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"Tatort: Der Fall Holdt" mit Maria Furtwängler: Vorab-Check


"Tatort" im Krimi-Check
"Irgendwer hat die so richtig vermöbelt"

von Verena Maria Dittrich

Aktualisiert am 05.11.2017Lesedauer: 3 Min.
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Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler) und Kollegin Schäfer (Susanne Bormann ermitteln im Fall Holdt.Vergrößern des Bildes
Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler) und Kollegin Schäfer (Susanne Bormann ermitteln im Fall Holdt. (Quelle: NDR/Marion von der Mehden)

Die Bankiersgattin Julia Holdt wird brutal entführt. Parallelen zum realen Kriminalfall "Maria Bögerl" sind durchaus beabsichtigt. Charlotte Lindholms 25. "Tatort" geht extrem an die Substanz.

Der Plot:

Julia Holdt (Annika Martens) wird eines Morgens auf dem Weg zu einem Reiterhof in einem Waldstück verschleppt. Die Entführer gehen mit äußerster Brutalität vor und verlangen 300.000 Euro Lösegeld, andernfalls drohen sie damit, der Bankiersfrau den Kopf abzuschneiden. Frank Holdt (Aljoscha Stadelmann), Julias Ehemann, will die Übergabe auf eigene Faust regeln, doch sein Schwiegervater (Ernst Stötzner) schaltet die Behörden ein. Julias Leben schwebt in Gefahr. Hat Frank Holdt etwa Recht und die Täter beobachten sein Haus?

Als Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) auf der Bildfläche erscheint, laufen die Ermittlungen bereits auf Hochtouren. Ihre jüngere Kollegin Bormann (Frauke Schäfer) hat die Angelegenheit im Griff - vorerst angenehm für die Kommissarin, die gerade selbst Opfer eines brutalen Angriffs wurde. Weil bei einem Clubbesuch vor der Damentoilette eine Schlange stand, pinkelte Lindholm auf einem Parkplatz vor dem Club zwischen zwei Autos - und wurde dabei erst gefilmt und schließlich brutal zusammengeschlagen.

Das Martyrium der Ermittlerin hat Auswirkungen auf ihre Arbeit. Als der Entführungsfall eine dramatische Wende nimmt, gerät der Ehemann des Opfers ins Visier der Polizei. Und Lindholm, die mit ihren eigenen Dämonen kämpft, verliert nach und nach ihre berufliche Objektivität. Die Kollegen beginnen zu munkeln. Vielleicht säuft sie, vielleicht hat sie "irgendwer so richtig vermöbelt."

Der echte Fall:

Der Einfluss des realen Entführungsfalls von Maria Bögerl, die 2010 in Baden-Württemberg zuerst entführt und anschließend ermordet wurde, ist dem Drehbuch deutlich anzumerken. Das grausame Verbrechen, das bis heute zu einem der spektakulärsten und immer noch ungelösten Kriminalfälle Deutschlands gehört, diente nicht nur als lose Vorlage, auch wenn laut Produzentin Kerstin Ramcke die Handlung deutlich verändert wurde.

Das Schicksal der Bankiersfamilie Bögerl war in jenen Tagen das Medienereignis: eine vermisste und später ermordete Bankiersfrau, eine geplatzte Lösegeldübergabe, ein Ehemann, der ins Visier der Ermittlungen gerät und ein verzweifelter Hilferuf in der Sendung "Aktenzeichen XY". Ein Jahr später beging Maria Bögerls Witwer Suizid. In seiner Todesanzeige schrieben seine Kinder: "Unser lieber Vater (...) hat den Verlust seiner geliebten Frau, die erfolglosen polizeilichen Ermittlungen und die unsäglichen Verleumdungen (...) nicht mehr ertragen."

Wer Maria Bögerl entführt und ermordet hat, ist bis heute ein Rätsel. Der neue "Tatort" aus Niedersachsen macht aus dem Fall Bögerl den "Fall Holdt".

Die Inszenierung:

Regisseurin Anne Zohra Berrached ist eine aufwühlende, glaubhafte Geschichte gelungen. Die Inszenierung ist straff, authentisch und stellenweise extrem unangenehm und lässt den Betrachter nicht unbeteiligt. Alle Akteure werden von ihren Dämonen in die Enge gedrängt. Jeder verliert.

Kamera, Musik und Schnitt arbeiten Hand in Hand. Darüber hinaus zählt Furtwänglers Darbietung der Anti-Heldin gewiss mit zu den besten Leistungen ihrer bisherigen Karriere.

Beste Szene:

Kommissarin Lindholm erklärt dem Forensik-Team, wie man seinen Job richtig erledigt. "Hier sehen Sie, das sind Lackspuren und Glassplitter. Und an diesem Baum ist die Rinde abgefahren, außerdem steht Ihr Einsatzfahrzeug auf dem Blut des Opfers." Verzweifelt dargeboten bleibt Lindholm trotz ihrer Verfassung höchst professionell.

Das Fazit:

10 von 10 Punkten. "Der Fall Holdt" ist ein Paradebeispiel für einen gelungenen TV-Krimi. Die Schauspieler, allen voran Maria Furtwängler und Aljoscha Stadelmann, laufen zur Höchstform auf. Man sollte sich den Sonntagabend unbedingt freihalten!

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