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Gaza | Israel: Hamas-Waffen und Zentrale in Al-Schifa-Krankenhaus gefunden


Armee stürmt Krankenhaus
Israel: Hamas-Waffen und Zentrale in Al-Schifa-Klinik gefunden

Von dpa, reuters, wan, cli, bm, sic

Aktualisiert am 15.11.2023Lesedauer: 5 Min.
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Israelische Soldaten in Gaza: Ein Kommando ist auf das Gelände des Al-Schifa-Krankenhauses eingedrungen. (Quelle: reuters)
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Israelische Soldaten sind in das größte Krankenhaus in Gaza eingerückt. Sie fordern Hamas-Terroristen im Gebäude zur Aufgabe auf. Laut israelischen Angaben sind mehrere Hamas-Terroristen getötet worden.

Israelische Truppen sind in der Nacht zum Mittwoch in das Al-Schifa-Krankenhaus vorgedrungen. Nach Angaben der israelischen Militärführung soll es sich um gezielte Aktionen in einigen Teilen des Gebäudekomplexes handeln.

Israel vermutet, dass sich unter dem Krankenhaus Räumlichkeiten der Hamas-Führung befinden. Die Mitglieder der Terrororganisation wurden aufgefordert, das Gebäude zu verlassen und sich zu ergeben. Das israelische Militär hat nun mitgeteilt, zu Beginn der Erstürmung mehrere Kämpfer der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas getötet zu haben.

"Bevor unsere Soldaten in das Krankenhaus vorgedrungen sind, waren sie mit Sprengstoffsätzen und Gruppen von Terroristen konfrontiert. Es folgten Kämpfe, bei denen Terroristen getötet wurden", teilt das Militär mit. Im israelischen Armeeradio war von fünf Toten die Rede. Zudem seien in dem Klinik-Gebäude Waffen gefunden worden. Die Hamas bestreitet dies.

Die Durchsuchung soll auf Geheimdienstinformationen beruhen. Man habe "präzise Ziele" im Auge, hieß es. Arabische Medien hatten kurz vor Beginn vor einem Sturm auf das Krankenhaus gewarnt. Man habe entsprechende Hinweise der israelischen Regierung erhalten. Lesen Sie hier mehr zu dem Krankenhaus und der Kommandozentrale, die Israel darunter vermutet.

Israels Armee findet Waffen und Einsatzzentrale

Dabei hat Israels Armee laut Darstellung eines Sprechers Waffen gefunden. Der Einsatz in der Klinik dauere noch an, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwochabend. In einer Abteilung der Klinik sei ein Zimmer mit spezieller Technologie und Kampfausrüstung der islamistischen Terrororganisation Hamas gefunden worden, sagte er. In einer anderen Abteilung sei ein Einsatzzentrum der Hamas entdeckt worden. Die Funde bewiesen "eindeutig, dass Schifa für militärische Zwecke missbraucht wurde, im absoluten Gegensatz zu internationalem Recht", sagte Hagari. Der Einsatz werde so lange weitergehen, wie nötig.

"Schifa ist ein Symbol, keiner von der Hamas-Führung hätte sich vorstellen können, dass wir dort hingelangen", sagte Hagari. Nach dem Massaker am 7. Oktober seien dort 200 Hamas-Terroristen untergekommen, die an den Gräueltaten beteiligt gewesen seien.

Der Armeesprecher Jonathan Conricus zeigte in einem Video hinter einem MRT-Gerät versteckt eine Tasche mit einem Sturmgewehr, Munition, Handgranaten und einer Uniform. In einem anderen Schrank seien andere Waffen gefunden worden, erklärte er. Eine Ausrüstung sei mit dem Namen des bewaffneten Hamas-Arms, den Kassam-Brigaden, beschriftet gewesen. Es seien auch zahlreiche nachrichtendienstlich relevante Informationen gefunden worden. Alle Funde würden gegenwärtig gründlich untersucht.

Die Angaben der Armee ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die Hamas dementierte die Berichte als "offensichtliche Lüge und Farce".

Berichte über Explosion im Krankenhaus

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde stürmten israelische Truppen den westlichen Teil des medizinischen Komplexes des Al-Schifa-Krankenhauses. "Es gibt große Explosionen und Staub in den Bereichen, in denen wir uns befinden. Wir glauben, dass es auch im Krankenhaus eine Explosion gegeben hat", sagte Munir Al-Bursch, Generaldirektor der Behörde.

Einem Reporter des regierungsnahen türkischen Nachrichtensenders TRT World zufolge haben die israelischen Soldaten die zwei Hauptgebäude des Krankenhauses eingenommen, die Notaufnahme und die Klinik für spezielle Chirurgie. Jetzt durchsuche die Armee den Keller des Komplexes, wo sie den Stützpunkt der Hamas vermuten.

