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Viessmann: Die Kritik am Verkauf ist bequem, aber unehrlich – ein Kommentar


Viessmann-Verkauf
Bequem, aber unehrlich

MeinungVon Frederike Holewik

26.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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VIESSMANN-M&A/CARRIER GLOBAL-GERMANYVergrößern des Bildes
Werk der Firma Viessmann: Die Eigentümerfamilie will große Teile des Geschäfts verkaufen, was Kritik hervorruft. (Quelle: FABIAN BIMMER)

Viessmann verkauft sein Kerngeschäft, und Deutschland ist geschockt. Diese Haltung ist vielleicht bequem, aber unehrlich.

Mehr als hundert Jahre dauert die Erfolgsgeschichte der Familie Viessmann bereits an. Doch damit ist jetzt Schluss: Wie am Dienstag bekannt wurde, verkauft sie das Wärmepumpen- und Gasheizungs-Geschäft und gibt damit 85 Prozent des Umsatzes an die amerikanische Firma Carrier Global ab.

Die Sektkorken aber knallen nur bei Familie Viessmann. Politiker und andere Unternehmer sind schockiert, beschwören das Ende des Industriestandorts Deutschland herauf und suchen nach Schuldigen.

Damit machen sie es sich zu einfach. Denn mit dem Finger auf andere zu zeigen ist leichter, als sich damit an die eigene Nase zu fassen. Fehler am Energiestandort Deutschland haben sowohl die Politik als auch die Industrie gemacht.

Auch bei Viessmann spielte das wohl eine Rolle. Einen großen Teil des Umsatzes macht das Unternehmen nach wie vor mit Gasheizungen, doch die sollen verboten werden. Im Bereich Wärmepumpen kann Viessmann – wie auch andere deutsche Hersteller – kaum der Nachfrage hinterherkommen. Da diese noch deutlich steigen dürfte, lag der Verkauf an eine amerikanische Marktgröße auf der Hand. Wie genau der Deal aussieht und was das für den deutschen Markt bedeutet, lesen Sie hier.

Gebäudesektor verursacht die meisten Emissionen

Dabei sollte allen Beteiligten längst klar sein: Der Gebäudesektor – mit 40 Prozent der größte Verursacher von CO2-Emissionen – muss klimafreundlicher werden. Auch am Gebäudeenergiegesetz wird schon seit Jahren gearbeitet.

Nun werfen FDP-Politiker ihrem Partner in der Ampelregierung, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), vor, Teile des deutschen Mittelstands zu opfern, wenn er Öl- und Gasheizungen verbietet.

Auf diese Argumentation ziehen sich auch die Unternehmer selbst nur zu gerne zurück. Die neue Präsidentin des Verbandes "Die Familienunternehmer", Marie-Christine Ostermann, etwa gab ebenfalls Habeck die Schuld am Verkauf des Kerngeschäfts von Viessmann. Seine Politik führe dazu, "dass Viessmanns bisheriges Kerngeschäft mit Gasbrennern quasi verboten wird, während Wärmepumpen ab Jahreswechsel zum Standard werden, wobei die hohen Subventionen inzwischen internationale Wettbewerber anlocken", sagte sie dem "Handelsblatt".

Eine bequeme Haltung, da sie die Handlungsmacht der Unternehmen verkennt. Natürlich hätte eine Reform erst später erfolgen können. Doch damit wäre das Problem lediglich aufgeschoben worden. Denn deutsche Unternehmen hätten weiter, der veränderten Weltlage ungeachtet, klimaschädliche Heizungslösungen verbaut. Statt in klimafreundliche Lösungen zu investieren.

Deutsche Unternehmen haben die Wende verschlafen

Ähnlich wie die vorherigen Bundesregierungen bei der Frage nach der allgemeinen deutschen Energieversorgung sah auch die Heizungsbranche bis zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine keine Notwendigkeit, sich von Öl und Gas abzuwenden. Umso härter und unvorbereiteter trifft sie nun die Umstellung.

Dabei zeigte sich der Trend zur Wärmepumpe in den vergangenen Jahren bereits an steigenden Absatzzahlen. Dass die deutsche Industrie diese Wende verschlafen hat, ist besonders bitter, da die Konkurrenz die Lage wachsam verfolgt hat. Große asiatische Konzerne wie Samsung und Mitsubishi bringen sich nun in Stellung, um einen Teil des deutschen Marktes zu übernehmen.

Mehr vorausschauendes Handeln und die immer wieder beschworene Offenheit für Technologien – in diesem Fall: der Wärmepumpen-Technik – hätten der Branche also durchaus gutgetan und die aktuelle Panik begrenzt.

Hätte all das etwas an der Entscheidung der Familie Viessmann geändert? Wohl kaum. Mit einer Verkaufssumme von 12 Milliarden Euro bei einem Jahresumsatz von rund 4 Milliarden Euro und einer ganzen Reihe an Zusicherungen für Mitarbeiter und Standorte handelt es sich nach Branchenkennern um einen sensationellen Deal – nach ersten Erkenntnissen auch für den Industriestandort Deutschland. Auch viele Kritiker müssen sich da wohl eingestehen, dass sie nur zu gern eingeschlagen hätten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • handelsblatt.de: "Viessmann-Deal schockiert die Berliner Politik"
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