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Auf der Motor Show in Seoul sind die Alternativen greifbar


Südkorea Motor Show
Alternativen gegen den Smog

Von SP-X
30.03.2017Lesedauer: 4 Min.
Auf der Motor Show in Seoul stehen alternative Antriebe im Mittelpunkt.Vergrößern des BildesAuf der Motor Show in Seoul stehen alternative Antriebe im Mittelpunkt. (Quelle: ap-bilder)
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"Südkorea liegt in der Abwindfahne Chinas, dem weltweit stärksten Luftverschmutzer", beschreibt ein Team der Universität Innsbruck nach Forschungsflügen das Smog-Problem.

Seoul muss sich also Herausforderungen stellen, die weit drängender sind als die deutscher Großstädte – und das schnell. Nirgendwo ist das derzeit so gut zu sehen wie auf der Automesse des Landes.

Knapp 50 Premieren mit alternativem Antrieb

Noch vor zwei Jahren dominierten PS-starke Traumwagen die Messestände. Jetzt stehen drei neue Brennstoffzellen-Autos von Hyundai, Honda und Lexus, zwölf vollelektrische Fahrzeuge, 23 Hybride und zehn Plug-in-Hybride, einige davon "Made in Korea", im Mittelpunkt der Messe. Denn auch die früher allmächtigen Konzerne wie Hyundai, Kia oder Samsung sind inzwischen ganz ähnlich wie die Deutschen daheim unter Druck und Beobachtung.

Paradigmenwechsel für bessere Luft

Selbst auf ihrer wichtigsten eigenen Leistungsschau. Denn auch die nationale Umweltbehörde gehört zu den Ausstellern – und will, dass aus dem Bewusstseinswandel Öko-Autos hervorgehen. Die Jahrzehnte, in denen "freie Fahrt für freie Bürger" auch im aufstrebenden Korea das Lebensgefühl beschrieben hat, sie sind vorbei.

Seouls Regierung reguliert bald den Verkehr

Seoul besitzt die schlechteste Luftqualität aller Hauptstädte unter den 35 höchst entwickelten Ländern. Am Tag der Messeeröffnung herrscht nach offiziellen Angaben in Seoul in Sachen Luftverschmutzung Stufe vier von sechs. Heißt: Jedermann ist durch den Smog gesundheitlich beeinträchtigt. Zum Vergleich: In Stuttgart gilt an diesem Tag Stufe eins. Gesunde Luft. In Baden-Württembergs Hauptstadt und anderswo sind dennoch bereits Fahrverbote in Planung oder in Kraft. Koreas Hauptstadt hat gerade 17 Quadratkilometer der gesamten Innenstadt zur ersten "speziellen Verkehrszone" Koreas erklärt. Die Stadtregierung kann den Verkehr bei Smog bald "regulieren".

Smog-City: Alternative Antriebe als Ausweg

Das findet sogar Hyundai-Verkäufer Chun Yong Joon ganz richtig: "Ich wohne ja selbst in Seoul und meine Augen tränen immer – besonders bei Westwind. Wenn es da bald zu Fahreinschränkungen kommt, können wir elektrische Autos anbieten, Plug-in-Hybride oder Brennstoffzellenautos." Auf der Messe debütieren der Hybrid der großen Limousine Grandeur und das Konzept eines kompakten Brennstoffzellen-SUV, der auch gut in deutsche Citys passen würde. Falls es irgendwann mal genug Tankstellen gibt.

Regierung will den Individualverkehr drastisch reduzieren

So haben Vertreter koreanischer Automarken lange nicht gedacht – auch in dieser Hinsicht ist die Situation der in Deutschland nicht unähnlich. Aus der drohenden Beschränkung wollen sie jetzt eine Chance machen. Müssen sie auch: Die Stadtregierung will die Treibhausgase bis 2030 um 40 Prozent eindämmen und den Individualverkehr um 30 Prozent. Das wird auch die deutschen Hersteller massiv treffen, die in den vergangenen Jahren in Korea bedeutende Marktanteile gewonnen haben; besonders bei großen Limousinen und SUV.

Einige Dinosaurier sind noch da, andere nicht

Neben knalligen Mercedes-AMG-Modellen und der Korea-Premiere des BMW 760Li im M-Trim gibt es darum auch viel Vernünftiges zu sehen. Volkswagen und Audi übrigens lassen die Messe trotz bedeutender Marktanteile dieses Jahr ausfallen: Der amtliche Verkaufsstopp von 80 Modellen im Zuge des Abgas-Skandals ist erst vor wenigen Wochen aufgehoben worden, umfangreiche Rückrufe und dreistellige Millionenstrafen passen nicht zum Öko-Aufbruch der diesjährigen Messe.

Neue Player entern den Mobilitätsmarkt

Genau wie bei uns bekommen die Platzhirsche am Automarkt aber auch in Korea mehr und mehr Gegenwind von ganz unerwarteter Seite: IT-Firmen und Energieversorger wittern ihre Chance. Dann, wenn zum Beispiel viele Fahrer nur noch mit emissionsfreien Autos in die Innenstadt dürfen.

Zukunftsträchtig: Kleiner Stromer für 10.000 Euro

In-Soo Lau etwa stellt auf der Messe Kleintransporter und Miniautos vor, die rein elektrisch angetrieben sind. "Rund 150 Kilometer Reichweite, in drei Stunden geladen, 80 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit – das reicht für die City", sagt der Chef der Autosparte des Elektronik-Zulieferers Cammsys. Und bei Kaufpreisen von rund 10.000 Euro für den Pkw und 27.000 Euro für den Laster kann er sich auch Erfolge in Europa vorstellen.

Elektromotoren sorgen für einfacheren Marktzugang

In die feinstaubgeplagten Innenstädte Deutschlands würde gern auch Matthew Oh. Der Konzernchef von Daechang Motors zeigt in Seoul einen Zweisitzer nach Art des Renault Twizzy. Der wird als Samsung auch gerade auf der Messe vorgestellt – ist aber deutlich teurer als die 8000 Euro, die Oh für seinen Elektrowagen aufruft. Auf der IAA in Frankfurt würde er seine Kleinwagen ebenso gern zeigen wie Do-Gung Park vom Konkurrenten Power Plaza, der elektrische Cabrios und Kleinlaster baut. Früher waren nur Ladegeräte das Kernprodukt. "Aber Elektroantriebe beherrschen wir, und den Rest kaufen wir zu – genau wie viele große Hersteller", sagt Oh.

Einheitliche Normen ermöglichen globalen Wettbewerb

Dass wir billige Elektroautos aus Korea bald auch auf Deutschlands Straßen sehen, ist keine Illusion: Denn neben den niedrigen Preisen aus dem Land der wichtigsten Batteriehersteller sind auch die Zulassungsnormen keine unüberwindlichen Hürden: "Was die Behörden hier genehmigen, das entspricht fast hundertprozentig auch den Normen in Europa", hat Manager Park bereits in Erfahrung gebracht. Und Lau denkt schon an den Aufbau einer eigenen Carsharing-Plattform mit seinen Elektrowagen. Der Testmarkt wird Seoul. "Aber in Deutschland gibt es sicher auch Nachfrage", sagt Lau und zeigt sein unergründliches asiatisches Lächeln. Was wohl so viel heißen soll wie: Ihr werdet schon sehen.

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