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Historiker bei Anne Will: Wagenknecht "eine Bewirtschafterin der Angst"


Wagenknechts Prognose
"Dann wird die Ukraine nicht nur nach Waffen rufen"


Aktualisiert am 18.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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Die Noch-Abgeordnete der Linken, Sahra Wagenknecht (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Die Noch-Abgeordnete der Linken, Sahra Wagenknecht (Archivbild). (Quelle: IMAGO)

Sahra Wagenknecht streitet bei Anne Will mit dem Osteuropa-Historiker Karl Schlögel und sieht wegen einer "Morddrohung" von einem Ukraine-Besuch ab.

Die Ukraine kommt mit ihrer Offensive gegen die russischen Besatzer nur schleppend voran. Gleichzeitig zieht sich die Debatte über die mögliche Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper, mit denen die Ukrainer Ziele weit hinter den Verteidigungslinien treffen und den russischen Truppen die Nachschubwege abschneiden könnten, in die Länge. Vor diesem Hintergrund beschäftigte sich Anne Wills Talkrunde am Sonntagabend in der ARD mit der Frage: "Mühsame Offensive, ferner Frieden – Braucht die Ukraine noch mehr Unterstützung?"

Im Mittelpunkt der lebhaften Diskussion, die sich im Laufe der Sendung entwickelte, stand die (Noch-)Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht. Ihre Ansichten erwiesen sich als nicht kompatibel mit denen der anderen Talkgäste und brachten ihr sogar den Vorwurf des Osteuropa-Historikers Karl Schlögel ein, sie sei gemeinsam mit der AfD Putins Stimme in Deutschland.

Die Gäste:

  • Sahra Wagenknecht (Die Linke), Mitglied des Bundestages
  • Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses
  • Roderich Kiesewetter (CDU), Mitglied des Bundestages und Oberst a. D.
  • Rieke Havertz, internationale Korrespondentin für "Zeit Online"
  • Karl Schlögel, Historiker und Osteuropa-Experte

Wagenknecht befürchtet dritten Weltkrieg

Es gebe keine militärische Lösung, betonte die Linke-Abgeordnete wiederholt. Vielmehr habe sie die Sorge, dass bei einem Festhalten an der bisherigen westlichen Linie auch Nato-Staaten in die Kampfhandlungen einbezogen werden könnten. Was der Ukraine am meisten fehlen werde, seien nämlich "nicht Waffen, sondern einsatzfähige und einsatzbereite Soldaten". "Dann wird die Ukraine nicht nur nach Waffen rufen, dann wird sie nach Soldaten rufen", so Wagenknechts Prognose.

Der Historiker Schlögel zeigte sich schockiert über die Rhetorik der Linke-Politikerin. "Sie ist eine Bewirtschafterin der Angst. Das ist ihr Kapital. Sie hat nichts beizutragen", warf er Wagenknecht vor, ohne sich unmittelbar an sie zu wenden. Als diese sich zu verteidigen versuchte, sie habe tatsächlich Angst vor einer Eskalation, ging Schlögel sie doch noch direkt an. "Sie können die Angst anderer Leute instrumentalisieren. Das ist ihr Geschäft", lautete sein Vorwurf.

 
 
 
 
 
 
 

Die Aufforderung Schlögels, selbst in die Ukraine zu fahren und sich die Folgen der russischen Kriegsverbrechen mit eigenen Augen anzusehen, hatte Wagenknecht mit dem Hinweis abgelehnt, der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, habe ihr mit dem Tod gedroht. "Herr Melnyk hat mich öffentlich mit einer Morddrohung überzogen. Ich fahre doch nicht in ein Land, wo mir angedroht wird, dass ich umgebracht werde", echauffierte sie sich.

In einem Tweet hatte Melnyk im vergangenen April die Linken-Politikerin und ihren Mann, den ehemaligen Linken-Vorsitzenden Oskar Lafontaine, als "die schlimmsten Komplizen vom Kriegsverbrecher Putin" bezeichnet. Als solche würden sie "noch zur Rechenschaft gezogen werden. Und zwar sehr bald", schrieb Melnyk damals weiter. Die Linksfraktion im Bundestag forderte daraufhin die Bundesregierung zu einem offiziellen Protest gegenüber Kiew auf. Melnyk ist mittlerweile ukrainischer Botschafter in Brasilien.

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Der ausgewiesene Osteuropa-Kenner Schlögel sprach sich hingegen dafür aus, der Ukraine nicht zu verweigern, was sie für ihre Verteidigung benötige. "Das ist das Mindeste, was Europa den Ukrainern, aber auch sich selbst schuldet."

SPD-Politiker äußert Verständnis für Kriegsmüdigkeit

Auch Michael Roth forderte umfassende und schnelle Waffenlieferungen. "Ich gehöre zum Team Tempo", so der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses. Gleichzeitig äußerte der Sozialdemokrat Verständnis für eine gewisse Müdigkeit und Skepsis, die es in der Bevölkerung auf diese Frage bezogen gebe. Roth gab allerdings auch zu bedenken: "Wenn der Imperialismus Putins nicht ein für alle Mal gestoppt wird, dann wird die Ukraine nicht das letzte Ziel sein, dann werden weitere Kriege folgen."

Die militärische Bedeutung der von der Ukraine geforderten Taurus-Marschflugkörper betonte der Christdemokrat Roderich Kiesewetter. Die Waffe wirke sich intensiv auf die Versorgungslinien der Krim aus und zerstöre beispielsweise Betriebsstofflager und Munition. "Wir wollen, dass die russischen Soldaten auf der Krim aufgeben, zurückkehren und sagen: 'Wir können diesen Krieg nicht gewinnen'", erklärte der Oberst a. D. Dafür müsse man jedoch mehr tun. Kiesewetter zeigte sich fest davon überzeugt, dass es im Laufe der kommenden Woche eine Entscheidung darüber geben werde, bis wann die Lenkflugkörper geliefert würden.

Auf die Gefahr, dass der Ukraine mit den Vereinigten Staaten mittelfristig der wichtigste Verbündete verloren gehen könnte, verwies Rieke Havertz. "Die USA dürfen im Grunde nicht ausfallen", erklärte die "Zeit"-Journalistin. Donald Trump habe bereits angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs im November 2024 die Unterstützung für die Ukraine zu beenden, und er sei keineswegs der einzige aussichtsreiche Republikaner, der so denke. Als Beispiel nannte Havertz Ron DeSantis, den Gouverneur Floridas. "Es gibt eine Fraktion innerhalb der republikanischen Partei, die definitiv dafür ist, diese Hilfen einzustellen."

"Donald Trump wird nicht gewählt, da bin ich absolut optimistisch", hielt Kiesewetter dem entgegen. Seine Begründung? "Ich bin sehr überzeugt davon, weil die Menschen vernünftiger geworden sind."

Verwendete Quellen
  • ARD: "Sendung 'Anne Will' vom 17. September 2023"
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