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Warum Islamischer Staat militärisch so schwer aufzuhalten ist


Deutscher Ex-General erklärt
Warum der IS militärisch so schwer aufzuhalten ist

Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa

Aktualisiert am 10.10.2014Lesedauer: 2 Min.
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Verzweifelter Kampf an den Toren Bagdads: schiitische Milizionäre im Gefecht mit dem ISVergrößern des Bildes
Verzweifelter Kampf an den Toren Bagdads: schiitische Milizionäre im Gefecht mit dem IS (Quelle: ap-bilder)

Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) hat binnen weniger Monate große Gebiete in Syrien und dem Irak unter ihre Herrschaft gezwungen. Dass die selbsternannten Gotteskrieger bisher niemand aufhalten konnte, hat sowohl politische als auch militärische Gründe. Der Vizepräsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS), Brigadegeneral a.D. Armin Staigis, erklärt die taktischen Probleme:

Warum ist es jetzt, wo sich sogar die USA am Kampf gegen die Terroristen beteiligen, immer noch so schwierig, diese militärisch zu besiegen?

Die USA und ihre Verbündeten haben relativ lange abgewartet. In dieser Zeit ist es der Terrorgruppe nicht nur gelungen, Freiwillige aus aller Welt zu mobilisieren, sondern auch große Gebiete zu besetzen und schwere Waffen zu erbeuten. Außerdem schließt die Anti-IS-Allianz den Einsatz von Bodentruppen bisher kategorisch aus. "Alleine mit Luftstreitkräften wird ein Sieg gegen IS aber nicht gelingen, denn die Terroristen haben sich bei ihrem Vormarsch ganz geschickt auf die Zentren entlang der Flüsse konzentriert, wo sie sich unter der Bevölkerung verstecken können", erklärt Staigis.

Die Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA), die syrischen Kurden-Milizen, kurdische Bürgerwehren und die kurdischen Peschmerga im Irak kämpfen doch vor Ort gegen IS. Könnten sie nicht die Bodentruppen sein, die diese Luftangriffe flankieren?

Ja, aber diese Truppen sind zum Teil in einem desolaten Zustand, was Bewaffnung und militärische Ausbildung angeht. Das gilt in besonderem Maße für die FSA, die ja in den vergangenen Jahren sowohl von den Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad bekämpft wurde, als auch von radikalen Islamisten-Brigaden. Bis die Ausbildung und Aufrüstung dieser Truppen Wirkung zeigt, dürften nach Einschätzung von Experten noch einigen Jahre vergehen. Deshalb hat US-Präsident Barack Obama auch davor gewarnt, im Kampf gegen IS schnelle Erfolge zu erwarten.

Was sind denn die potenziellen Ziele für die Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten?

Hauptziele sind IS-Kommandeure und Transporte mit schwerem militärischen Gerät durch unbewohntes Gebiet. Die IS-Kommandeure sind allerdings nur dann gut zu identifizieren, wenn man auch geheimdienstliche Informationen aus dem Konfliktgebiet hat. Das ist im Moment jedoch schwierig, weil westliche Geheimdienste kaum eigene Quellen dort haben und die Angaben lokaler Dienste oft mit Vorsicht zu genießen sind. IS-Militärkolonnen zu bombardieren ist schwierig, wenn sich die Terroristen bei Nacht bewegen.

Und wie sieht es in der umkämpften syrischen Stadt Kobane aus?

"Die jüngsten Luftangriffe der Amerikaner im Raum Kobane sind eine positive Entwicklung, denn es hat sich gezeigt, dass sie in unbewohnten Gebieten schon in der Lage sind, IS erheblich zu schaden, vor allem wenn die Terroristen dabei sind, großes Gerät in eine neue Stadt zu verlegen", sagt Staigis.

Welche Rolle spielt eigentlich die irakische Armee?

Die irakische Armee hat im Moment vor allem den Auftrag, ein Vorrücken von IS nach Bagdad zu verhindern. Dass diese Truppen, deren Loyalität zur neuen Regierung auch nicht immer vollständig garantiert werden kann, die Terroristen aus dem Nordirak vertreiben werden, ist eher unwahrscheinlich.

(Anmerkung: Das amerikanische Newsportal "Daly Beast" hat gerade über sogenannte "Astronauten" berichtet - irakische Soldaten, die sozusagen im Weltraum herumschwirren statt bei ihren kämpfenden Einheiten zu sein. Oft hätten sie ihren Kommandeuren sogar ihren Sold gegeben, nur um nicht mitkämpfen zu müssen. Viele von ihnen seien Familienväter, die schlicht Angst vor der Übermacht und der Grausamkeit des IS hätten.)

Was bedeutet das alles für uns?

"Wir werden mit dieser Gesamtlage noch längere Zeit leben müssen", vermutet Staigis. Denn die Erfahrungen nach den letzten Militärinterventionen in Afghanistan und im Irak hätten gezeigt, "dass der militärische Sieg oft leichter zu bewerkstelligen ist, als die anschließende politische Konsolidierung".

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