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Ukraine: Wie Spione Putin schaden – so kämpfen die Geheimdienste gegen Russland


Spektakuläre Aktionen
Wie Kiews Spione Putin schaden

Von t-online, csi

Aktualisiert am 02.09.2023Lesedauer: 4 Min.
1565051374Vergrößern des BildesWladimir Putin (Archivbild): Den Geheimdiensten des Kreml hat die Ukraine viel entgegenzusetzen. (Quelle: Contributor)
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Der Krieg in der Ukraine wird nicht alleine mit Panzern und Drohnen auf dem Schlachtfeld geführt. Im Hintergrund sind besonders die Tätigkeiten der Geheimdienste entscheidend.

Informationen von Geheimdiensten sind in dem russischen Krieg gegen die Ukraine ein wertvolles Mittel. Mit Waffen alleine gewinne man keinen Krieg, sagt Militärhistoriker Sönke Neitzel von der Universität Potsdam. Wichtig sei eben auch, zu wissen, wie und wo man diese einsetzen müsse. "Nach allem, was an Informationen durchsickert, scheint die Unterstützung durch die westlichen Nachrichtendienste für das Lagebild der ukrainischen Streitkräfte von unschätzbarem Wert zu sein", so der Historiker.

Aber nicht nur westliche Geheimdienste spielen im Krieg in der Ukraine eine Rolle. Auch die ukrainischen Geheimdienste selbst liefern mitunter entscheidende Informationen. Wer auf russischer Seite die wichtigsten Akteure im Informationskrieg sind, lesen Sie hier. Auf ukrainischer Seite fallen besonders der Inlandsgeheimdienst und der Militärnachrichtendienst mit spektakulären Aktionen gegen Russland auf:

Der SBU und die Anschläge auf die Krim-Brücke

Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) ist der Inlandsgeheimdienst des Landes, wird von der ukrainischen Verfassung als militärische Institution definiert und spielt im Krieg eine zentrale Rolle. Der SBU wurde 1991 nach der Auflösung des KGB in der Ukraine gegründet. Er ist für die Abwehr von Spionage, Terrorismusbekämpfung, Cybersicherheit, den Schutz der nationalen Staatlichkeit und territorialen Integrität sowie von Staatsgeheimnissen zuständig. Über 27.000 Menschen arbeiten nach eigenen Angaben beim SBU. Er ist dem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj direkt unterstellt und wird aktuell von Wassyl Maljuk geleitet.

Maljuk ist der Nachfolger von Iwan Bakanow. Selenskyj entließ den damaligen Geheimdienstchef im Juli 2022 wegen Hochverrats und Kollaboration – also der Zusammenarbeit mit Russland – gemeinsam mit zahlreichen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Die wohl spektakulärsten Aktionen des SBU sind die beiden Angriffe auf die auch Krim-Brücke genannte Kertsch-Brücke – eine für Russland militärisch wichtige Verbindungsstraße zwischen dem russischen Festland und der annektierten Halbinsel Krim. Das macht sie zu einem reizvollen Angriffsziel. Im Oktober 2022 fuhr ein Lastwagen am frühen Morgen des 8. Oktober über die Brücke und explodierte. Die Folgen: Fünf Menschen starben bei dem Angriff, darunter auch der Lkw-Fahrer. Die Brücke war schwer beschädigt und danach nur teilweise befahrbar.

Im Juli 2023 wurde die Brücke erneut durch einen Angriff mit ferngesteuerten Kamikaze-Wasserfahrzeugen beschädigt. Maljuk betonte gegenüber der ukrainischen Nachrichtenseite "New Voice" immer wieder, dass diese Angriffe ausschließlich von den Streitkräften der Ukraine ohne Beteiligung ausländischer Spezialdienste vorbereitet worden seien. Welche Details der ukrainische Geheimdienst über die beiden Angriffe enthüllt hat, lesen Sie hier.

Der HUR und der Überläufer mit dem Kampfhubschrauber

Der Militärnachrichtendienst der Ukraine (HUR) beschafft, analysiert und verbreitet Geheimdienstinformationen. Nach eigenen Angaben liegt der Schwerpunkt in den Bereichen der Verteidigung, Entwicklung militärischer Fähigkeiten, Militär und Militärtechnik sowie in der Cybersicherheit. Chef des HUR ist seit 2020 der 37-jährige Kyrylo Bundanow. Der HUR untersteht dem Verteidigungsministerium und ist wie auch der SBU im Krieg gegen Russland relevant.

