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Blutiger "Polizeiruf 110": Psycho-Horror im Hauptprogramm


Blutiger "Polizeiruf 110"
Psycho-Horror im Hauptprogramm

t-online, jho/LS

12.01.2014Lesedauer: 3 Min.
Der Auftakt des "Polizeirufs: Liebeswahn" ist nichts für zarte Gemüter.Vergrößern des BildesDer Auftakt des "Polizeirufs: Liebeswahn" ist nichts für zarte Gemüter. (Quelle: NDR/Christine Schröder)
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Psycho-Horror statt beschaulicher Krimi: Im "Polizeiruf 110" am heutigen Sonntagabend geht es zu Beginn äußerst blutig und brutal zu. So blutig, dass sich die Frage stellt, warum die Folge "Liebeswahn" überhaupt um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird - und nicht wie der letzte "Tatort: Franziska" aus Jugendschutzgründen ins Spätprogramm ab 22 Uhr verschoben wird.

Zur Erinnerung: Im "Tatort: Franziska" wurde die Kölner Assistentin Franziska Lüttgenjohann im Gefängnis als Geisel genommen und von ihrem Peiniger am Ende des nervenzerreißenden Krimis umgebracht. Im "Polizeiruf" geht es zunächst weniger subtil zu: Hier beginnt der Krimi mit einem Mann, der in einem Kellerraum festgehalten wird, der Mund mit einer Metallklammer fixiert. Offensichtlich wurde ihm die Zunge herausgeschnitten. Ihm gelingt die Flucht, er kann sich bis zu einem Taxi schleppen, in dem er schließlich verblutet. Und das ist nicht zu brutal für Zwölfjährige?

"Widerlich, ekelerregend, ganz übel", so das Fazit von Francois Werner vom Internet-Portal "tatort-fundus.de" gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Eine derartige Szene dürfe man "auf gar keinen Fall" um 20.15 Uhr zeigen. Doch dieser Meinung sind die Jugendschützer offenbar nicht.

"Bei uns gibt es einen Ausweg"

Laut NDR-Fernsehfilmchef Christian Granderath bestehe der Unterschied zwischen dem "Tatort" und dem "Polizeiruf" in deren Auflösung: "Im Unterschied zu 'Franziska' gibt es bei uns einen Ausweg", sagte er gegenüber "Bild am Sonntag". "Die Kommissare stellen am Ende Recht und Ordnung wieder her."

Ähnlich sieht das auch Professor Joachim von Gottberg von der "Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen" (FSF): "Sobald wie beim Rostocker 'Polizeiruf' ein Fall abgeschlossen und der Mörder verhaftet ist, wird der Krimi von den Zuschauern schnell vergessen", gibt er der "BamS" als Begründung an. Franziskas Tod am Ende des "Tatorts" vermittle dagegen den Eindruck, die Welt sei und bleibe böse. "Das ist vor allem für jugendliche Zuschauer schwer zu verarbeiten."

Härte ist wichtig

Warum überhaupt solche drastischen Szenen? Dem "Polizeiruf"-Regisseur Thomas Stiller ist Härte in einem Krimi wichtig, wie er gegenüber "BamS" betont: "Ich finde es problematisch, wenn man Gewalt so inszeniert, dass die Zuschauer einen Krimi gemeinsam mit ihren Kindern gemütlich bei einer Tasse Schokolade gucken können. Das halte ich für eine Verharmlosung von Verbrechen."

Großartiger Krimi aus Rostock

Die Schokolade könnte den Zuschauern beim "Polizeiruf" tatsächlich im Halse stecken bleiben. Trotz aller Brutalität zu Beginn ist der Fall der Rostocker Kommissare aber doch ein großartiger Krimi, der den Ruf des Ermittlerteams Bukow (Charly Hübner) und König (Anneke Kim Sarnau) als eines der besten im deutschen TV bestätigt.

Darum geht es vordergründig: Ein Mann mit herausgeschnittener Zunge verblutet auf dem Rücksitz eines Taxis. Wer hat ihn so übel zugerichtet? Die Kommissare verdächtigen erst die Russenmafia. Dann vermuten sie abartige Sexpraktiken.

Worum geht's wirklich?

Um manischen Liebeswahn. Und welche Folgen dieser annehmen kann, bekommen bald auch Kommissar Bukow, seine Frau und seine Kollegin zu spüren.

Wie sieht's mit Spannung und Glaubwürdigkeit aus?

Die Geschichte ist aufregend und hochspannend. Das liegt daran, dass Drehbuchautor und Regisseur Thomas Stiller die Persönlichkeiten der Hauptcharaktere weiter ausleuchtet und zwei von ihnen einen One Night Stand begehen lässt - mit verheerenden Folgen für die Beteiligten und ihr Umfeld. Denn plötzlich geschehen beängstigende Dinge. Und die Kommissare tappen völlig im Dunkeln. Erst ab Minute 48 bekommt man eine Ahnung, wer hinter all dem stecken könnte. Der Glaubwürdigkeit tut das einen leichten Abbruch. Der nervenzerreißenden Spannung nicht.

Lohnt sich das Einschalten?

Unbedingt. Auch wenn man über die schon angesprochene Szene gleich zu Beginn streiten kann. Doch der Rostocker "Polizeiruf" beweist damit einmal mehr, dass er sich nicht an gängige deutsche Krimi-Konventionen hält. Und das ist gut so. "Liebeswahn" überzeugt neben seiner bedrohlichen Atmosphäre auch mit düsteren und unheimlichen Klangcollagen, die alles Unheil dieses Falles akustisch erlebbar machen. Die Angst der Protagonisten wird dadurch förmlich spürbar. Dazu zeigt der Film auf erschreckende Weise, in welche Abgründe Liebe und Leidenschaft führen können, wenn sie zur Manie werden.

"Polizeiruf 110: Liebeswahn", 12. Januar 2014, ARD, 20.15 Uhr

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