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US-Wahl 2016: Sieg von Donald Trump stellt plötzlich alles infrage


Trump-Sieg stellt plötzlich alles infrage

Christian Kreutzer

Aktualisiert am 09.11.2016Lesedauer: 3 Min.
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Die USA vor einem gewaltigen Umbruch: Durch den Wahlsieg von Donald Trump wird wohl vieles anders als bisher.Vergrößern des Bildes
Die USA vor einem gewaltigen Umbruch: Durch den Wahlsieg von Donald Trump wird wohl vieles anders als bisher. (Quelle: Reuters-bilder)

Donald Trump ist der neue Präsident der USA - eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen: Ab jetzt, sagen zahlreiche Experten zu t-online.de, sei alles, was wir seit 70 Jahren kennen, infrage gestellt: die liberale westliche Demokratie, der Zusammenhalt in der Nato, die Pax Americana.

"Es ist eine Zeitenwende", sagt Bastian Hermisson von der Heinrich-Böll-Stiftung in der US-Hauptstadt Washington. Gemeinsame Sicherheit, eine offene Weltwirtschaft, das stehe alles in Frage.

An "Grundfesten der liberalen Demokratie gerüttelt"

"Am stärksten beschäftigt mich heute Morgen, dass jetzt auch in den USA an den Grundfesten der liberalen Demokratie gerüttelt wird", sagt Elmar Brok mit unterdrücktem Zorn. Der CDU-Europaabgeordnete sieht Trump in einer Linie mit den britischen Brexit-Betreibern, dem französischen Front National oder der deutschen AfD, die pausenlos gegen Liberalität und Offenheit wettern.

Vor allem aber um den Klimaschutz macht der sich der Experte Sorgen: "George W. Bush hat seinerzeit den Klimaschutz einfach ignoriert. Bei Trump muss man davon ausgehen, dass er sämtliche Klimaabkommen aktiv blockiert."

Bundesregierung ist kaum vorbereitet

"Wir wissen seit Monaten, dass es passieren kann und trotzdem ist heute keiner darauf vorbereitet", sagt Omid Nouripour. Das sei aber auch kaum möglich gewesen, gibt der Grünen-Bundestagsabgeordnete zu. Wie solle man sich auf jemanden vorbereiten, der das Koordinaten-System des Westens nicht nur ändern wolle, sondern "es zerstören."

"Für mich war es bis eben unvorstellbar, dass ein Mensch mit so viel Hass im Bauch und auf der Zunge in das ehrwürdige Oval Office einzieht", sagt CDU-Politiker Karl A. Lamers.

"Wer ist das eigentlich?"

Unvorbereitet sind eigentlich alle – selbst die Bundesregierung: "Die muss erst mal schauen: Wer ist das eigentlich?", sagt Marco Fey von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. "Man sagt immer so schön: Die Berater biegen den schon hin." Im Falle Trumps wisse man aber gar nicht, wer diese Berater seien.

Er habe ein "paar Figuren um sich herum versammelt, die alle nicht ernst genommen wurden." Fey nennt den früheren New Yorker Null-Toleranz-Bürgermeister Rudolph Giuliani oder den mittlerweile relativ abgehalfterten Kongressabgeordneten Newt Gingrich. "Am Ende werden in seinem Kabinett wohl die äußeren Flanken des republikanischen Establishments sitzen", vermutet der USA-Experte.

Zu alledem habe er auch noch eine Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Kongress und könne mit seiner wirren Linie durchregieren. "Er kann viel Schaden anrichten", fürchtet Fey.

"Was sollen die armen Politiker denn machen?"

Verteidigungspolitiker sorgen sich heute vor allem um die Nato, hat Trump doch angekündigt, auf Bündnistreue eher wenig zu geben. Staaten wie Deutschland, vor allem aber die baltischen Länder und Polen, die im Spannungsbogen einer aggressiven russischen Außenpolitik leben, sollen künftig mit barer Münze für ihren Schutz zahlen. Steht Europa möglichen Bedrohungen künftig allein gegenüber?

"Heute im Baltikum oder in Polen aufzuwachen, ist bestimmt kein Spaß", sagt Fey. Trump lasse alles offen. Das sei Gift für das Konzept der gemeinsamen Sicherheit.

Elmar Brok zitiert Nato-Experten aus dem Pentagon, mit denen er kürzlich gesprochen hat: "Sorgt dafür, dass Ihr eigene Fähigkeiten entwickelt", haben die den Europäern geraten. Auch sein Parteikollege Lamers, Verteidigungspolitiker im Bundestag und bis vor einiger Zeit Präsident der Parlamentarischen Versammlung der Nato, sagt: "Das ist die Stunde, in der sich Europa auf seine eigenen Kräfte besinnen muss."

Und was nun?

Und jetzt? "Tief Luft holen und als Demokraten die Köpfe zusammenstecken", sagt Nouripour, der sich einen Sondergipfel auf europäischer Ebene wünscht.

"Was tun? Nix", sagt Eberhard Sandschneider auf die gleiche Frage. Sandschneider ist Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik - einer der wichtigsten deutschen Thinktanks. "Mit ihm leben", solle man. Trump werde den Wahlkampfmodus hoffentlich verlassen. "Und irgendwie wird es weitergehen."

Freude bei der AfD

Der einzige, der heute Morgen gut gelaunt ist, ist der Vertreter der AfD: "Ein grandioser Sieg für Trump", schwärmt Leif-Erik Holm, Landessprecher der Partei in Mecklenburg-Vorpommern und bis vor Kurzem Spitzenkandidat der Landespartei.

Der Wahlsieg von Donald Trump gibt ihm vor allem Hoffnung: "Das ist ein gutes Zeichen, wenn die Bürger sich so deutlich für einen Wechsel entscheiden und dem politischen Establishment eins auswischen." Das sei auch für andere Länder ein gutes Zeichen - und natürlich auch für die AfD.

Mit ihrer Freude stehen er und seine Parteifreunde alledings ziemlich allein da.

CC
Trump hat auch in Deutschland Freunde

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