Ukraine: "General Armageddon" Surowikin soll russische Söldner anführen

Der ehemalige Chef der russischen Raumfahrtbehörde, Sergej Surowikin, soll eine neue Söldner-Gruppe befehligen. Das behauptet das ukrainische Militär.

Russland soll nach ukrainischen Angaben eine eigene Söldnertruppe gegründet haben, die direkt dem Verteidigungsministerium untersteht. Das Nationale Widerstandszentrum in Kiew berichtete, dass Moskau bereits Anwerbeversuche gemacht habe. So sollen ehemalige Wagner-Söldner in Belarus und Afrika angeworben werden. Das Widerstandszentrum ist Teil des ukrainischen Militärs und unterstützt vor allem Partisanen. Weitere Details über Namen und Größe der Organisation nannte das ukrainische Militär nicht. Vom russischen Verteidigungsministerium gibt es bislang keine Stellungnahme.

Die Söldnertruppe soll nach ukrainischen Angaben vom ehemaligen Chef der russischen Luft- und Raumfahrkräfte, Sergej Surowikin, angeführt werden. Er war nach dem Putschversuch von Jewgeni Prigoschin im Juni zunächst nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Am Freitag tauchten aber Bilder von einem Besuch in Algerien auf. Es hieß zunächst, Surowikin sei dort zu Gesprächen und vertrete das russische Verteidigungsministerium. Bislang war spekuliert worden, dass Surowikin bestimmte Aktivitäten in Afrika leiten sollte. Das berichtete die staatliche russische Tageszeitung "Kommersant".

ISW: Surowikin könnte Wagner-Operationen in Afrika übernehmen

Nach Beobachtungen des amerikanischen "Institute for the Study of War" (ISW) gehen russische Militärblogger davon aus, dass der russische General zumindest die Operationen der ehemaligen Wagner-Söldner in Afrika übernehmen und befehligen soll. "Aufgrund seiner Verbindung zu Wagner und seiner Führungserfahrung ist Surowikin möglicherweise an den russischen Bemühungen beteiligt, Wagner-Operationen zu übernehmen. Es ist jedoch unklar, ob das russische Verteidigungsministerium beabsichtigt, dass Surowikin das direkte Kommando über diese Bemühungen übernimmt", heißt es in einer Einschätzung der Analysten.

Surowikin war im Angriffskrieg gegen die Ukraine von Oktober 2022 bis Januar 2023 Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine. Er galt als einer der wichtigsten Verbündeten Prigoschins in der russischen Armee in dessen Machtkampf mit Schoigu und Gerassimow. Den Aufstand von Prigoschins Wagner-Truppe Ende Juni verurteilte Surowikin zwar öffentlich, er wurde danach aber nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Mitte August wurde er als Chef der russischen Luft- und Raumfahrttruppen Medienberichten zufolge seines Amtes enthoben. Zuvor hatte er sich mit seiner Brutalität im Syrien-Konflikt den Spitznamen "General Armageddon" erworben.

Russische Aktivitäten auch in Libyen

Berichten zufolge versuchen auch der stellvertretende russische Verteidigungsminister, Generaloberst Yunus-Bek Jewkurow, und Teile der Hauptdirektion (GRU) des Generalstabs, die Tätigkeiten der ehemaligen Wagner-Organisation im Nahen Osten und in Afrika zu kontrollieren. Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, dass russische Beamte, darunter Jewkurow, sich in den vergangenen Wochen mit Khalifa Haftar, dem Kommandeur der in Tobruk stationierten libyschen Nationalarmee, getroffen hätten. Es soll dabei um den Zugang zu Häfen in Bengasi oder Tobruk für russische Kriegsschiffe gegangen sein.

Seitens der Ukraine wird spekuliert, dass es auch einen Wettbewerb ums Söldner-Personal zwischen dem 2019 gegründeten belarussischen GuardService und der neuen russischen Truppe geben soll. Nach ukrainischen Regierungsangaben soll Belarus versuchen, ehemalige Wagner-Soldaten gegen Demonstrationen einzusetzen. Russland hingegen hatte den Prigoschin-Söldnern angeboten, sich den regulären Truppen anzuschließen.