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Alexander Gauland bei "Anne Will": Von Heiko Maas blamiert


"Wer soll Ihnen noch glauben?"
Maas blamiert Gauland bei "Anne Will"

Von Nico Damm, t-online.de

Aktualisiert am 06.06.2016Lesedauer: 3 Min.
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Alexander Gauland hat bei der TV-Sendung von Anne Will keinen überzeugenden Auftritt hingelegt.Vergrößern des Bildes
Alexander Gauland hat bei der TV-Sendung von Anne Will keinen überzeugenden Auftritt hingelegt. (Quelle: imago / Jürgen Heinrich)

Nach seinen umstrittenen Aussagen über Fußballer Jérôme Boateng verstrickt sich AfD-Mann Alexander Gauland immer wieder in Ausreden und Widersprüche - und wird dafür von Justizminister Heiko Maas (SPD) bloßgestellt.

Zeit zum Warmwerden brauchten die Gäste bei Anne Will in der letzten Sendung vor der Sommerpause nicht. Dafür ist die Debatte um die Aussagen von AfD-Bundessprecher Alexander Gauland zum Nationalspieler Jérôme Boateng noch zu frisch. "Lohse hat mich reingelegt", beschwerte sich der Politiker beim Journalisten der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Redakteur Eckart Lohse, der zusammen mit seinem Kollegen Markus Wehner das Interview mit Gauland geführt hatte, verteidigte sich: "Wir hätten ihm den Text vorgelegt, wenn Herr Gauland uns darum gebeten hätte."

Das ließ wiederum Gauland, früher selbst Journalist , nicht auf sich sitzen: Ihm hätten die Redakteure gesagt, in absehbarer Zeit solle gar nichts gedruckt werden. Außerdem: "Ich wusste gar nicht, dass Herr Boateng farbig ist." Das hätte er erst nach Erscheinen des Artikels von der stellvertretenden AfD-Bundesvorsitzenden Beatrix von Storch erfahren. "Das heißt, Sie antworten auf Fragen zu Menschen, die Sie gar nicht kennen", ätzte Lohse.

Harter Auftakt für Gauland

Es war eine knüppelharte erste Viertelstunde für Gauland, der niemandem so recht erklären konnte, warum er besagten Satz gesagt hatte. Zwar sprach er von einem "Fehler", schoss aber direkt im nächsten Satz gegen Lohse zurück: "Warum halten sie mir einen Nichtmuslim [Cem Özdemir, Grüne], einen Deutschen und einen Farbigen vor, obwohl es nur um den Islam und Zugehörigkeit zu Deutschland ging? Ist das nicht selber Rassismus?"

Für Justizminister Heiko Maas (SPD) war die Lage klar: "Das ist rassistisch, weil hier jemand aufgrund von seiner Hautfarbe als Mitmensch in Frage gestellt wird." Die Rechtfertigungen Gaulands seien eine AfD-typische Masche: "Danach wird immer versucht zu relativieren, dann ist es nicht so gemeint oder die Journalisten haben es angeblich falsch verstanden." Letztendlich, hielt Moderatorin Anne Will fest, stand in der Sache ein Stück weit Aussage gegen Aussage.

Rassismus unter dem Deckmantel Islamkritik

Aus fachlicher Sicht fiel die Bewertung des Vorfalls in der Runde unterschiedlich aus: Der Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt fand es nicht rassistisch, zu sagen, "es gibt leider Leute, die Boateng nicht in der Nachbarschaft haben wollen". Selbst zu sagen, man wolle nicht der Nachbar sein, sei allerdings rassistisch.

Die Migrationsforscherin Bilgin Ayata widersprach: "Wir haben in Deutschland eine sehr enge Auffassung von Rassismus, die nicht den internationalen Standards entspricht." In den letzten Jahren habe es sich eingebürgert, unter dem Deckmantel so genannter Islamkritik rassistisch zu argumentieren.

Wie viel Fremdenfeindlichkeit verträgt das Land?

Dass diese Debatte prägend ist, dafür lieferte ein Einspieler Hinweise: In einer aktuellen Umfrage stimmten über 27 Prozent der Menschen der Aussage zu, die Bundesrepublik sei "zu einem gefährlichen Maß überfremdet". Für Maas sind solche Menschen primär keine Rassisten, "sondern Menschen, die Ängste und Sorgen haben." Viele von ihnen könne man davon überzeugen, dass Deutschland Zuwanderung brauche – Nicht-Zuwanderung bedrohe sogar Arbeitsplätze.

Deutschland führe ohnehin die falsche Debatte, sagte Migrationsforscherin Ayata: Statt zu schauen, wie viel Migration Deutschland wolle, könne man auch die Frage stellen, wie viel Fremdenfeindlichkeit das Land eigentlich vertrage.

"Sie reden den Menschen ein, wir werden überflutet"

Lohse warf der AfD Panikmache vor: "Das Asylrecht wurde in rasendem Tempo verschärft. Und Sie stehen immer noch auf Marktplätzen und reden den Menschen ein, wir werden überflutet." Unterdessen stünden in Bayern Turnhallen leer, weil keine Flüchtlinge mehr kämen. Ja, "Kleinigkeiten" hätten sich verändert, gab Gauland zu – das sei "Gott sei Dank der AfD zu verdanken".

Gauland strudelte sogleich in den nächsten Aufreger: Am Donnerstag hatte er laut Medienberichten eine Rede gehalten, in der er die Neonazi-Parole "Heute sind wir tolerant und morgen fremd im eigenen Land" erwähnte. Das bestritt Gauland bei Anne Will. "Ich hätte das gern gesagt, aber das hat Björn Höcke gesagt."

"Was können Sie überhaupt?"

Im nächsten Einspieler überführte die Redaktion den Politiker prompt: Auf einer Bühne stehend sah man Gauland klar und deutlich die betreffenden Worte ins Mikrofon sagen. Der Justizminister war empört: "Wer soll Ihnen noch ein Wort glauben?" Der Satz stamme von einer CD einer rechtsextremen Band mit dem Titel "Hitler lebt". Die wiederum wollte Gauland nicht kennen. Er glaube, den Slogan zuerst auf einem Plakat gesehen zu haben.

Die zunehmend hitzige Stimmung – vergangenes Jahr hat sich die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsheime verfünffacht – könne Gauland "nicht beruhigen". "Was können Sie denn überhaupt?", entfuhr es Maas, "Sie machen doch Politik!" Da schallte trotz des ernsten Themas Gelächter durchs Studio.

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