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Aktienfonds: So schmieren die "Guru"-Fonds derzeit ab


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Prominente Fondsmanager derzeit eher glücklos

Von t-online
Aktualisiert am 07.09.2016Lesedauer: 4 Min.
Auch der Fonds des prominenten Börsen-Experten Dirk Müller hinkt derzeit mit seiner Performance dem Markt hinterher.Vergrößern des BildesAuch der Fonds des prominenten Börsen-Experten Dirk Müller hinkt derzeit mit seiner Performance dem Markt hinterher. (Quelle: imago/hoffmann)
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Je größer der Name, desto kleiner die Rendite. Das könnte man meinen, wenn man sich derzeit die Performance von Aktienfonds anschaut, die von Prominenten geführt oder beraten werden. In den Medien werden die Fonds bekannter Namen derzeit heftig gescholten. Zu Unrecht?

"Der Absturz der Promi-Fonds" titelte "Faz.net". Zuvor hatte der Chefredakteur von "Der Fonds", Egon Wachtendorf, am Freitag in seiner Newsletter-Kolumne mit "Messlatte des Misserfolgs" vorgelegt.

Performance seit Februar unterdurchschnittlich

Es geht um folgende vier Aktienfonds: Max Otte Vermögensbildungsfonds, PI Global Value (hinter dem ebenfalls die Analysen von "Börsenprofessor" Otte stehen), Dirk Müller Premium Aktien von "Mr. Dax" sowie Vicenda Multi Asset Opportunities, der vom Schweizer Crash-Propheten Felix Zulauf mit seinem Sohn Roman gemanagt wird.

Alle vier Aktienfonds hinken großen Vergleichs-Indizes derzeit hinterher. Während der MSCI World, der MSCI Europe Net Return und auch der Dax insbesondere seit dem Jahrestief im Februar deutlich zulegen konnten, zeigen die vier Promi-Fonds im gleichen Zeitraum Verluste.

Vergleichs-Indizes mit besseren Ergebnissen

Nimmt man April 2015 als Startdatum (als zum Dax-Allzeithoch der Müller-Fonds aufgelegt wurde), sieht die Bilanz nicht wirklich besser aus: Alle vier Fonds zeigen eine negative Performance - von minus 7,5 Prozent für den Dirk-Müller-Fonds bis hin zu minus 15 Prozent für den PI Global Value. Die Vergleichs-Indizes verloren im gleichen Zeitraum weniger.

Laut Berechnungen des Fondsanalyse-Hauses Morningstar gehört der Otte-Fonds über die vergangenen drei Jahre sogar zu den schlechtesten Fonds bundesweit. Von "Vermögensbildung", wie es etwa der andere Fonds von Max Otte im Namen verspricht, kann derzeit jedenfalls keine Rede sein.

Absicherung gegen Kursverluste kostet

Über die Gründe für das bescheidene Abschneiden der vier Fonds kann nur gemutmaßt werden. Die Wertentwicklung des Vicenda-Fonds zeigt fast eine gespiegelte Kurve des marktbreiten MSCI World - ähnlich wie es ein Fonds täte, der statt auf Kursgewinne auf Verluste wettet. Beim ehemaligen Hedge-Fonds-Manager Felix Zulauf wäre das eine einleuchtende Erklärung.

Dirk Müller macht keinen Hehl daraus, dass seine Aktien-Positionen gegen kräftige Kursverluste abgesichert werden, es gehört zur langfristigen Strategie des Fonds. Steigen die Kurse an der Börse, kostet die Versicherung ein paar Punkte an Wertsteigerung.

Auch Max Otte äußerte sich in den vergangenen Monaten immer wieder sehr skeptisch zu Europa und den Aktienmärkten. Sorgen also die Absicherungen der Fondsmanager für Performance-Verluste?

Otte will wieder selbst managen

Gegenüber "Faz.net" erklärt der BWL-Professor die Verluste eher ungewöhnlich: "Er habe in den zurückliegenden Jahren versucht, ein Investment-Team aus mehreren Leuten aufzubauen, das im Konsens über Kaufentscheidungen für bestimmte Aktien entscheiden sollte. Dies habe nicht funktioniert", zitieren die Frankfurter Otte. Er habe Lehrgeld gezahlt. Nun treffe er wieder selbst die Anlageentscheidungen.