Budanow erklärte im März 2022 – kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges – gegenüber der US-Wochenzeitung "The Nation", der HUR habe viele Informanten innerhalb der russischen Armee und "auch in ihren politischen Kreisen und ihrer Führung". Bereits im November habe die Ukraine von den Plänen Russlands gewusst, in die Ukraine einzumarschieren. "Das Datum hat sich mehrmals geändert", sagte Budanow damals.

Und auch im weiteren Verlauf des Krieges ist die Informationsbeschaffung und Arbeit des HUR immer wieder relevant. So meldete Budanow vor einigen Tagen, dass es dem Militärgeheimdienst gelungen sei, einen russischen Überläufer samt eines Mehrzweckhubschraubers des Typ Mi-8 aus Russland in die Ukraine zu bringen. Die Aktion soll über sechs Monate lang vorbereitet worden sein. Mehr zu dem Coup des HUR lesen Sie hier.

SZRU und die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern

Der Auslandsnachrichtendienst der Ukraine (SZRU) ist eigenen Angaben zufolge für die nachrichtendienstlichen Aktivitäten in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Militär, Wissenschaft und Umwelt zuständig – sowohl im nationalen als auch im internationalen Raum. Seine Tätigkeit nahm der SZRU im Oktober 2004 auf. Seitdem ist er dem Präsidenten der Ukraine direkt unterstellt.

Der SZRU unterhält offiziell Beziehungen zu 148 ausländischen Sonderdiensten aus 81 Ländern der Welt und zum Nato-Sicherheitsbüro. Angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sei das oberste Ziel aktuell, gemeinsam mit weiteren demokratischen Ländern die nationale Sicherheit und territoriale Integrität der Ukraine zu schützen. Trotz der militärischen Aggressionen Russlands habe der SZRU durch Unterstützung von Nato-Staaten seine Arbeit modernisieren und reformieren können. Ziel ist es nach Angaben des SZRU, sich schrittweise in die Nachrichtendienste der Nato zu integrieren.

Bekannt ist, dass der SZRU Agenten in Russland hat, die beispielsweise Militäreinheiten und -industrie ausspionieren. Wie die "Washington Post" schrieb, berichteten die Spione zu Kriegsbeginn etwa über chaotische Zustände innerhalb der russischen Armee. Sie fanden Reihen von gestrandeten Militärfahrzeugen vor, die Soldaten hatten offenbar den Treibstoff gegen Alkohol getauscht. "Viele von ihnen waren betrunken", sagte ein ukrainischer Beamter später der Zeitung.

Insgesamt ist allerdings wenig über Aktionen des SZRU öffentlich, weil diese natürlich verdeckt ablaufen. Im Mai aber scheinen SZRU-Agenten bei dem Versuch aufgeflogen zu sein, nicht nur zu spionieren, sondern auch zu sabotieren. Der russische Geheimdienst FSB erklärte, zwei Ukrainer festgenommen zu haben, die versucht hätten, Stromleitungen in die Luft zu sprengen. Ein weiterer sei entkommen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben des FSB allerdings nicht.

Verwendete Quellen
  • ssu.gov.ua: "SSU reform" (englisch)
  • gur.gov.ua: "What we do" (englisch)
  • thenation.com: "Exclusive: Ukraine’s Defense Intelligence Chief Warns of "Real Hell" for Russians" (englisch)
  • fisu.gov.ua: "About FISU" (englisch)
  • fisu.gov.ua: "International Cooperation" (englisch)
  • uni-potsdam.de: "'Secret Intelligence war selten völlig secret' – Der Militärhistoriker Sönke Neitzel über die Rolle der Geheimdienste im Ukraine-Krieg"
  • washingtonpost.com: "Russia’s spies misread Ukraine and misled Kremlin as war loomed" (englisch)
  • themoscowtimes.com: "Russia Arrests Ukrainians Planning Nuke Power Plant Strikes – FSB" (englisch)
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