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Dramatik pur: Wieso büxte in Berlin eine Löwin aus – und woher kam sie?


Tagesanbruch
Bundesweiter Löwen-Alarm

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 21.07.2023Lesedauer: 5 Min.
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In Berlin-Zehlendorf gingen Polizisten und Journalisten auf Raubtierjagd.Vergrößern des Bildes
In Berlin-Zehlendorf gingen Polizisten und Journalisten auf Raubtierjagd (Quelle: Annette Riedl/dpa)

Guten Morgen liebe Leserin, lieber Leser,

ich muss Alarm schlagen! Luna wird vermisst. Sie wurde das letzte Mal in der Brunnenstraße beim Friedhof in Mössingen südlich von Tübingen gesehen. Auch Wuschi aus Erfurt wird schmerzlich vermisst. "Er ist sehr klein und weiß-rot gefleckt", schreiben seine Besitzer. "Er ist sehr liebevoll und verschmust, und wenn er glücklich ist, sabbert er. Bitte rufen Sie uns an, auch bei vagem Verdacht!" In Bad Oeynhausen vermisst man Benny, zwei Jahre alt und recht groß. "Eventuell trägt er noch ein grünes Katzengeschirr", notieren seine Herrchen, und fügen sicherheitshalber hinzu: "Fremden gegenüber ist er scheu". Sie bitten dringend um ein Lebenszeichen. So wie Tausende andere Katzenhalter auf der Website der deutschen Tiermeldezentrale.

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Auch in Berlin sucht man eine Katze. Ihr Name ist bis dato unbekannt, dafür ist sie ziemlich groß. Offenbar handelt es sich um eine Raubkatze, genauer um einen Löwen, noch genauer um eine Löwin (in Genderfragen muss man heutzutage höllisch aufpassen). Das entlaufene Wildtier hält seit gestern Morgen die gesamte deutsche Presse und auch einige Leser in Atem: Woher kommt in Berlin eine Löwin, wo ist sie ausgebüxt, wer hat sie gehalten, wo doch kein Zoo ein Tier vermisst? Ist das überhaupt legal, privat Raubkatzen zu besitzen, warum sind die Regeln in Berlin streng, aber in Brandenburg lax? Haben etwa kriminelle Clans ihre Hände im Spiel und vor allem: Wie, um Himmels willen, verhält man sich, wenn man als nichtsahnender Müßiggänger plötzlich so einem Urviech gegenübersteht? Wie wird es eingefangen und was könnte es vorher noch alles fressen außer dem Wildschwein, das es offenbar zum Frühstück vernaschte?

Video | Entlaufene Löwin verursacht Aufruhr in Berlin
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Quelle: t-online

Fragen über Fragen, alle brisant und ein gefundenes Fressen für uns Journalisten. Wir freuen uns ja, wenn wir mal über einen anderen Aufreger als einen kichernden Kanzler oder den irren Putin berichten können. Je ungewöhnlicher ein Ereignis, desto größer steigen wir ein. Packen das ganz große Besteck aus: Eilmeldungen, Reportagen, Interviews, Liveticker. In entlegenen Ländern wie, sagen wir mal, Kenia mag kein Hahn nach einem umherstreunenden Leu krähen. In einem durchindustrialisierten und -optimierten Land wie Deutschland ist so ein entlaufener Menschenschreck mit Reißzähnen eine Knaller-Story.

Wobei ich an dieser Stelle mal geraderücken muss: Vielleicht ist ja gar nicht das Tier der Schocker, vielleicht sind es vielmehr wir Menschen, die sich erdreisten, wilde Tiere einzusperren, um sie sich als Betrachtungs- oder Statusobjekte zu halten. Ich finde nicht, dass irgendjemand das Recht haben sollte, privat einen Löwen zu besitzen, und wenn ich noch länger darüber nachdenke, finde ich auch die Raubtierhaltung in Zoos eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Was maßen wir Zweibeiner uns da an und vor allem: Was tun wir den Tieren an?