Egon Wachtendorf sieht noch eine andere Ursache für die oft schwachen Ergebnisse der Promi-Fonds: "Wann bitte schön haben die prominenten Manager überhaupt Zeit, sich ernsthaft um die Auswahl aussichtsreicher Aktien zu kümmern oder ihr Portfolio neuesten Trends anzupassen?" fragt der Fonds-Experte rhetorisch.

Gerade Otte sei ein "wahrer Hansdampf, der an zwei Hochschulen unterrichtet, Bücher schreibt, täglich Interviews für Presse, Funk und Fernsehen gibt, regelmäßig Vorträge hält, auf Fach-Kongressen an Diskussionsrunden teilnimmt und sich neuerdings auch noch in führender Position bei der Initiative "Rettet unser Bargeld" engagiert."

Bereits im vergangenen Jahr bekannte Otte in der "Welt": "Die Fernsehprominenz ist eher ein Störfaktor. Dagegen muss man sich isolieren."

Zu wenig Zeit fürs Fondsmanagement?

Der unter dem Spitznamen "Mr. Dax" bekannt gewordene Dirk Müller ist ähnlich oft in der Öffentlichkeit unterwegs, schreibt Bücher und begeistert mit seinen sachkundigen, eloquenten und leicht verständlichen Vorträgen seine Zuhörer. Doch wann werden jene Ideen geboren, die den Dirk Müller Premium Aktien von konkurrierenden Produkten abheben sollen?

Wachtendorf fragt weiter: "Wie viel Müller steckt überhaupt in dem inzwischen immerhin knapp 80 Millionen Euro schweren Fonds, wie viel verantwortet sein Co-Manager Andreas Schmidt von der Frankfurter Vermögensverwaltung Focam?"

Langfristige Entwicklung ist entscheidend

Dirk Müller reagierte prompt via Facebook: Für ihn sei die Kritik "pure Polemik ohne jede Substanz". Der Fonds sei konzipiert, um über Jahre ein gutes Ergebnis zu erzielen und dabei geringere Schwankungen (besonders nach unten, aber dadurch auch zwangsläufig nach oben) aufzuweisen. "Den Erfolg des Fonds dürfen wir gerne nach fünf bis zehn Jahren beurteilen."

Wer keine Phase eines Rückstands auf den Gesamtmarkt ertrage, dafür aber in stürmischen Zeiten mit Verlusten von 50 bis 70 Prozent leben könne, sollte sich eh lieber einen ETF kaufen, empfiehlt Müller dort. "Wenn ich einen SUV kaufe, um auch für Geländefahrten gerüstet zu sein, kann ich mich nicht beklagen, dass er nicht so schnell wie ein Rennwagen ist."

Wachtendorf, der dem Fonds anfangs durchaus wohlwollend gegenüberstand, störte allerdings bereits bei der Auflegung ein wenig das marktschreierische Marketing-Geklingel à là 'Ich habe auf dem ganzen Markt keinen einzigen Investmentfonds gefunden, der meinen Ansprüchen genügt, also mache ich mir jetzt selber einen'.

Immer wieder schließen "Guru-Fonds"

Gegenüber t-online.de macht er zwar keinen Hehl, dass sein Kommentar zu den Promi-Fonds polemisch sei. "Ob er deswegen 'ohne jede Substanz' ist? Warten wir es ab", so Wachtendorf. "Ich für meinen Teil möchte jedenfalls keinen Aktienfonds im Depot haben, dessen Manager einen großen Teil des Tages mit anderen Aufgaben als dem klassischen Fondsmanagement verbringt."

Schon anderen "Guru"-Fondsmanagern, die oft in der Öffentlichkeit auftraten, wurde Überheblichkeit zum Verhängnis. So verabschiedete sich bereits im Jahre 2003 der Thieme International von Heiko Thieme und 2006 gab Bernd Förtsch seinen DAC-Fonds UI auf. Jüngstes Opfer: Der ehemalige n-tv-Reporter Stefan Riße musste im April seinen Riße Inflation Opportunities nach großen Wertverlusten schließen. "Rückblickend hatte ich unterschätzt, wie es ist, derart im Rampenlicht zu stehen", hatte Riße im Mai gegenüber "Fonds professionell" gesagt.

Ein Problem kommt hinzu: Fonds werden anhand ihrer Wertentwicklung beurteilt - auch kurzfristig. Bleibt diese aus, halten sich auch neue Anleger mit Käufen zurück, und zittrige Hände verkaufen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die aktuellen Promi-Fonds künftig wieder erholen.

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