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Krisensommer in Urlaubsländern: Fast 50 Grad – Heißeste Ferien aller Zeiten


Krisensommer in Südeuropa
Fast 50 Grad auf Ferieninsel – Hitzerekord naht


Aktualisiert am 15.07.2023Lesedauer: 5 Min.
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Hitze in beliebten Reisezielen: Aufnahmen zeigen, welche Temperaturspitzen bald zu erwarten sind. (Quelle: t-online)

Wer Abkühlung und Entspannung sucht, ist in den beliebtesten Ferienregionen Europas derzeit genau falsch. In einem Land könnte sogar der europäische Temperaturrekord fallen.

Schon im April musste Südeuropa die erste Hitzeschlacht durchmachen, nun kratzen die dortigen Temperaturen an den höchsten Werten seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Nach 35 Grad im Frühjahr und bis zu 44 Grad Anfang Juli, klettern die Temperaturen jetzt Richtung 50 Grad im Schatten.

Die Hitzewelle, die dafür verantwortlich ist, trägt den Namen "Zerberus" und hat Spanien, Griechenland, Kroatien, die Türkei, Italien und weite Teile Nordafrikas im Griff. Ähnlich wie ihr Namenspate, der dreiköpfige Höllenhund aus Dantes "Inferno", ist sie gleichbedeutend mit lebensfeindlichen Bedingungen.

Neuer Temperaturrekord in Europa naht

Vor wenigen Tagen erreichte die Temperatur in einigen Bereichen der spanischen Region Extremadura bereits 60 Grad, wie Aufnahmen der beiden europäischen "Sentinel 3-Satelliten zeigen. Dabei handelt es sich um Messungen der Bodentemperatur, die von Technik aus der Umlaufbahn genau bestimmt werden kann.* Die Daten fließen als einer von vielen Faktoren in die Vorhersagen von Temperaturen ein. Und da stehen die Zeichen weiter auf große Hitze, wenn auf "Zerberus" nun "Caronte" folgt.

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Auf den Inseln Sardinien und Sizilien soll dieses Hochdruckgebiet die Messungen in den kommenden Tagen in Richtung des bisherigen Höchstwerts von 48,8 Grad im Schatten treiben, möglicherweise sogar etwas mehr. Damit könnte der bisherige Hitzerekord Europas abgelöst werden. Dieser war erst im Sommer 2021 auf Sizilien erreicht worden.

Die Kleinstadt Floridia im Südosten der italienischen Insel flirrte damals ebenfalls bei 48,8 Grad. Schuld waren das passend benannte Hoch "Luzifer" und auch da bereits die Klimakrise. Denn: Hitzewellen werden durch die fortlaufende Erderhitzung zunehmend schlimmer, wie Klimawissenschaftler und Meteorologen seit Jahren warnen. Ihre Analysen ergaben jüngst für die südeuropäische Hitzewelle von April 2023: Die menschengemachte Klimakrise hat dieses extreme Wetterereignis rund 100-mal wahrscheinlicher gemacht.

Vielerorts 40 Grad und mehr

Für insgesamt zehn Städte in Italien gilt aktuell die höchste Hitzewarnstufe, darunter Rom, Bologna und Florenz. Hier werden am Wochenende erneut mehr als 40 Grad erwartet. In der Hauptstadt starb in dieser Woche bereits ein Mitarbeiter einer Straßenmeisterei, der trotz großer Hitze dabei war, einen Zebrastreifen zu streichen.

In Spanien, wo die zweite offizielle Hitzewelle die Thermometer auf dem Festland und besonders in Andalusien hoch zur 40-Grad-Marke treibt, gilt in weiten Teilen ein Arbeitsverbot im Freien. Als Reaktion auf den Hitzetod eines Madrider Straßenkehrers im vergangenen Jahr darf dort während einer Hitzewelle nachmittags nicht mehr gearbeitet werden.

Auch in Griechenland stellen sich die Menschen auf Extreme ein: In Athen soll das Thermometer bereits an diesem Freitag auf 41 Grad klettern. Das Kulturministerium hat die Verwalter von archäologischen Sehenswürdigkeiten wie der Akropolis angewiesen, die Besuchermagneten zwischenzeitlich für mehrere Stunden zu schließen, wenn es zu heiß wird.

In Bulgarien ist es die erste Hitzewelle des Jahres: Bereits am Donnerstag riefen die Behörden die zweithöchste Warnstufe Orange aus – es war der heißeste Tag seit Jahresbeginn. Höchsttemperaturen bis 41 Grad gibt es in Plowdiw und in Russe an der Donau. Die Hitzewelle soll das Land Meteorologen zufolge rund zehn Tage lang fest im Griff haben. Angenehmer bleibt es mit rund 32 Grad an der Schwarzmeerküste.

Auch in der Türkei warnt der Wetterdienst für das Wochenende vor starker Hitze. Im Westen des Landes liegen die Temperaturen in den kommenden Tagen bis zu zehn Grad über der für die Jahreszeit üblichen Temperatur, in anderen Landesteilen bis zu sechs Grad über dem Normalwert. In der Urlaubsregion Antalya werden am Wochenende bis zu 42 Grad erwartet. Auch in den im Februar vom Erdbeben zerstörten Regionen in der Südosttürkei wird es bis zu 40 Grad heiß. Das ist besonders bitter für die Menschen dort: Viele von ihnen leben immer noch in Notunterkünften.

Heiß, heißer, 2023

Die iberische Halbinsel erlebte bereits 2022 das heißeste Jahr seit vielen Jahrzehnten: Während die Durchschnittstemperaturen in Spanien zuletzt 1961 vergleichbar hoch waren, kam Portugal an seinen Temperaturrekord von 1931 heran. Für Italien war es sogar das heißeste Jahr, seitdem es Wetterdaten gibt. Für Gesamteuropa gilt der Sommer 2022 als bisher heißester.

