Brics-Gipfel Südafrika: Chinas Staatschef Xi taucht ab

Eigentlich sollte Xi beim Brics-Gipfel sprechen, aber der chinesische Präsident tauchte einfach nicht auf. Über die Gründe ranken sich nun wilde Spekulationen.

Ein ausgefallener Auftritt des chinesischen Präsidenten Xi Jinping hat beim Gipfel der fünf aufstrebenden Volkswirtschaften Brics in Südafrika Verwunderung ausgelöst. Nach dem offiziellen Programm hätte der chinesische Staats- und Parteichef am Dienstag eigentlich auf dem Brics-Wirtschaftsforum sprechen sollen. Stattdessen trat der chinesische Handelsminister Wang Wentao auf und trug die Rede des Präsidenten vor.

Die Gründe für das Fernbleiben vom Xi Jinping sind völlig unklar – immerhin verpasste Chinas Präsident unangekündigt seine Rede. Peking tut dagegen in der Öffentlichkeit so, als habe Xi seine Rede gehalten und heizt damit die Spekulationen an.

"Es ist äußerst ungewöhnlich"

Eine Erklärung, warum Xi Jinping nicht zum Wirtschaftsforum erschienen war, gab es von der chinesischen Führung nicht. Wang Wenbin, ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums, beharrte am Mittwoch bei einer täglichen Pressekonferenz darauf, dass der chinesische Präsident eine Rede gehalten habe. Anschließend gab der Sprecher den Inhalt wieder.

Experten sind sich einig darüber, dass das Fernbleiben des chinesischen Staatschefs vor allem eines ist: ungewöhnlich. Die Frage nach dem Grund sorgt derweil für wilde Spekulationen: War Xi aus gesundheitlichen Gründen verhindert oder war er mit einigen Beschlüssen des Brics-Gipfels nicht einverstanden?

Beides ist möglich. "Es ist äußerst ungewöhnlich, dass ein chinesischer Führer in einem Land auftaucht, das ein multilaterales Treffen ausrichtet – insbesondere in einem Land, in das China stark investiert ist – und bei der Eröffnungsveranstaltung nicht erscheint", sagte Bonnie Glaser, Geschäftsführerin des Indopazifisches Programm des German Marshall Fund, CNN.

Brian Hart, ein Mitarbeiter am "Center for Strategic and International Studies", erklärte im Interview mit dem US-Sender, dass Xis Abwesenheit "höchst ungewöhnlich" sei, weil chinesische Führer bei hochkarätigen Veranstaltungen wie dieser selten vom Plan abwichen. Hardt weiter: "Es scheint, dass irgendetwas Xi von dem Treffen abgehalten hat. Es könnte ein Gesundheitsproblem sein. Es ist auch möglich, dass Xi die Veranstaltung aus einem anderen Grund ausgelassen hat – vielleicht als Reaktion auf die Entwicklungen auf dem Gipfel."

Verwirrung um chinesische Statements

In jedem Fall trägt zur Verwirrung um den chinesischen Präsidenten auf dem Brics-Gipfel bei, dass Peking so tut, als wäre gar nichts vorgefallen. Eine Sprecherin des Pekinger Außenministeriums, Hua Chunying, zitierte auf Twitter aus der Rede Xi Jinpings. Auch chinesische Staatsmedien erweckten zunächst den Eindruck, der Präsident habe persönlich gesprochen. Dabei war es Wang Wentao.

In der vom Handelsminister vorgetragenen Ansprache hatte Xi Jinping die USA kritisiert, ohne das Land beim Namen zu nennen. "Es gibt ein Land, das seine Hegemonie aufrechterhalten will und alles getan hat, um die Schwellen- und Entwicklungsländer zu lähmen", hieß es in der Rede. "Wer sich schnell entwickelt, wird von ihnen eingedämmt. Wer aufholt, wird behindert."

Beim späteren Abendessen der Staats- und Regierungschefs nahm Xi dann teil. Auch am Mittwochmorgen wurde er wieder auf dem Gipfel gesehen. Er betrat zu Beginn des zweiten Tages das Konferenzzentrum.