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333er-Gold darf sich nicht mehr Goldschmuck nennen


EU-Richtlinie
333er-Gold darf sich bald nicht mehr Goldschmuck nennen

t-online.de - Martin Mrowka, mit Material von AFP

Aktualisiert am 04.03.2013Lesedauer: 3 Min.
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Goldene Eheringe - bald mindestens mit 375er GoldanteilVergrößern des Bildes
Goldene Eheringe - bald mindestens mit 375er Goldanteil (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Die verhältnismäßig günstigen 333er-Glanzstücke werden oft als "Gold der Armen" verspottet, doch mit dem rasanten Anstieg der Goldpreise im Zuge der Finanz- und Schuldenkrise zog die Nachfrage nach Schmuck mit niedrigen Goldanteilen in vielen Ländern Europas an. Eine EU-Richtlinie könnte den Käufern des beliebten Goldschmucks in Deutschland jedoch bald den Spaß verderben: Erst ab 9-karätigem Gold (375er) darf sich der Schmuck dann noch "Gold" nennen.

333er-Gold ist künftig "goldhaltiges Metall"

In Deutschland ist Goldschmuck vor allem in drei verschiedenen Legierungen gebräuchlich: 333er, 585er und 750er. Ersteres ist eine 8-karätige Legierung, bei der auf 1000 Gewichtsanteile 333 Anteile reines Gold kommen, 585er wird auch als 14-karätig bezeichnet und 750er-Gold als 18-karätig. Eine EU-Richtlinie will den Mindestfeingehalt heraufsetzen und die Stempelung künftig EU-weit einheitlich regeln. Demnach darf sich 333er-Goldschmuck nur noch "goldhaltiges Metall" nennen, es darf dann nicht mehr als Gold bezeichnet werden. Es soll abgelöst werden durch 375er-Legierungen. Erst ab 585er kann von "Schmuckgold" bzw. "hochwertigem Schmuckgold" (750er) gesprochen werden. Der internationale Standard werde 750 Teile von 1000 Anteilen reines Gold.

EU strebt nach höherem Mindestfeingehalt

In vielen Ländern gilt die EU-Richtlinie bereits, in Deutschland wird sie noch nicht umgesetzt. Zu groß sind die nationalen Interessen. Besonders das Streben nach einem höheren Mindestfeingehalt für Gold (375 Promille) und die vorgesehenen Kontrollen der Stempel sorgt hierzulande für Verstimmung. Das deutsche Stempelgesetz ("Punzierung") gilt im internationalen Vergleich als recht großzügig für Hersteller und Handel. Die neue Richtlinie bringt neben dem neuen Mindestfeingehalt noch eine Reihe von weiteren Erschwernissen (u.a. Punzierung auch für Platin und Palladium, Stempelzwang, registrierter Firmenstempel).

Niedriger Goldanteil ohne Goldeigenschaften

Goldschmied Harald Braam erläutert auf seiner Internetseite, dass Schmuck mit "333/ooo" gestempelt bereits jetzt kein Goldschmuck ist: Es sei gerade in Deutschland schwierig, "den Kunden davon zu überzeugen, dass der sog. 333er-Goldschmuck keine Goldeigenschaften aufweist, der Schmuck schon nach kurzer Zeit ... dunkel anläuft". Das Metall könne durch Umwelteinflüsse wie Schweiß und Salze brüchig werden, es korrodiere und verschleiße leicht. "Dieser Schmuck lässt sich auch kaum mehr weiter verkaufen", schreibt Braam. Reparaturen und Änderungen seien zudem nur mit sehr großem Aufwand möglich.

Boom von 750er-Goldschmuck in Frankreich

In der Schweiz bezeichnet man 333er-Legierungen mit acht Karat bereits als goldhaltiges Metall oder gar als Imitat. In Frankreich gibt es 333/ooo Legierungen nur in billigen Ramschgeschäften, in Fernost nur auf Basaren. In Frankreich dominiert bereits das 18-karätige Gold, das auch als 750er Gold bezeichnet wird. Im vergangenen Jahr hätten die Händler Schmuck aus diesem Gold im Wert von 1,9 Milliarden Euro verkauft, versichert Hubert Lapipe vom französischen Branchenverband Francéclat. Hauptgrund für die Trendwende ist der rapide Anstieg der Goldpreise, die im Zuge der Krise 2011 um 23 Prozent und 2012 noch einmal um 14 Prozent in die Höhe geklettert sind. Dies hat auch die Preise für 18-karätiges Gold hochgetrieben.

Aufstieg des 375er-Goldes

Doch überrascht hat die Branche "Gold der Armen". 2012 wurden in Frankreich Schmuckstücke aus 9-karätigem Gold im Gesamtwert von 400 Millionen Euro verkauft. Das 375er Gold sei heute "die Referenz", versichert Lapipe. Einige besonders renommierte Juweliere weigern sich zwar immer noch, die minderwertigere Goldlegierung zu verarbeiten. Doch immer mehr Händler passen sich dem neuen Trend an. "Der Erfolg des 375er Goldes ist einfach: der Preis", sagt Guy Subra, Vorsitzender des französischen Juwelierverbandes. Heute könne es sich die Branche nicht mehr leisten, auf dieses Metall zu verzichten. "Der Verbraucher fordert oft die billigsten Produkte."

Auch in Deutschland ist das 375er Gold im Kommen, bestätigt Thilo Brückner vom Bundesverband Schmuck und Uhren in Pforzheim, der rund 180 Hersteller vertritt. Der steigenden Goldkurs zwinge die Branche zudem zu mehr Kreativität: "Die Hersteller machen aus der Not eine Tugend und suchen nach neuen Legierungen."

Gold der Armen vor allem bei jungen Erwachsenen beliebt

Gerade bei jungen Erwachsenen, die noch nicht über das nötige Kleingeld verfügen, sind derzeit noch die günstigeren 333er-Schmuckstücke beliebt, etwa als Verlobungsring. Die Ankaufspreise von Goldhändlern in der Tabelle geben eine Orientierung: Ein Gramm Schmuckgold 333 ist mit etwa 11,60 Euro derzeit fast 50 Prozent günstiger als für Schmuckgold 585, das etwa 20,50 Euro pro Gramm kostet. 375er-Gold dürfte als Nachfolger von 333er künftig eine noch bezahlbare Alternative sein.

Gold-Legierung Ankaufspreis pro Gramm
333er (8 Karat) 11,66 Euro
375er (9 Karat) 13,14 Euro
585er (14 Karat) 20,49 Euro
750er (18 Karat) 26,28 Euro
916er (22 Karat) 32,09 Euro
zum Vergleich:
999,9 Feingold 35,04 Euro

Stand: Anfang März 2013

Deutsche Schmuck-Designer experimentierten zunehmend mit neuen Materialien - Eisen, Bronze und Messing etwa in Kombination mit Gold und Silber. Aber auch Aluminium, Edelstahl und Farbsteine würden zunehmend von Gold- und Silberschmieden zu Schmuckstücken verarbeitet. Und: Gold werde oft sehr filigran verarbeitet, sagt Brückner - das spart Material und damit Kosten. Doch letztlich bleibe immer das "Preisargument". Bei bestimmten Artikeln gehe der Kunde allerdings lieber auf Nummer sicher und greife tiefer in die Tasche - etwa beim Kauf von Eheringen, die schließlich das ganze Leben halten sollten.

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