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Bauernprotest: Dieser Bauer macht nicht mit – das ist der Grund


"Ich bin nicht wütend"
Dieser Bauer demonstriert nicht mit – und löst damit Debatte aus

Von t-online, kg

Aktualisiert am 11.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Lars Odefey ist nicht bei den Demos der Bauern dabei. Er hat wirtschaftlich keine Probleme.Vergrößern des BildesLars Odefey ist nicht bei den Demos der Bauern dabei. Er hat wirtschaftlich keine Probleme. (Quelle: Screenshot Instagram)
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Nicht alle Bauern teilen den Standpunkt der demonstrierenden Masse. So wie Lars Odefey. In den sozialen Netzwerken gibt es Unterstützung – aber auch Kritik an seiner Einstellung.

Mit seinem Post hat Lars Odefey ganz schön etwas angerichtet. Allein sein Facebook-Eintrag wurde über 10.000 Mal geteilt, knapp 1.400 Kommentare wurden geschrieben und das bei knapp 6.000 Likes. Dabei hat der Bio-Bauer aus der Nähe von Uelzen kein besonderes Foto gepostet, sondern ein altes recycelt. Doch der Inhalt wirkt wie Sprengstoff.

Denn in der Woche, in der die Bäuerinnen und Bauern aus ganz Deutschland auf den Beinen sind und Straßen blockieren, Politiker angehen und laut Forderungen aufstellen, hat Odefey in seinem Post erklärt, warum er da nicht mitmacht. "Ich bin heute nicht demonstrieren, weil es für mich nichts zu demonstrieren gibt. Ich bin nicht frustriert oder wütend. Mir geht es gut", steigt er in den längeren Text ein. "Unserem Hof geht es gut. Mir fehlt das Motiv, heute auf die Straße zu gehen. Agrardieselsubventionen und die 'grüne Nummer' spielen bei uns betriebswirtschaftlich keine Rolle."

Bio-Landwirtschaft mit direkter Vermarktung

Zugegeben, Odefey ist in einer besonderen Situation. Er betreibt keinen klassisch konventionellen Hof, den er irgendwann mal geerbt hat. Sondern er hat vor einigen Jahren seinen Bürojob an den Nagel gehängt und ein "Landwirtschafts-Start-up" gegründet. Er setzt auf nachhaltige Geflügelaufzucht. Damit sich das finanziell rechnet, kann man seine Hühner, Enten und Co. nur direkt bei ihm kaufen. Kein Zwischenhändler, der mitverdient. Kein Discounter oder Supermarkt, der die Marge drückt. Dafür aber namhafte Kundschaft: Nelson Müller bezieht hier sein Geflügel, auch der Sterne-Koch Christoph Rüffer kauft hier ein. Im Onlineshop kostet ein ganzes Weidehuhn rund 40 Euro.

2017 entschied sich Odefey, einen Hof zu übernehmen. "Für mich war dabei immer Prämisse, ich darf nicht weniger verdienen als zuvor im Angestelltenverhältnis und ich will mich jeden Tag für, aber auch gegen meine Selbstständigkeit entscheiden können", schreibt Odefey selbst in den sozialen Netzwerken. "Ich will nicht in ein Hamsterrad, aus dem ich nicht mehr herauskomme."

Er selbst sei finanziell unabhängig und frei. Ja, auch er habe einen Kredit bei der Bank laufen. Doch die Summe belaufe sich auf weniger als 100.000 Euro, "eine vergleichsweise kleine Summe, in Relation zu unserem Umsatz und zu dem, was andere landwirtschaftliche Betriebe für Technik und Gebäude investieren (müssen)", so der Bio-Landwirt weiter.

Edeka, Aldi, Lidl und Rewe in der Pflicht

Dass er mit seiner etwas anderen Art der Bewirtschaftung vielleicht nicht repräsentativ ist, weiß Odefey. "Mag sein, dass wir mit dieser Situation eine Ausnahme sind oder wir einfach Glück haben, nicht in 'alten Strukturen' gefangen zu sein", urteilt er selbst. Und wird dann deutlich: Man müsse nicht jeden "Sch..." mitmachen. Außerdem seien für ihn die Adressaten falsch: Nicht die Politik, sondern die großen Vier des Lebensmittelhandels, also Edeka, Aldi, Schwarz und Rewe, sieht er in der Pflicht. Sie würden sich "seit Jahrzehnten milliardenschwer die Taschen voll machen, wohingegen Bauern ächzen und immer weniger werden, und die Großen immer größer werden, nur um bei der nächsten Preisrunde noch mal 2 Cent nachzulassen."

Unter dem Post stapeln sich die Kommentare: Viele bedanken sich für die offenen Worte, andere nehmen den Eintrag als Ansporn, stärker direkt bei Landwirten einzukaufen. Aber auch andere Bauern melden sich dort. "Ehrlich gesagt finde ich es sehr schade, alle Bauern, die sich gegen die ständige Spar-/Bevormundungspolitik aussprechen, so darzustellen, als fehle der Weitblick oder gar die Eigeninitiative, aus dem 'System' auszubrechen", kritisiert eine Userin.

Eigentlich gehöre Odefey allein aus Solidarität und Loyalität auch auf die Straße. Das Statement wird direkt kritisiert: "Warum soll ein Landwirt mit einem erfolgreichen Konzept mit Landwirten, die nach eigener Aussage um ihre Existenz fürchten, auf die Straße gehen?", fragt ein User. Und eine andere Userin bemerkt: "Oh, wie gut diese Meinung und Position zu genießen. Bester Beitrag in dem Gemetzel dieser Tage."

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