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Syrien-Konflikt: Russland, Iran, Türkei zufrieden – trotz vieler Bombentoter


Bürgerkrieg in Syrien
Russland, Iran, Türkei zufrieden – trotz vieler Bombentoter

Von ap, afp, dpa, dru

16.03.2018Lesedauer: 3 Min.
Kafr Batna in Ost-Ghuta: Ein Mann erhält Erste Hilfe, nachdem er während eines Luftangriffs durch die syrische Armee verwundet wurde.Vergrößern des BildesKafr Batna in Ost-Ghuta: Ein Mann erhält Erste Hilfe, nachdem er während eines Luftangriffs durch die syrische Armee verwundet wurde. (Quelle: Anas Alkharboutli/dpa)
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Dutzende Tote an nur einem Tag: Syrien erlebt in einigen Regionen die heftigsten Kämpfe seit Ausbruch des Krieges. Verantwortlich sind mehrere Kriegsparteien. Sie zeigen sich zufrieden mit der Entwicklung.

Luftangriffe syrischer Regierungstruppen und verbündeter Russen haben nach Angaben von Hilfsgruppen bei Damaskus mindestens 40 Menschenleben gefordert. In der Stadt Kafr Batna in der Rebellenenklave Ost-Ghuta schlugen Brandbomben, Streumunition und herkömmliche Sprengkörper ein, berichtete die in Großbritannien beheimatete Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag.

Zeitgleich setzte die türkische Armee ihren Vormarsch in der Kurdenregion Afrin fort. Luftangriffe und Artilleriefeuer töteten dort am Freitag mindestens 18 Menschen. Hilfsorganisationen warnten vor einer humanitären Katastrophe.

Internationale Kriegsmächte zufrieden

Im fernen Astana in Kasachstan zeigten sich die Kriegsparteien Russland, der Iran und die Türkei zufrieden mit der Entwicklung in Syrien. Besonders die gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus seien hervorzuheben, hieß es am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung, die das kasachische Außenministerium nach einem Treffen der Konfliktparteien verbreitete. Russland und der Iran unterstützen in dem Bürgerkrieg das Regime von Machthaber Baschar a-Assad, die Türkei wiederum steht auf Seiten verschiedener Rebellengruppen.

Der UN-Sicherheitsrat hatte Ende Februar per Resolution eine 30-tägige Waffenruhe für Syrien gefordert, die wirkungslos blieb. Russland hatte für die Resolution gestimmt, kurz darauf aber einseitig eine mehrstündige tägliche Feuerpause für Ost-Ghuta angekündigt. Selbst diese regionale Feuerpause wurde aber nur sporadisch eingehalten.

Regierungstruppen vor Einnahme von Ost-Ghuta

Bei den schweren Kämpfen in Ost-Ghuta zählten Ärzte der Syrisch-Amerikanischen Medizinischen Gesellschaft am Freitag 40 Opfer. Die Organisation unterstützt Krankenhäuser in der Region. Die Such- und Rettungsgruppe Syrischer Zivilschutz identifizierte eigenen Angaben zufolge 42 Leichen. Die Straßen seien mit Leichenteilen übersät. Die Zahl der Toten werde voraussichtlich steigen. Die Beobachtungsstelle teilte mit, bei den Luftangriffen auf Kafr Batna seien 46 Menschen getötet worden.

Der Widerstand in Ost-Ghuta, das seit mehr als drei Wochen von Regierungstruppen attackiert wird, steht offenbar kurz vor dem Zusammenbruch. Die syrische Armee rief die Bewohner der Enklave am Freitag zur Flucht auf. Sie sollten das Gebiet über "gesicherte" Fluchtkorridore verlassen. Seit Donnerstag verließen bereits mehr als 20.000 Menschen die Rebellenhochburg.

Viele Tote bei türkischen Angriffen

Im nordsyrischen Afrin wurden am Freitag 18 Menschen durch Geschützfeuer und Luftangriffe des türkischen Militärs getötet, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Die mehrheitlich kurdische Allianz Demokratischer Kräfte Syriens (SDF) sprach von 20 Toten. 30 Personen seien verletzt worden, als das Stadtviertel Aschrafie beschossen worden sei, sagte SDF-Sprecher Redur Chalil.

Die Türkei versucht seit mehr als sieben Wochen, die Kurdenmiliz YPG mit einem Kriegszug aus Afrin und Umgebung zu vertreiben. Sie betrachtet die Miliz als Terrorgruppe und Ableger kurdischer Rebellen in der Türkei. Zuletzt kesselten die türkischen Truppen die Stadt Afrin nahezu komplett ein. Zehntausende Menschen ergriffen laut Aktivisten seit Mittwoch die Flucht. Ihr Ziel waren offenbar Gebiete, die von den syrischen Regierungstruppen kontrolliert werden.

Das türkische Militär forderte kurdische Kämpfer in Afrin zur Aufgabe auf. "Kommt ergebt Euch! Auf Euch wartet eine ruhige und friedliche Zukunft in Afrin", hieß es in Flugblättern, die über der Stadt abgeworfen wurden. "Vertraut der Hand, die wir Euch ausstrecken." Zivilisten wurden aufgerufen, sich von kurdischen Kämpfern fernzuhalten und sich nicht als menschliche Schutzschilde benutzen zu lassen. Wer die Stadt verlasse, stehe unter dem Schutz des türkischen Militärs.

Eingekesselte Zivilisten in großer Gefahr

Nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros sind in der Region Afrin hunderttausende Menschen in Gefahr. "Wir sind tief besorgt über das hohe Risiko für die praktisch eingekesselten Zivilisten, getötet, verletzt, belagert, vertrieben oder als Geiseln zum Schutz gegen Angriffe genommen zu werden", sagte Sprecherin Ravina Shamdasani am Freitag in Genf. Zudem gebe es Berichte, dass kurdische Kämpfer Bürger nicht aus dem Gebiet herausließen.

Nach Informationen des UN-Kinderhilfswerks Unicef sind in der Region mehrere Dutzend Kinder umgekommen. Viele Familien flüchteten in die Stadt Afrin, dort gebe es aber kaum noch Wasser.

Verwendete Quellen
  • AP, AFP, dpa
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