Zwar gab es auch in der Vergangenheit ab und zu sehr heiße Jahre. Die Wetterdaten zeigen jedoch den beunruhigenden Trend der jüngsten Vergangenheit: In Südeuropa, aber auch in Deutschland und weltweit ist es immer häufiger viel wärmer als lange üblich.

Als Grund für die steigenden Durchschnittstemperaturen und die zunehmend häufigen und immer intensiveren Hitzewellen verweisen Experten auf die Klimakrise: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Länge, Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen durch die Erderhitzung weiter steigt", stellte der Weltklimarat der Vereinten Nationen schon in seinem Bericht 2021 fest.

Dass die Temperaturen nun vielerorts Höchstwerte erreichen und sogar die höchste jemals in Europa gemessene Temperatur übertroffen werden könnte, hat außerdem mit dem Beginn des Wetterphänomens El Niño zu tun: Alle zwei bis sieben Jahre ist es für besonders hohe Temperaturen verantwortlich. In Kombination mit immer häufigeren, längeren und heißeren Hitzewellen wird das zu einer unheilvollen Mischung, die der Erde vor wenigen Tagen bereits einen weltweiten Negativrekord beschert hat.

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Nie zuvor seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war die globale Durchschnittstemperatur so hoch wie am 3. Juli 2023. Mit 17,01 Grad Celsius – der Mittelwert aller Temperaturen von der Antarktis bis in die Sahara – zerfiel der bisherige Rekord von 16,92 Grad aus dem Jahr 2016. Wenige Tage darauf bestätigte die UN-Wetterorganisation World Meteorological Organisation: Die gesamte erste Juliwoche 2023 war global die bisher heißeste überhaupt.

Wie man sich schützt

Da bereits Temperaturen von mehr als 30 Grad – geschweige denn von mehr als 40 Grad – krank machen und sogar tödlich sein können, rufen Ärzte, Wetterdienste und betroffene Urlaubsregionen zu besonderer Vorsicht auf. Gerade ältere Menschen ab 65, Kranke, Kleinkinder und Haustiere müssen demnach vor der Hitze geschützt werden, da ihr Kreislauf besonders anfällig ist.

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Wie riskant extreme Temperaturen für den menschlichen Körper sind, verdeutlichen auch die Warnungen des spanischen Wetterdienstes Aemet. Die Hitze sei "lebensgefährlich", mahnen die Wetterexperten. In den besonders heißen Mittagsstunden zwischen 12 Uhr und 15 Uhr solle man möglichst nicht nach draußen gehen, auf keinen Fall solle man Sport treiben.

"Auch nicht für eine Minute" dürften Tiere oder Personen in Autos zurückgelassen werden, da diese sich rasant aufheizen könnten. Außerdem müsse man sich bestmöglich vor der Sonne schützen, ausreichend Wasser trinken, leichte Kleidung tragen und leichte Speisen essen.

Dass diese Warnungen nicht von ungefähr kommen, zeigt sich zunehmend auch bei der Zahl der Hitzetoten: Im Sommer 2022 gab es in Europa mehr als 60.000 hitzebezogene Todesfälle, wie ein Forschungsteam im Fachmagazin "Nature Medicine" am Montag berichtete. Deutschland hatte mit 8.173 Toten die drittmeisten Hitzeopfer zu beklagen. Mehr Menschen starben nur noch in Italien (18.010 Tote) und Spanien (11.324 Tote).

*Wir habe n an dieser Stelle ergänzt, dass es sich bei den Werten um die Bodentemperatur handelt und welche Rolle diese spielt.

Verwendete Quellen
  • theguardian.com: "Monday was hottest day for global average temperature on record, as climate crisis bites"
  • public.wmo.int: "Preliminary data shows hottest week on record"
  • bbc.com: "Cerberus heatwave: Hot weather sweeps across southern Europe"
  • cnn.com: "Italy swelters under deadly ‘Cerberus’ heat wave which could break European temperature records"
  • thetimes.co.uk: "Europe’s heatwave Cerberus: first death as Italy temperatures to hit 48C"
  • meteoblue.com: "Heatwave in the Iberian Peninsula"
  • wetter.de: "Ab in den Süden - der Hitze hinterher"
  • costanachrichten.com: "Hitzewelle in Spanien: Höchste Warnstufe in Sevilla und Córdoba, über 44 Grad möglich - Moderate Temperaturen am Mittelmeer"
  • euronews.org: "Spain bans outdoor work during heatwaves: What is the future for manual labour?"
  • euronews.com: "Hitze in Italien: Über 40 Grad auf Sardinien"
  • euronews.com: "Spain's April heatwave: as temperatures peak, horses hit the trough"
  • worldweatherattribution.org: "Extreme April heat in Spain, Portugal, Morocco & Algeria almost impossible without climate change"
  • rainews.it: "Fast 50 Grad: Hitzerekord in Sizilien"
  • inspain.news: "Spain is almost saying goodbye to the hottest summer in 60 year"
  • portugalresident.com: "2022 "hottest year in mainland Portugal since 1931"
  • telesurenglish.net: 2022 Hottest Year in Italy Since 1800: Data"
  • euronews.com: "Europe saw hottest summer on record in 2022: These countries broke temperature records"
  • ipcc.ch: "Weather and Climate Extreme Events in a Changing Climate"
  • surinenglish.com: "Spain's state weather agency warns this summer will be 'one of the hottest in recent decades"
  • climate.copernicus.eu: "European State of the Climate 2022"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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