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Waterboarding und Schläge | Das Grauen vor der Hinrichtung


Waterboarding und Schläge
Das Grauen vor der Hinrichtung

Von dpa, reuters
26.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Kurz vor dem Tod: Zu dieser Zeit hat der entführte James Foley eine eineinhalbjährige Leidenszeit hinter sich.Vergrößern des BildesKurz vor dem Tod: Zu dieser Zeit hat der entführte James Foley eine eineinhalbjährige Leidenszeit hinter sich. (Quelle: dpa-bilder)
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Nur 40 Taxi-Minuten war der US-Journalist James Foley von der türkischen Grenze entfernt, als er den Fehler seines Lebens machte: Noch innerhalb Syriens hielt er an einem Internet-Café, um Texte und Fotos in seine Heimatredaktion abzusetzen.

Während seines Aufenthalts - es war der 22. November 2012 - sei ein bärtiger Dschihadist hereingekommen und hätte ihn und seinen Begleiter, den Briten John Cantlie, beobachtet, so Foleys syrischer Fahrer. Als sie eine Stunde später weiterfuhren, näherte sich ein anderer Wagen von hinten, schnitt dem Taxi den Weg ab und entführte die beiden Männer. Es war der Beginn einer schrecklichen Leidenszeit. Sie endete damit, dass Foley im August dieses Jahres vor laufender Kamera geköpft wurde.

Kopfüber an der Decke aufgehängt

Zuvor soll die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ihn und andere Geiseln auf brutale Weise misshandelt haben. Scheinexekutionen und Folter gehörten zum Repertoire der Dschihadisten, berichtet die "New York Times" am Sonntag. Die Zeitung beruft sich unter anderem auf Interviews mit fünf ehemaligen Geiseln, die sich mit dem im August ermordeten US-Journalisten James Foley eine Zelle teilen mussten.

Nach diesen Aussagen wurde Foley mit Ketten kopfüber an der Zellendecke aufgehängt. "Du konntest die Wunden an seinen Fußknöcheln sehen", sagte ein ehemaliger Gefangener aus Belgien. Auch mit Waterboarding, einer Foltertechnik, die einen Erstickungstod simuliert, seien die Geiseln gepeinigt worden.

Waterboarding wie in Guantánamo

Darauf weist auch ein am Samstag von den Islamisten selbst veröffentlichtes Propagandavideo mit einer ihrer Geiseln hin. Darin sagt ein seit mehr als zwei Jahren festgehaltener britischer Journalist: "Einige von uns, die versucht haben zu fliehen, wurden von unseren Geiselnehmern mit Waterboarding gefoltert, so wie muslimische Gefangene von ihren amerikanischen Geiselnehmern mit Waterboarding gefoltert werden."

Der 43-Jährige sitzt nach Angaben der Presseagentur PA über die Aufnahmen an einem Schreibtisch, trägt orangefarbene Kleidung und liest das von den Terroristen vorbereitete Statement ab. Die Schwester der britischen Geisel hatte den IS in einem Statement gebeten, Kontakt zur Familie aufzunehmen. Sein Vater war vor einigen Tagen gestorben.

Die britische IS-Geisel wird seit Wochen als Sprecher der Islamisten missbraucht. Er wird immer wieder gezwungen, in Internet-Videobotschaften die "Wahrheit" aus Sicht der Terrormiliz zu erklären.

Fast alle Europäer wurden freigekauft

Insgesamt befanden sich nach Recherchen der "New York Times" mindestens 23 westliche Geiseln aus zwölf Ländern in der Gewalt des IS. Dabei hätten "unterschiedliche Reisepässe unterschiedliche Schicksale bedeutet". Die meisten europäischen Geiseln seien frei gekommen, nachdem ihre Regierungen Lösegeld an die Dschihadisten gezahlt hätten. Die amerikanische, die britische und die russische Regierung hingegen verweigerten Lösegeldzahlungen. Die Folge: Ihre Gefangene wurden getötet oder befinden sich noch in Gewalt des IS.

Die Entführungsopfer hätten ohne Matratzen und ausreichend Decken in engen Zellen gehaust, hieß es in dem Zeitungsbericht. Zwischenzeitlich hätten sich bis zu 19 Inhaftierte einen rund 20 Quadratmeter großen Raum teilen müssen. Das einzige Licht sei vom Türspalt gekommen. Die täglichen Essensrationen hätten in eine Teetasse gepasst.

Zwischendurch habe es Phasen mit menschlicher Behandlung gegeben: Die eigentlichen Kidnapper waren von der Al-Nusra-Front - einem Ableger von Al-Kaida. Dann jedoch traten die Bewacher zum IS über alles habe sich verschlechtert.

Übertritt zum Islam

Die Zeugen berichten, dass Foley in der Gefangenschaft zum Islam übertrat. Die meisten Gefangenen hätten das gemacht, um besser behandelt zu werden. Foley, der als Moslem den Namen Abu Hamza angenommen habe, sei es jedoch offenbar ernst gewesen, berichtet ein junger belgischer Ex-Dschihadist, der längere Zeit mit dem Amerikaner verbracht hat. Stundenlang habe er eine englische Ausgabe des Korans studiert.

Nur wenige hätten dem Impuls widerstanden, die mutmaßlich schützende Religion ihrer Peiniger anzunehmen. Unter denen, die davon Abstand nahmen, sei Steven Sotloff gewesen, ein praktizierender Jude. Sotloff wurde am 2. September ermordet - kurz nach Foley.

Bislang wurden neben James Foley und Sotloff, die britischen Entwicklungshelfer David Haines und Alan Henning und der russische Ingenieur Sergej Gorbunow getötet. In der Gewalt der Dschihadisten befinden sich nach aktuellen Erkenntnissen derzeit noch der britische Journalist sowie zwei amerikanische Entwicklungshelfer, darunter eine Frau.

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