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Oprah Winfrey als Präsidentin: So wahrscheinlich ist ihre Kandidatur


TV-Star als Trump-Gegnerin
So wahrscheinlich ist Oprah Winfreys Kandidatur

Von Fabian Reinbold, Washington

Aktualisiert am 12.01.2018Lesedauer: 4 Min.
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Oprah Winfrey: Amerika spekuliert darüber, ob es sie auf die politische Bühne zieht.Vergrößern des Bildes
Oprah Winfrey: Amerika spekuliert darüber, ob es sie auf die politische Bühne zieht. (Quelle: Tracey Nearmy/dpa)

Seit ihrer fulminanten Rede bei den Golden Globes berauscht sich das liberale Amerika an diesem Gedanken: Oprah Winfrey könnte den US-Präsidenten herausfordern. Doch wie realistisch ist die Option überhaupt?

Sie selbst schweigt beharrlich, doch in den drei Tagen seit ihrer großen Rede wirkt es, als ob sich nahezu jeder andere in der amerikanischen Öffentlichkeit über eine mögliche Präsidentschaftskandidatur Oprah Winfreys geäußert hat.

Ihre Rede für einen Preis bei den Golden Globes hallt nach. Die Vorteile und Nachteile einer Kandidatur sind ausgetauscht. Klar ist, dass der liberale Teil Amerikas, den die Präsidentschaft Donald Trumps traumatisiert hat, eine Erlöserfigur wie Winfrey herbeisehnt. Andere mahnen, dass das Land nach der Trump-Erfahrung alles Mögliche, aber nur nicht noch einen Showstar im Weißen Haus gebrauchen könne.

Mit etwas Abstand lohnt der Blick auf die Frage: Wie realistisch ist die Option Oprah überhaupt? Wäre Winfrey eine ernst zu nehmende Präsidentschaftskandidatin der Demokraten im Jahr 2020?

Schließlich ist es keine Ausnahme, dass die amerikanischen Medien über Präsidentschaftsambitionen von Superstars und solchen, die sich dafür halten, raunen. So war es über knapp 20 Jahre immer wieder mit einem Immobilientycoon und Reality-TV-Star, bis dieser Mann namens Donald Trump dann Ernst machte. Zuletzt wurden etwa auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Amazon-Chef und "Washington Post"-Besitzer Jeff Bezos solche Ziele angedichtet.

Eine Versöhnerin gegen den Spalter

Doch bei der 63-jährigen Winfrey hat das Geraune geradezu einen Hype ausgelöst. So gut wie jeder Amerikaner kennt sie und die nach ihr benannte Fernsehsendung, die 25 Jahre lang Woche für Woche lief. Die Amerikaner nennen die Schauspielerin, Moderatorin und Unternehmerin beim Vornamen.

Oprah ist den Amerikanern vertraut, extrem beliebt und allgegenwärtig. Sie ist eine amerikanische Ikone – und dazu auf den ersten Blick klar zu erkennen – das Gegenteil von Trump. Eine Frau, die sich aus ärmsten Verhältnissen hochgearbeitet hat, sich für Frauenrechte und gegen Rassismus einsetzt – und das Verströmen von Zuversicht zu ihrem Markenzeichen gemacht hat. Eine große Versöhnerin gegen den Spalter Trump – unter diesem Motto könnte ihr Wahlkampf laufen.

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Oprah for President? Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen:

  • Ihre fulminante Ansprache bei den Golden Globes war keine übliche Dankesrede, sondern eine ganz bewusste politische Rede: mit zahlreichen Angriffen auf Trump, ohne ihn beim Namen zu nennen, mit klaren Worten zu Rassismus und Sexismus, und mit einem bombastisch-optimistischen Höhepunkt, der an Reden von Martin Luther King Jr. erinnerte. Es war die Rede einer Frau mit politischen Ambitionen.
  • Winfrey ist so bekannt wie Trump, aber beliebter und das quer durch alle Schichten. Besonders wichtig aber ist die große Schar ihrer Anhängerinnen im gehobenen Alter – eine der wichtigsten Wählergruppen für die Demokraten. Deren letzte Kandidatin Hillary Clinton verfehlte bei Frauen die Mehrheit – einer der Gründe für ihre Niederlage gegen Trump. Eine Kandidatin Winfrey hätte es da wohl einfacher.
  • Die Kandidatenfrage bei den Demokraten ist offen. Es gibt derzeit keine Favoriten, das erhöht auch die Chancen für Quereinsteiger, wie Winfrey eine wäre.
  • Die Selfmade-Milliardärin besitzt das nötige Geld, um die Präsidentschaftskampagne zu stemmen. Den Wahlkampf, der sich knapp zwei Jahre zieht, kann nur bestehen, dessen Wahlkampfkasse nicht versiegt. Hinzu kommt, dass Oprahs Beliebtheit dazu führen dürfte, dass sie sehr viele Kleinspenden einsammeln könnte – dies war eines der Erfolgsrezepte des Kandidaten Barack Obama.
  • Ihre Rede drehte sich um die Themen, mit denen sich das liberale Amerika mobilisieren lässt. Rassismus und Sexismus sind zwei der wichtigsten Debattenthemen unserer Zeit – und der aktuelle Präsident ist hier angreifbar.

Es gibt allerdings auch Unwägbarkeiten, die eine Entscheidung, zu kandidieren, beeinflussen könnten:

  • So sehr die #MeToo-Debatte derzeit den Zeitgeist prägt und den Hype um Winfreys Rede befeuert hat – so unklar ist, welche Rolle das Thema Sexismus in der politischen Debatte im Jahr 2020 spielen wird, also dann, wenn es im Wahlkampf ernst wird.
  • Winfrey müsste für das höchste Amt im Staate auch einiges aufgeben: Ihren Sender „Oprah Winfrey Network“ und ihre Marke, die ihr einen Großteil ihres Reichtums eingebracht hat, müsste sie als Präsidentin abtreten. Ob die Unternehmerin dazu bereit ist, wissen wir nicht.
  • Es besteht die Möglichkeit, dass die Wähler der Demokraten nach den aufreibenden Jahren mit dem Politikneuling Trump einen erfahrenen Politiker ins Rennen schicken wollen. Dann könnte sich der Außenseiterstatus Winfreys in einen Nachteil wenden.
  • Und schließlich wissen wir schlichtweg nicht, was Oprah Winfrey selbst eigentlich will. Mal hat sie Ambitionen angedeutet, mal diese dementiert.

Das Thema Oprah und 2020 dürfte nach den Tagen im Rampenlicht nun ohnehin wieder in den Hintergrund treten. Doch der erste Test in der Versuchsreihe, eine ebenbürtige Gegnerin für Trump zu finden, der ist geglückt.

Quellen und weiterführende Informationen:
- Eigene Recherchen
- Winfreys Rede im Wortlaut
- YouTube-Video von Winfreys Rede bei den Golden Globes

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