Darüber lohnt es sich nachzudenken, meinen Sie nicht auch? Ich kann Ihnen jedenfalls versichern, dass wir uns Mühe geben, Ihnen auf t-online alle Fragen zu dem entlaufenen Vierbeiner zu beantworten, wer auch immer er oder sie ist. Bis alles erschöpfend geklärt, berichtet, kommentiert und gelivetickert ist, möchte ich Sie noch rasch mit einer anderen Katze vertraut machen. Stevens heißt die und Geburtstag hat sie heute: ihren 75. nämlich, was ein stattliches Alter ist. Genaugenommen mag sie mittlerweile gar nicht mehr Katze genannt werden, sondern lieber Yusuf. Ist auch okay. Singen kann sie nämlich wunderbar. In diesem Sinne viel Vergnügen mit dem heutigen Ohrenschmaus!


Alle umwerben Indien

Mit Russland geht gar nichts mehr, mit China ist es schwierig – also auf nach Indien! Das scheint derzeit die Maxime deutschen Regierungshandelns zu sein. Zwar findet Wirtschafts- und Energieminister Robert Habeck, der gerade in dem südasiatischen Land unterwegs ist, auch kritische Worte. So moniert der Grüne, "dass Indien durch seine hohen Ölimporte aus Russland aktiv von den Sanktionen gegen Russland und der Gesamtlage profitiert". Vor allem aber lobt er das ökonomische Potenzial der bevölkerungsreichsten Demokratie auf Erden und hofft auf Fortschritte bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU. Heute stehen für den Vizekanzler Gespräche mit Wirtschaftsvertretern und Besuche von Unternehmen in Mumbai auf dem Plan. Am Samstag findet das G20-Energieministertreffen im Bundesstaat Goa statt.

Und noch ein weiteres Kabinettsmitglied ist diese Woche in Indien unterwegs: Nachdem er bereits in der Hauptstadt Neu-Delhi und im Süden des Landes für Deutschland als Fachkräfteeinwanderungsland geworben hat, nimmt Hubertus Heil heute am G20-Arbeitsministertreffen in Indore teil. Auch bei der Konferenz der führenden Industrie- und Schwellenländer spielt das Thema Fachkräfte eine wichtige Rolle: Die Ressortchefs wollen versuchen, zu einer besseren länderübergreifenden Vergleichbarkeit und Anerkennung von Berufsqualifikationen zu kommen: Vor allem Pflegekräfte und IT-Spezialisten aus Indien sind heiß begehrt.


Spanien vor Rechtsruck

Pedro Sánchez ist in Bredouille: Weil seine Sozialdemokraten bei den Lokal- und Regionalwahlen im Mai deutliche Stimmenverluste erlitten, zog der spanische Premierminister kurzerhand die für Dezember geplanten Parlamentswahlen auf den 23. Juli vor. Doch nun muss er fürchten, dass der hochsommerliche Urnengang zu einem Rechtsruck führt und ihn das Amt kostet. So sahen die meisten Beobachter in seinem konservativen Herausforderer Alberto Núñez Feijóo den klaren Sieger des einzigen TV-Duells vor der Wahl. Den Umfragen zufolge könnte dessen Volkspartei PP stärkste Kraft werden – und dann mit der rechtsradikalen Partei Vox ein Rechtsbündnis schmieden.

Nach Italien, Schweden und Finnland wäre das schon der vierte Rechtsruck in einem EU-Land binnen kurzer Zeit. Scheint so, als würden viele Menschen in Krisenzeiten ihr Heil am rechten Rand suchen. Für die Europawahl in einem Jahr lässt das nichts Gutes ahnen.

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Berlin kunterbunt

Der Countdown zum 45. Christopher Street Day läuft: Bevor morgen in Berlin mehr als eine halbe Million Menschen zum Feiern und Demonstrieren zusammenkommen, setzt heute die Politik ihre Positionszeichen. Vorn dabei: der Regierende Bürgermeister. CDU-Mann Kai Wegner hilft um 11 Uhr beim Hissen einer Regenbogenfahne an der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert folgt um 14 Uhr mit der Regenbogenflagge am Willy-Brandt-Haus, und der Hauptbahnhof leuchtet ab heute Abend um 22 Uhr ebenfalls in Regenbogenfarben. Und dann kann's kunterbunt losgehen.


Lesetipps

Warum zögern immer mehr Klimaexperten, ihre Erkenntnisse zu veröffentlichen? Dieses Interview meines Kollegen Lars Wienand mit der Psychologin Pia Lamberty sollten Sie lesen.





Das historische Bild

1972 wurde Nordirland von einem weitreichenden Ereignis erschüttert. Hier erfahren Sie mehr.


Zum Schluss

Was sein muss, muss sein!

Ich wünsche Ihnen einen friedlichen Tag.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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