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Baby kopfüber im Wasser: DLRG kritisiert ISR-Rettungstraining


DLRG kritisiert Selbstrettungsmethode für Kleinkinder

Von t-online
25.05.2016Lesedauer: 3 Min.
Schwimmtraining soll Babies vor dem Ertrinken schützen . (Screenshot: Bit Projects)Vergrößern des BildesSchwimmtraining soll Babies vor dem Ertrinken schützen . (Screenshot: Bit Projects)
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Ein kleines Mädchen sitzt auf der obersten Stufe eines Pools, angelt nach einem Schuh und kippt unvermittelt mit dem Gesicht voran ins Wasser. Die Mutter greift nicht ein. Sie schaut zu, wie sich das Kind strampelnd auf den Rücken dreht und Luft holt.

Das Video hat einen traurigen Hintergrund. Eltern aus den USA, deren zweieinhalbjähriger Sohn Jake 2013 bei einem Badeunfall ertrunken ist, gründeten die Stiftung "Live like Jake". Die Stiftung fördert ein Selbstrettungprogramm, das in den USA als "Infant Swimming Resource" (ISR) Popularität erlangt hat. Das Baby im Video ist Jakes kleine Schwester Josie, die mit ISR gelernt hat, sich im Wasser umzudrehen und an der Oberfläche zu halten.

Die Methode ist in den USA bereits vor über 40 Jahren entwickelt worden. Die Eltern-Redaktion von t-online.de hat die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) um eine Einschätzung gebeten. Diese fällt negativ aus.

DLRG steht der Methode kritisch gegenüber

Dieses und ähnliche Videos machen immer wieder die Runde in sozialen Netzwerken. Sie seien durchaus beeindruckend, aber mit Vorsicht zu bewerten, sagt Harald Rehn, promovierter Sportwissenschaftler und Referent für Schwimmen und Rettungsschwimmen bei der DLRG. Es sei begrüßenswert, dass Eltern sich für die Sicherheit von Kindern im Wasser engagieren. Aber die ISR-Methode sei fragwürdig. "Wir stehen ihr sehr kritisch gegenüber, weil sie nicht für alle Kinder geeignet ist."

Die entscheidende Voraussetzung ist, dass bei dem Baby der Schutzreflex noch funktioniert, die Luft anzuhalten, wenn es unter Wasser gerät. Das müsse vorab durch Pusten ins Gesicht oder vorsichtiges Angießen getestet werden. Sonst besteht die erhebliche Gefahr, dass das Kind Wasser einatmet, wenn es mit dem Kopf untertaucht, warnt Rehn. Das kann lebensgefährlich werden: Wasser in der Lunge kann zum sogenannten Sekundären Ertrinken führen.

Trügerische Sicherheit für Eltern

Befürworter von ISR träten immer wieder auf Kongressen auf, könnten aber nicht wissenschaftlich belegen, dass das Programm erfolgreich sei, sagt Rehn. In Deutschland konnte sich ISR nicht durchsetzen.

"Selbst wenn das Kind gelernt haben sollte, sich im Wasser auf den Rücken zu drehen, ist noch lange nicht gesagt, dass es in einer Notsituation, wenn es plötzlich ins Wasser gestürzt ist, richtig reagieren kann. Ich glaube nicht, dass man den Notfall simulieren kann", gibt der DLRG-Experte zu bedenken.

Auch aus diesem Grund appellieren die Lebensretter, Kinder am Wasser niemals unbeaufsichtigt zu lassen. Auch ISR-Ausbilder weisen darauf hin, dass sie die Babys trotz des Trainings im Wasser nie aus den Augen lassen würden. Rehn folgert: Dann können sich Eltern das Geld für solche Kurse sparen.

Womöglich ein traumatisches Erlebnis

Er gibt außerdem zu bedenken, dass die Methode Babys traumatisieren könnte und sie danach Angst vor dem Wasser haben. Kleine Kinder darauf zu trainieren, sich im Wasser selbständig umzudrehen, kommt für den Sportwissenschaftler einer Konditionierung gleich. "Dadurch geht die freudvolle Bewegung im Wasser verloren."

So finden Kinder Sicherheit und Spaß im Wasser

Um Babys an das nasse Element heranzuführen, empfiehlt der DLRG-Referent Angebote wie Eltern-Kind-Schwimmen für Kinder ab etwa sechs Monaten. Die gemeinsame, spielerische Bewegung und der enge Körperkontakt zu den Eltern seien wertvolle Erfahrungen, von denen Kinder später beim Schwimmenlernen profitieren können.

"Ab fünf Jahren sind Kinder in ihrer körperlichen Entwicklung so weit, dass sie Bewegungsabläufe im Wasser konditionell Bewältigen und bewusst steuern können." Dann sind Kinder reif für einen Schwimmkurs.

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