t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportFußballWM

Fifa verbietet "One Love"-Kampagne – Was steckt hinter der Aktion?


Skandal um "One Love"-Binde
Absurdes Theater


Aktualisiert am 21.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
imago images 1019201540Vergrößern des Bildes
Manuel Neuer: Beim Testspiel gegen den Oman trug der deutsche Kapitän die "One Love"-Kapitänsbinde noch. Bei der WM wird das nicht der Fall sein, weil die Fifa Sanktionen angedroht hat. (Quelle: IMAGO/ULMER/Markus Ulmer)

Deutschland und andere Nationen tragen bei der WM 2022 nicht wie geplant die "One Love"-Kapitänsbinde. Wie kam es zu der Kampagne und was steckt dahinter?

Kapitän Manuel Neuer wird bei den WM-Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Katar nun doch nicht mit der "One Love"-Kapitänsbinde auflaufen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die neun anderen an der Aktion für Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit beteiligten Verbände verzichten auf das Symbol.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

Bereits zuvor hatten der niederländische und englische Verband bekannt gegeben, die Aktion nicht durchzuführen. Ausschlaggebend für die Entscheidung sei eine offizielle Drohung des Weltverbandes Fifa, dass jeder mit der Binde auflaufende Spieler mit einer Gelben Karte bestraft werde. Stattdessen tragen die Kapitäne der beteiligten Teams nun offizielle Fifa-Armbänder mit wechselnden Botschaften.

Video | Neuendorf: "Das ist ein beispielloser Vorgang"
Player wird geladen
Quelle: reuters

Die Verbände knichten damit schon ein zweites Mal ein. Denn schon die "One Love"-Binde war nur eine abgeschwächte Variante der Regenbogen-Binde. Die Details und Hintergründe der absurden Kapitänsbinden-Geschichte im Überblick.

Bei der EM 2021 trug Neuer die Regenbogen-Binde

Die ganze Debatte fing mit der EM 2021 an. Dort trug der deutsche Kapitän Manuel Neuer eine Binde in Regenbogenfarben. Die Regenbogenfahne steht weltweit als Symbol für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Entsprechend erwarteten viele, dass der deutsche Nationaltorwart diese auch bei der WM in Katar wieder tragen würde. Daraus wurde allerdings nichts, weil sich der DFB gemeinsam mit anderen Nationen für eine andere Variante entschied.

Im September gab der DFB im Verbund mit den Nationalmannschaften aus England, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Wales, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Schweden bekannt, dass sie eine ganz neue Kapitänsbinde tragen würden: Die so bezeichnete und beschriftete "One Love"-Binde.

Sie sollte insbesondere ein Symbol gegen Diskriminierung und für Menschenrechte darstellen. Die Kampagne wurde in der "Uefa Working Group" entwickelt, die sich auf Initiative einiger europäischer Nationalverbände mit Fragen zu Menschen und Arbeitnehmerrechten beschäftigt. Dabei steht insbesondere die WM 2022 in Katar im Vordergrund.

Große Kritik an "One-Love"-Binde

Der niederländische Verband, der Initiator der Aktion, erklärte dazu: "One Love betont, dass alle im Fußball mindestens eines gemeinsam haben: ihre Liebe zu diesem Spiel. Wir wollen alle Menschen vereinen und verbinden und sind daher gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung. Nicht nur Diskriminierung von LGBTQ+, sondern auch gegen Rassismus, Antisemitismus etc." Die "One Love"-Binde ist also eine merklich neutralere Variante im Vergleich zur Regenbogen-Binde.

Deshalb gab es schon viel Kritik an der "One-Love"-Kapitänsbinde. Dabei stand im Mittelpunkt, dass die "One Love"-Binde nicht in den Regenbogenfarben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Lila gehalten ist, sondern je einen roten, schwarzen, grünen, pinken, gelben und blauen Streifen hat. Der Deutschland-Direktor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Wenzel Michalski, kritisierte beim TV-Sender Sky: "Das ist ja kein politisches Statement, sondern man möchte darum herumkommen, die Regenbogenfahne zu tragen."

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

Möglicherweise spielten bei der Entscheidung der Verbände auch die mahnenden Worte eines katarischen Sicherheitsverantwortlichen aus dem April eine Rolle. Generalmajor Abdulasis Abdullah Al Ansari sagte damals der Nachrichtenagentur AP: Falls ein Fan "die Regenbogenfahne zeigt, und ich sie ihm wegnehme, geschieht dies nicht, weil ich sie wirklich nehmen will, um ihn zu beleidigen, sondern um ihn zu schützen. Weil wenn nicht ich es bin, könnte ihn jemand attackieren." Er könne nicht für das Verhalten aller Menschen in Karar garantieren.

  • Kommentar zur "One Love"-Binde: Jämmerlich!

In den letzten Tagen kamen die Diskussionen erneut auf, weil die Fifa eine eigene Spielführer-Binde ankündigte und sogar das Tragen der "One Love"-Binde bestrafen wollte. Dennoch betonte Manuel Neuer noch am Wochenende, dass er die Binde weiter tragen werde. Jetzt folgte die Rolle rückwärts: Aufgrund der angedrohten sportlichen Konsequenzen werden die Kapitäne der an der Aktion beteiligten Länder die "One Love"-Binde während der WM nicht tragen.

Darum ist die "One-Love"-Binde brisant

Das gesamte Thema um die Regenbogen- und "One Love"-Binde ist gesellschaftlich und sportlich besonders brisant, weil die WM 2022 in Katar stattfindet. In dem Wüstenstaat sind homosexuelle Handlungen verboten und können mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft werden. Der WM-Botschafter Khalid Salman hatte Homosexualität zwei Wochen vor dem Start der WM als "geistigen Schaden" bezeichnet.

Die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) berichtet zudem immer wieder davon, dass queere Menschen in Katar festgenommen und misshandelt werden. Des Weiteren steht der Umgang mit Gastarbeitern wegen schlechter Bezahlung und Arbeitsbedingungen heftig in der Kritik.

Umso größer wäre das Zeichen des DFB und der anderen Verbände gewesen, wenn sie die "One Love"-Kapitänsbinde entgegen der Widerstände und trotz möglicher sportlicher Folgen getragen hätten. Stattdessen sind die Verbände erneut vor der Fifa eingeknickt.

Die WM in Katar läuft. t-online ist mit vor Ort und berichtet über das brisanteste Turnier der Fußballgeschichte. Mit dem WM-Push verpassen Sie keine News mehr. Hier können Sie ihn abonnieren.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website