Trotz Merkels klarer Worte Erdogan lobt Kanzlerin für Verzicht auf Kritik
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gelobt. Hintergrund ist ihr angeblicher Verzicht auf Kritik an seinem Land. Den gibt es jedoch gar nicht.
"Ich bin recht zuversichtlich, dass sich die Beziehungen verbessern werden", sagte Erdogan in New York, wo er sich zur UN-Vollversammlung aufhielt. Er warf "einigen Leuten" vor, aus politischen Erwägungen heraus "eine falsche Einstellung gegenüber der Türkei einzunehmen in dem Glauben, dass es ihnen Stimmen bringen wird".
Während der jüngsten Spannungen habe Merkel "eine bedeutendere Politik" verfolgt, "in dem sie darauf verzichtete, die Türkei direkt anzugreifen", so Erdogan. Kurios: Nur wenige Stunden zuvor hatte Merkel dessen Kurs kritisiert. Im Interview mit t-online.de sagte sie unter anderem: "Die Werte von Demokratie und Rechtstaatlichkeit werden von der türkischen Regierung in vieler Hinsicht verletzt." Sie kündigte zudem an, im Oktober im Europäischen Rat über einen möglichen Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zu beraten.
Die Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland sind nach einer Reihe von Vorfällen gespannt. Die Regierung in Ankara wirft der Bundesregierung vor, nicht genug gegen die verbotene Kurdenpartei PKK zu unternehmen. Umgekehrt fordert die Bundesregierung unter anderem von der Türkei, inhaftierte deutsche Staatsbürger unverzüglich freizulassen.