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Elektroauto: Peugeot BB1- zerknautscht nach Morgen


Elektroautos
Peugeot BB1: Zerknautscht nach Morgen

spiegel-online, Tom Grünweg

10.06.2010Lesedauer: 4 Min.
Elektroauto Peugeot BB1Vergrößern des BildesElektroauto Peugeot BB1 (Quelle: Peugeot)
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Einen Schönheitspreis wird der Peugeot BB1 nicht gewinnen, vielleicht aber eine Innovationstrophäe. Auf kleinster Fläche bietet der Wagen vier Sitze und Elektroantrieb, rollt also ohne lokalen Schadstoffausstoß. Jetzt fuhr das Mobil erstmals, Spiegel Online war dabei.

Peugeot BB! - schräg und innovativ

Schön geht anders. Doch der Peugeot BB1 soll gar kein Beau sein, sondern ein Mobil, das einfach nur die Blicke auf sich zieht. Weil es so ungewöhnlich, seltsam, interessant aussieht. Es ist er wohl innovativste Auto, das Peugeot seit langem auf die Räder gestellt hat. Die schräge Optik soll diese Botschaft transportieren - die verquollene Frontpartie mit der gebogenen Windschutzscheibe, das schräge Heck mit den zwei merkwürdigen Beulen auf dem Dach und die unruhig gestalteten Flanken.

Kürzer als ein Smart, aber Platz für vier Personen

Was den Wagen innovativ macht, ist vor allem das Raumkonzept. Mit einer Länge von rund 2,50 Metern ist das Mobil 20 Zentimeter kürzer als der aktuelle Smart, bietet aber dennoch vier statt zwei Sitzplätze. Um das zu ermöglichen, wurde der Antrieb - natürlich wie bei fast allen aktuellen Studien elektrisch - aus der Karosserie verbannt: er besteht aus zwei sogenannten Active Wheels von Michelin an der Hinterachse. Die neuartigen Radnabenmotoren vereinen den gesamten Antrieb in der Felge, sparen damit viel Platz und Gewicht. "Mit rund 60 Kilogramm wiegt das Active Wheel nicht mehr als ein konventionelles Rad samt Antriebswellen, Bremsanlage und Radführung", sagt Didier Miraton aus dem Michelin-Vorstand.

Mischung aus Roller und Auto

Bei der Entwicklung des BB1 haben die Peugeot-Autoingenieure mit ihren Kollegen aus dem Roller-Bereich kooperiert und von den Zweirädern zum Beispiel den Rohrahmen übernommen. In ihm sind alle wichtigen Bauteile so integriert, so dass eine leichte Karosserie aus Karbon genügt. Deshalb wiegt der kleine Stromer samt Antrieb und Akkus kaum 600 Kilogramm.

Kein Lenkrad an Bord des Elektro-Peugeot

Erstmals Furore machte das Wägelchen bei der IAA in Frankfurt 2009. "Ja, dieses Auto kann auch fahren", sagt Entwicklungsingenieur Bruno Le Gouic heute und öffnet einladend die entgegen der Fahrtrichtung angeschlagenen Türen für eine Spritztour in die Zukunft, in der Auto und Roller auf interessante Art miteinander verschmelzen könnten. Denn: Auch die Sitzposition und die Bedienung des BB1 erinnert an einen Motorroller.

Man sitzt wie im Sattel und man sieht nur verschwommen nach draußen

Auf den schmalen und harten Fahrersitz nimmt man Platz wie auf einem Zweiradsattel. Und es gibt auch kein rundes Volant, sondern einen klassischen Lenker. Ungewohnt ist der Blick zurück: Wo normale Autos und Motorräder Spiegel haben, gibt es im BB1 Monitore für die nach hinten gerichteten Video-Kameras. Kameras hätte es auch für die Sicht nach vorn bedurft, denn durch die Wölbung der Scheibe sieht der Fahrer die Welt ähnlich verschwommen wie nach zwei Flaschen Bordeaux. "Es ist noch ein Prototyp", entschuldigt Ingenieur Le Gouic die Unzulänglichkeit.

Hinten ist es etwas eng

Ungewohnt sind die auch die Platzverhältnisse. Zumindest vorn sitzt man so bequem wie in einem größeren Peugeot, kann die Beine bequem dorthin strecken, wo sonst Motor oder Kühler wären, und hält auch zum Nachbarn ausreichend Abstand. Hinten dagegen geht es enger zu. Zwar garantieren die beiden Buckel im Dach ein Mindestmaß an Kopffreiheit, doch schon das Einsteigen ist trotz der breiten Türen ein gymnastisches Kunststück.

Fahren wie auf einem Roller: Lenker, Handgas, Handbremshebel

Obwohl in diesem Auto alles anders ist als sonst, findet man sich gut zurecht. Man steuert wie bei einem Fahrrad und beschleunigt wie beim Motorrad durch das Drehen am rechten Griff. Nimmt man das Handgas zurück, beginnt die Motorbremse zu arbeiten und verzögert den BB1 relativ kraftvoll, während die Motoren zu Generatoren werden und Strom produzieren. Nur wenn diese Bremswirkung nicht reicht, zieht man - ebenfalls wie beim Zweirad - am Lenkerhebel und aktiviert so die konventionellen Hydraulikbremsen.

Spritziges Gefährt für den Stadtverkehr

Peugeot hat die Leistung mit Blick auf die französische Steuer- und Führerscheingesetzgebung auf 20 PS limitiert und den BB1 so mit einem Quad gleichgestellt. Dennoch ist der Knirps so spritzig, dass man beim forschen Anfahren fast vom Sitz rutscht - in 2,8 Sekunden schnurrt der BB1 aus dem Stand auf Tempo 30 - im Stadtverkehr ist das ungeheuer rasant. Für die Fahrt in Ballungszentren ist das Wägelchen konzipiert, daher gibt Peugeot gar kein Spitzentempo an. Dafür jedoch die Reichweite: Immerhin 120 Kilometer soll die Energie in den Lithium-Ionen-Akkus garantieren.

Ein extrem wendiges Wägelchen - dessen Entwicklung schon beschlossen ist

Mindestens so imposant wie das Sprintvermögen ist die Agilität. Die Lenkung ist direkt wie bei einem Rennwagen, und der Wendekreis liegt angeblich bei 3,50 Metern - und ist damit nicht einmal halb so groß wie bei konventionellen Kleinwagen. Auch in dieser Disziplin ist der BB1 einem Roller näher als einem Auto. Wie geht es jetzt weiter? In diesem Design wird das Auto wohl nicht in Serie gehen. Zudem dürfte eine Karosserie aus Karbon noch auf Jahre jede Preiskalkulation sprengen. Doch ist der futuristische französische Flitzer mehr als eine Vision: Vor ein paar Wochen bestätigte Peugeot nämlich die Entwicklung eines neuen Stadtwagens nach dem Vorbild des BB1.

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