Arzt: Stundenlange Schusswechsel

Der Sprecher der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza, Aschraf al-Kidra, stellt die Situation so dar: "Die Besatzungsarmee ist jetzt im Keller und durchsucht ihn. Sie sind im Inneren des Komplexes, schießen und werfen Sprengsätze." Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Von israelischer Seite gab es bis zum Morgen keine weiteren Details zu der Operation.

Ein in der Klinik arbeitender Arzt berichtete unterdessen der "Washington Post", dass im Krankenhaus heftig gekämpft werde. Es habe stundenlange Schusswechsel und Bombardements gegeben, sagte Ahmed Muchallalati der US-Zeitung. Er habe israelische Panzer in Nähe des Klinikkomplexes gesehen. "Wir wissen nicht, was ihr Plan ist." Er wolle trotzdem versuchen, sich weiter um die Patienten zu kümmern.

USA üben Kritik

Die Vereinigten Staaten verurteilen einem Insider zufolge die Erstürmung des Al-Schifa-Krankenhauses durch israelische Truppen. "Wir unterstützen keinen Luftangriff auf ein Krankenhaus und wir wollen keinen Schusswechsel in einem Krankenhaus, bei dem unschuldige Menschen, hilflose Menschen, kranke Menschen, die versuchen, die medizinische Versorgung zu bekommen, die ihnen zusteht, ins Kreuzfeuer geraten", sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, der nicht namentlich genannt werden wollte. "Krankenhäuser und Patienten müssen geschützt werden."

Das größte Krankenhaus in Gaza arbeitet seit Tagen am Rande seiner Kapazitäten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO befanden sich Stand Montag mehr als 2.000 Menschen in der Klinik, darunter vermutlich mehr als 600 Patienten und rund 1.500 Vertriebene. Die Angaben beruhen auf Schätzungen des dortigen Gesundheitsministeriums, das von der Hamas kontrolliert wird. Augenzeugen bestätigten die Zahlen.

Israelische Truppen hatten sich seit dem vergangenen Wochenende dem Gelände genährt, dabei soll es erbitterte Kämpfe gegeben haben. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde in Gaza erklärte, sie mache die israelischen Truppen in vollem Umfang für das Leben des medizinischen Personals, der Patienten und der Vertriebenen im Krankenhaus verantwortlich.

Israel: Stellen medizinisches Personal bereit

"Unter den IDF-Kräften befinden sich medizinische Teams und arabischsprechende Personen, die ein spezielles Training absolviert haben, um sich auf dieses komplexe und sensible Umfeld vorzubereiten, mit der Absicht, der Zivilbevölkerung keinen Schaden zuzufügen", erklärte das israelische Militär. Zuvor hatte Israel angekündigt, dem Krankenhaus Inkubatoren für Neugeborene zur Verfügung zu stellen.

Israels Militärsprecher Daniel Hagari hatte gewarnt, dass man gegen mutmaßliche Infrastruktur der islamistischen Terrororganisation Hamas in Krankenhäusern im Gazastreifen vorgehen werde. In den vergangenen Wochen habe man immer wieder betont, dass die "fortgesetzte militärische Nutzung des Al-Schifa-Krankenhauses durch die Hamas dazu führt, dass es seinen besonderen völkerrechtlichen Schutz verliert", sagte Hagari am Dienstagabend. "Wir sind gezwungen, vorsichtig und präzise gegen die militärische Infrastruktur der Hamas in den Krankenhäusern vorzugehen."

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USA: Klinik ist Hamas-Kommandoknoten

Israel hatte am Dienstag außerdem erklärt, dass die Hamas nach Geheimdienstinformationen unter dem Al-Schifa-Krankenhaus, dem größten Krankenhaus im Gazastreifen, eine Kommandozentrale unterhalte und das Krankenhaus und die darunterliegenden Tunnel zur Verschleierung militärischer Operationen nutze. Offenbar würden dort auch aus Israel entführte Geiseln festgehalten.

Die USA schließen sich den Analysen an. Die Al-Schifa-Klinik in der Stadt Gaza sei ein "Kommando- und Kontrollknoten" für diese terroristischen Gruppierungen. Wahrscheinlich würden dort auch Ausrüstung und Waffen gelagert. Diese Informationen stammen laut Kirby "aus einer Vielzahl eigener Geheimdienstmethoden". Die Hamas bestreitet die Anschuldigungen. Am späten Dienstabend hatten nach Angaben des Weißen Hauses US-Präsident Joe Biden und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu miteinander telefoniert und die aktuelle Lage besprochen.

In den vergangenen Wochen hat IDF immer wieder öffentlich gewarnt, dass die fortgesetzte militärische Nutzung des Al-Schifa-Krankenhauses durch die Hamas dessen Schutzstatus nach internationalem Recht gefährde.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
  • aljazeera.com: "Israel-Hamas war live: Israel raids Gaza’s al-Shifa Hospital" (Englisch)
  • x.com: Beiträge von @idf
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