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Nato-Gipfel in Vilnius: Wie eine Stadt zur Festung ausgebaut wird


Raketen, Hubschrauber, Soldaten
Die Festung Vilnius

Von Tobias Eßer

Aktualisiert am 12.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Flakpanzer in Litauens Hauptstadt Vilnius: Vor dem Nato-Gipfel hat das Militärbündnis schweres Gerät zum Schutz der Stadt abkommandiert.Vergrößern des Bildes
Flakpanzer in Litauens Hauptstadt Vilnius: Vor dem Nato-Gipfel hat das Militärbündnis schweres Gerät zum Schutz der Stadt abkommandiert. (Quelle: IMAGO/Henrik Montgomery/TT)

Die Gästeliste beim Nato-Gipfel in Vilnius ist lang und mit bekannten Namen gespickt. Weil die litauische Hauptstadt nur wenige Kilometer von der belarussischen Grenze entfernt liegt, wird sie besonders geschützt.

Wenn am Dienstag und Mittwoch die Regierungschefs, Verteidigungs- und Außenminister der Nato-Staaten und einiger Partnerländer zusammenkommen, werden sie mit hohem Aufwand geschützt. Denn die litauische Hauptstadt ist nur 30 Kilometer von der belarussischen Grenze und 160 Kilometer von der russischen Exklave Kaliningrad entfernt. Zwar halten Beobachter einen Angriff für unwahrscheinlich, allerdings will man in der Nato auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.

Auch die Bundeswehr beteiligt sich am Schutz von Vilnius. Dazu wurden drei Kampfstaffeln mit jeweils vier Feuereinheiten für Patriot-Flugabwehrraketen in die litauische Hauptstadt verlegt. Sie sind am Flughafen stationiert und sollen den Gipfel vor möglichen Angriffen mit Flugzeugen, taktischen ballistischen Raketen und Marschflugkörpern schützen, wie die Bundeswehr auf ihrer Website schreibt.

Video | So funktioniert das Luftabwehrsystem Patriot
Quelle: Glomex

250 Soldaten werden darüber hinaus kurzfristig nach Litauen verlegt. Außerdem hat die Luftwaffe fünf Hubschrauber vom Typ LUH SOF nach Vilnius entsandt. Sie sollen im Ernstfall litauische Spezialkräfte in den Kampfeinsatz fliegen.

Auch andere Nato-Staaten unterstützen Litauen

Doch natürlich unterstützt nicht nur die Bundeswehr die Verteidigung der litauischen Hauptstadt. Die spanische Armee entsendet ein NASAMS-Luftabwehrsystem. Frankreich schickt zum Schutz des Gipfels 155-mm-Panzerhaubitzen vom Typ CAESAR und Kampfflugzeuge an die Nato-Ostflanke. Finnland und Dänemark verlegen ebenfalls Kampfjets ins Baltikum.

Und noch eine weitere Abwehrmaßnahme hat die Nato ergriffen. In enger Absprache mit Litauen hat das Militärbündnis die von Deutschland geführte multinationale Enhanced Forward Presence Battlegroup in Gefechtsbereitschaft versetzt, die im litauischen Rukla zur Sicherung der Nato-Ostflanke beiträgt. Das berichtet das Fachportal "Europäische Sicherheit & Technik". Insgesamt sollen damit nach litauischen Angaben 12.000 Männer und Frauen die Sicherheit des Nato-Gipfels garantieren, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters.

"Das Beste wäre natürlich, ohne Waffen zu leben"

Litauen ist den Bündnisstaaten dankbar für die militärische Unterstützung. "Das Beste wäre natürlich, ohne Waffen zu leben", sagte Litauens Präsident Gitanas Nausėda am Montag beim Besuch der deutschen Patriot-Systeme auf dem Flughafen von Vilnius. "Aber wir leben in einer solchen Welt, dass man sich sicherer fühlt, wenn man so was an unserem Flughafen sieht."

Aus Militärkreisen wird darauf hingewiesen, dass es keine Hinweise auf einen bevorstehenden Angriff gebe. Das Bündnis reagiert auf die verschärfte Sicherheitslage in Europa sowie die regionalen Zusammenhänge. Verwiesen wird zudem darauf, dass mit den in Stellung gebrachten Fähigkeiten Bedrohungen früh identifiziert werden könnten und dies auch ein Beitrag sein könne, mögliche Missverständnisse zu vermeiden.

Die Staatspräsidenten Litauens, Polens und Lettlands hatten jüngst in einem gemeinsamen Schreiben an die Nato ihre Besorgnis über die Entwicklungen im benachbarten Belarus ausgedrückt. Hintergrund sind die Stationierung russischer taktischer Atomwaffen sowie die mögliche Unterbringung von Kämpfern der Söldnertruppe Wagner in dem von Präsident Alexander Lukaschenko autokratisch regierten Land.

Nausėda dankt Deutschland – und hofft auf Patriot-System

Litauens Staatspräsident Nausėda würdigte die Verlegung der Luftverteidigungssysteme als weiteres Symbol für die gute deutsch-litauische Zusammenarbeit im Militärbereich. Auf Twitter dankte er auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Deutschland ist für die Nato-Truppenpräsenz in Litauen die sogenannte Rahmennation. Die Bundeswehr steuert und koordiniert das Engagement vor Ort damit rund ums Jahr.

"Wir haben ein weiteres Beispiel, bei dem unser zuverlässiger Verbündeter Deutschland nicht nur bereit war, uns Patriots zur Verfügung zu stellen, sondern sie auch verlegt hat", sagte Nausėda mit Blick auf das deutsche Militär. Wie so oft wachsen mit dem Engagement allerdings auch die Erwartungen: So äußerte der litauische Präsident zugleich die Hoffnung, dass Nato-Verbündete irgendwann dauerhaft Patriot-Systeme in Litauen stationieren.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
  • bundeswehr.de: "Schneller als der Schall: Das Flugabwehrraketensystem Patriot"
  • faz.net: "'Eure Patriot-Raketen würden wir gerne hier behalten'"
  • esut.de: "Deutsche Patriot schützen NATO-Gipfel in Vilnius"
  • osteuropa.lpb-bw.de: "Die NATO: Mitglieder – Erweiterung – Aufrüstung – NATO-Gipfel 2023"
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