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Halsschmerzen-Pastillen enthalten auch Antibiotika


Unnötige Antibiotika
Halsschmerzmittel haben ihre Schattenseiten

JL

02.11.2015Lesedauer: 3 Min.
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Meistens sind Viren schuld an Schluckbeschwerden und Halskratzen.Vergrößern des Bildes
Meistens sind Viren schuld an Schluckbeschwerden und Halskratzen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Wenn es im Hals kratzt, versuchen es viele erst einmal mit rezeptfreien Mitteln aus der Apotheke. Einige Lutschpastillen und Inhalationssprays enthalten jedoch ungeeignete Inhaltsstoffe wie Antibiotika. Damit riskieren Erkrankte nicht nur Nebenwirkungen, sondern auch die Heilung bleibt oft aus.

Gegen virale Infekte sind die Antibiotika der Halsschmerzmittel machtlos, bei bakteriellen Entzündungen wiederum nicht stark genug. Mediziner zweifeln deshalb am Nutzen der rezeptfreien Präparate.

Lokalantibiotika gibt es ohne Rezept

Rund 22 Millionen rezeptfreie Halsschmerzmittel gingen allein im letzten Jahr über die Ladentheken deutscher Apotheken. Auch die Drops und Sprays bekannter Hersteller wie "Lemocin", "Dorithricin" und "Locabisol" kann man dort ohne ärztliche Verschreibung kaufen, obwohl diese die Lokalantibiotika Tyrothricin oder Fusafungin enthalten. Da rund 80 Prozent der Erkältungskrankheiten durch Viren verursacht werden, schlucken die meisten Schmerzgeplagten die Lokalantibiotika allerdings völlig umsonst.

Ist der Hals tatsächlich bakteriell entzündet, lassen die Mittel jedoch ebenfalls zu wünschen übrig: Die Stoffe wirken lediglich lokal und können deshalb nicht tief genug in die Schleimhäute eindringen. "Lokalantibiotika sind daher bei meist schwerer verlaufenden Infektionen durch Bakterien, vor allem Streptokokken, nicht vorgesehen. Verlässliche Hilfe bieten dann nur systemisch wirkende Antibiotika, wenn es der behandelnde Arzt für sinnvoll erachtet", erklärt Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) gegenüber t-online.

Fördern die Mittel Antibiotikaresistenzen?

Einige Ärzte halten den Antibiotikumanteil der Präparate sogar für gefährlich, wie beispielsweise die Vereinigung "Neue Expertenstrategie zur Therapie von Halsschmerzen" (NEXT), die von Schweizer Medizinern gegründet wurde. Sie warnen, dass jede unnötig verabreichte Dosis dazu führt, dass sich Bakterien an die Antibiotika gewöhnen und zu multiresistenten Erregern mutieren. "Jeder Patient ist mit dafür verantwortlich, dass Antibiotika wirksam bleiben", schreibt auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) auf ihrer Homepage. Demnach sollen Erkrankte Antibiotika nur einnehmen, wenn diese auch ärztlich verschrieben wurden.

Gilt das auch für niedrig dosierte Antibiotika, die lokal wirken? "Lokalantibiotika werden nach derzeitigem Kenntnisstand nicht nennenswert in den Körperkreislauf aufgenommen. Ein wesentlicher Einfluss auf die zunehmende Problematik der Antibiotikaresistenzen ist deshalb wenig wahrscheinlich", meint Professor Dr. Schulz. Trotzdem prüfe die internationale Gesundheitspolitik, ob sich auch Lokalantibiotika in Arzneien reduzieren lassen.

Bei betäubenden Stoffen drohen Nebenwirkungen

Doch Antibiotika sind nicht das einzige Problem: Viele Halsschmerzmittel enthalten die Wirkstoffe Benzocain oder Lidocain, die den Schmerz lokal betäuben. Das kann gefährlich werden, weil Betroffene nicht spüren, wenn sich die Symptome verschlimmern, wie etwa bei einer Mandelentzündung.

Zudem werden den Mitteln häufig die Antiseptika Cetylpyridinium-, Dequalinium- und Benzalkoniumchlorid beigemengt, die allergische Reaktionen bei den Patienten auslösen können. Die Stoffe stecken unter anderem in Präparaten wie "Dolo-Dobendan Lutschpastillen", "Wick Sulagil Halsspray", "Lemocin Lutschtabletten" und "Neo-angin Benzocain dolo Halstabletten zuckerfrei".

Die deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) rät wegen der Nebenwirkungen grundsätzlich von den rezeptfreien Drops und Sprays ab.

Hausmittel helfen beim ersten Kratzen

Da es Viren und Bakterien warm und trocken mögen, kommt es beim ersten Halskratzen vor allem darauf an, die Schleimhäute feucht zu halten. Dazu braucht es keine Medikamente aus der Apotheke, sondern es reichen gewöhnliche, am besten zuckerfreie Bonbons. Auch geschmacksintensive Heißgetränke mit Ingwer und Zitrone regen die Speichelproduktion an. Tee aus Thymian oder Lindenblüten lindert zudem Schluckbeschwerden und Schmerzen. Halten die Symptome länger als drei Tage an oder werden schlimmer, sollte man sich an einen Arzt wenden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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