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Psychotherapeuten bieten neue Sprechstunde an


Lange Wartezeiten ade
Psychotherapeuten bieten neue Sprechstunde und "Telefondienst" an

dpa, MHa

Aktualisiert am 17.06.2017Lesedauer: 3 Min.
In der Sprechstunde erfahren Patienten schnell, ob sie krank sind oder ob sie nur eine Krise haben.Vergrößern des BildesIn der Sprechstunde erfahren Patienten schnell, ob sie krank sind oder ob sie nur eine Krise haben (Quelle: dima_sidelnikov/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Mit einem psychischen Leiden sollte man zum Therapeuten gehen. Bisher konnte es aber Monate dauern, bis dort ein Termin frei wurde. Die Psychotherapeuten bieten deshalb ab 1. April eine neue Sprechstunde an, das teilt die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) mit.

Was ändert sich für Patienten?

Psychotherapeuten müssen laut der neuen Richtlinie pro Woche mindestens zwei Stunden (vier Einheiten zu je 25 Minuten plus Pause) für Sprechstunden zur Verfügung stehen. Die neue Sprechstunde sei auch eine präventive Maßnahme, denn "nicht jeder ist ja wirklich psychisch krank", sagt BPtK-Präsident Dietrich Munz.

Das verbessert sich noch: "Telefondienst"

Psychotherapeutische Praxen müssen mindestens 200 Minuten in der Woche telefonisch erreichbar sein. Auch diese Zeit muss in Einheiten von mindestens 25 Minuten angeboten werden. Der Psychotherapeut muss diesen "Telefondienst" aber nicht persönlich leisten, sondern kann dafür auch Praxispersonal oder einen Dienstleister einsetzen.

Im Prinzip kann am Telefon ein Termin für ein erstes Gespräch vereinbart werden. Möglicherweise kann hier auch schon eine gewisse Dringlichkeit für einen Sprechstundentermin festgestellt werden.

Wie ist mit einem Notfall umzugehen?

Für Menschen, die sehr schnell Hilfe benötigen, gibt es ein weiteres neues Angebot: die Akuttherapie. "Wer etwa nicht mehr arbeitsfähig ist, muss gleich behandelt werden", sagt Munz. In diesem Fall kann ohne langes Antragsverfahren mit der Krankenkasse rasch eine Behandlung des Patienten begonnen werden.

24 Sitzungen à 25 Minuten stehen dafür nun zur Verfügung. Mit einer Akutbehandlung soll verhindert werden, dass die psychische Erkrankung chronisch wird. Patienten sollen also kurzfristig stabilisiert werden.

Auch Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen müssen Termine vermitteln

Seit gut einem Jahr gibt es die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen. Diese müssen vom 1. April an auch einen Termin, für den keine Überweisung nötig ist, in der psychotherapeutischen Sprechstunde vermitteln. "Wir rechnen damit, dass durch die neue Sprechstunde auch Menschen Hilfe suchen, die das bisher nicht getan haben", erklärt der BPtK-Präsident.

"Wünschenswert wäre, dass die Wartezeit für einen Sprechstundentermin nur noch ein bis zwei Wochen beträgt."

Wie bei anderen Fachärzten gilt aber auch hier: Der Termin muss innerhalb einer Woche vermittelt werden und darf nicht später als vier Wochen nach der Anfrage liegen. Klappt dies nicht, kann der Patient in die Ambulanz eines Krankenhauses gehen.

Was geschieht in der Sprechstunde?

Die Patienten können rasch erfahren, ob sie krank sind, ob sie eine Behandlung brauchen oder ob sie nur eine Krise haben, die auch anderweitig bewältigt werden kann. Zum Beispiel durch Hilfsangebote, die nicht zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung gehören, wie Selbsthilfe oder (Ehe-)Beratungsstellen. Nach der psychotherapeutischen Sprechstunde bliebe dann alles wie es ist, sagt Munz.

Das heißt, den Patienten stehen bei der Suche nach einem Therapeuten für eine reguläre Therapie weiterhin probatorische (anfängliche) Sitzungen zu. Dabei schaut der Therapeut noch einmal ganz genau, welche Störungen vorliegen und erstellt einen Behandlungsplan. "In der Probatorik soll der Patient zudem schauen, ob er mit dem Therapeuten gut zurechtkommt."

Kostet das erweiterte Angebot mehr?

Ja, aber wie viel, darüber streiten Ärzteschaft und Krankenkassen. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) argumentiert, die erweiterten Leistungen würden zu Mehreinnahmen der Psychotherapeuten von etwa 100 Millionen Euro führen. Im Übrigen sei bei durchschnittlich 23 durchgeführten Therapiestunden pro Psychotherapeut und pro Woche "noch Luft nach oben".

Dass wäre für diesen Mehraufwand zu wenig, hält die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) entgegen.

Psychische Störungen, eine Volkskrankheit?

Etwa ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland leidet über das Jahr gesehen an mindestens einer psychischen Störung, so eine Untersuchung des Robert Koch Instituts. Die Bandbreite reicht von Angst- und Schlafstörungen über Depressionen und Demenz bis zu Alkohol- oder Magersucht.

Wirksamkeit der Internet-Therapie

Bei leichten und mittelschweren Depressionen können Online-Therapien eine wirksame und effektive Alternative zur klassischen Psychotherapie sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Freien Universität Berlin und der Techniker Krankenkasse (TK).

Die rund 1100 Patienten, die im Internet den "TK-DepressionsCoach" genutzt hatten, wiesen demnach einen erkennbaren und andauernden Rückgang ihrer Krankheitssymptome auf. In der Folge gab es auch weniger Fehltage und Krankschreibungen. Darüber hinaus sei die Abbrecherquote deutlich geringer als bei den sonst üblichen Therapien.

Das internetbasierte Programm soll den Patienten dabei helfen, besser mit ihren depressiven Belastungen umzugehen. Für sie gibt es unter anderem spezielle Übungen sowie eine individuelle Online-Betreuung durch Therapeuten. Damit reagiert die Krankenkasse auf die oftmals langen Wartezeiten bei Therapieplätzen sowie auf internationale Studien, wonach nur jeder vierte Depressionspatient angemessen behandelt wird.

Davon, dass das Online-Tool – wie etwa in Großbritannien oder den Niederlanden – zur Regelversorgung gehört, sei man in Deutschland allerdings noch "Lichtjahre entfernt".

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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