupt? Oder ist es nur ein Gefühl, dass die Öffentlich-Rechtlichen in einer Krise stecken und wenige Menschen bereit sind, ab der neuen Beitragsperiode 2025 mehr Geld für ihre Angebote zu bezahlen? Dafür wurden zwei Umfragen in Auftrag gegeben, die das Meinungsforschungsinstitut Civey exklusiv im Auftrag von t-online durchgeführt hat.

So lautete die erste Frage: "Inwiefern stimmen Sie der Aussage zu: 'Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steckt in einer Krise?'" Die Antwort ist eindeutig: Zwei Drittel der Deutschen, genau genommen 66 Prozent, stimmen der Aussage zu. Nur rund ein Viertel der Befragten lehnt diese Aussage ab, genauer gesagt 23 Prozent. Die restlichen elf Prozent enthalten sich und stimmen mit Unentschieden. Die Ergebnisse sind repräsentativ, mehr als 5.000 Menschen wurden befragt. Den höchsten Anteil an Menschen, die der Aussage zustimmen, findet man in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen, dort sind es 68 Prozent. Am wenigsten stimmen Menschen, die 65 Jahre oder älter sind, der These zu.

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Interessant auch der Blick auf die Ost-West-Verteilung, weil es durchaus ein gängiges Vorurteil entkräftet: Sowohl in den neuen als auch in den alten Bundesländern ist diese Stimmungslage gleich. Wenig überraschend dagegen die politische Verteilung der Stimmen: Menschen, die beabsichtigen, AfD oder CDU/CSU zu wählen, sehen die Öffentlich-Rechtlichen am ehesten in der Krise. Bei der Union sind es 73 Prozent, bei der Alternative für Deutschland sogar 84 Prozent der Befragten. Das stärkste Vertrauen in ARD, ZDF und Co. scheinen die Anhänger von Grünen und SPD zu hegen: Bei der Kanzlerpartei sind nur 47 Prozent von einer Krise überzeugt, bei den Grünen sogar nur 43 Prozent.

75 Prozent der Deutschen finden Rundfunkbeitrag zu hoch

In einer zweiten Frage an die Bundesbürger wollte t-online wissen: "Ist die Höhe des Rundfunkbeitrags von monatlich 18,36 Euro Ihrer Meinung nach eher zu niedrig oder eher zu hoch?" Drei Viertel der Deutschen geben dabei an, dass die Höhe des Rundfunkbeitrags von monatlich 18,36 Euro zu hoch sei. Rund ein Fünftel, exakt 19 Prozent, hält die Höhe des Rundfunkbeitrags für genau angemessen. Nur vier Prozent der Befragten halten ihn für zu niedrig.

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Dabei gilt die Inflation auch für die Öffentlich-Rechtlichen. Die Kosten für die Produktion und Herstellung von Programmbeiträgen sind in den letzten Monaten und Jahren nicht gesunken, im Gegenteil. Dennoch wären aktuell nur vier Prozent der Deutschen bereit, so wie aktuell von der Expertenkommission KEF vorgeschlagen, höhere Monatsbeiträge für ARD, ZDF und Co. zu zahlen.

Auch hier zeigt sich mit Blick auf die Altersverteilung das gleiche Bild. Menschen, die 65 oder älter sind, bleiben in der "zu hoch"-Fraktion mit 69 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt von 75 Prozent. Womit sich ein weitverbreitetes Bild der Öffentlich-Rechtlichen hier bestätigt: Vor allem ältere Menschen schauen die Programme von ARD, ZDF und Co. im Fernsehen – was durchaus auch die regelmäßigen Quotenerhebungen beweisen.

AfD und Union sind die erklärten Rundfunkgegner

Ebenso verhält es sich in den anderen Bereichen: Auch bei der Frage nach der Höhe der Gebühren bleiben Unterschiede zwischen Ost und West aus. Die größte Ablehnung der aktuellen Kosten ist bei Anhängern der AfD und denen der Union zu finden, Verständnis für die 18,36 Euro monatlich bringen noch am ehesten Wählerinnen und Wähler der Grünen auf, gefolgt von SPD und Linken, die in dieser Frage jeweils gleichauf sind.

Angesichts dieser neuen Umfrageergebnisse zeigt sich: Das Legitimitätsproblem der Öffentlich-Rechtlichen setzt sich weiter fort – und wird vor allem im kommenden Jahr zu einem Thema werden, wenn spätestens im Frühjahr feststeht, ob eine Erhöhung des Beitrags ab 2025 kommen wird oder nicht.

Civey hat für t-online vom 05.12. bis 11.12.2023 online rund 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten (Gesamtergebnis).

Verwendete Quellen
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