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Maserati Ghibli: Heißer Wüstenwind für die High Society


Neuvorstellungen & Fahrberichte
Maserati Ghibli: Heisser Wüstenwind für die High Society

Ulrich Feld

30.09.2013Lesedauer: 4 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Designer-Legende Giorgetto Giugiaro hält den Maserati Ghibli für sein gelungenstes Werk.Vergrößern des Bildes
Designer-Legende Giorgetto Giugiaro hält den Maserati Ghibli für sein gelungenstes Werk. (Quelle: GALLERY BRUMMEN)

Designer-Legende Giorgetto Giugiaro, der auch den BMW M1 kreierte, hält den für sein gelungenstes Werk. Er entwarf eine langgestreckte Front, die auch optisch die starke Maschine darunter deutlich machen sollte. Fast die Hälfte der viereinhalb Meter Länge des Maserati Ghibli entfällt auf die Motorhabe. Das Coupé weckt noch heute Assoziationen an die wilden sechziger Jahre und das süße Leben an der Côte d’Azur.

1966 debütierte der Maserati Ghibli auf dem Automobilsalon in Turin, ein Jahr später begann der Verkauf. Das Auto entwickelte sich umgehend zum Bestseller, es galt als das schönste Auto der Welt. Bei den oberen Zehntausend gehörte es damals zum guten Ton, einen Maserati Ghibli zu fahren. Jean Paul Belmondo und Peter Sellers hatten ebenso einen in der Garage stehen wie Sammy Davis Jr. und Detroits Auto-Boss Henry Ford II.

Gegenstück zum E-Type

Der Maserati Ghibli galt gewissermaßen schon wegen seiner endlosen Motorhaube als das italienische Gegenstück zum Jaguar E-Type, nur mit viel mehr PS, was auch seinem Namen geschuldet war. "Ghibli" ist der Name eines heißen nordafrikanischen Wüstensturms.
Und wie ein heißer Sturm brauste er über die Straßen Europas und der USA. >>

Der Maserati Ghibli stellte 1970 in Deutschland einen Rekord auf: Dieser Sportwagen war in einem Test des Stuttgarter Automagazins "Auto Motor und Sport" das damals schnellste je getestete Auto mit einer Höchstgeschwindigkeit von 274,8 km/h. Damals maß die Zeitschrift bis hinters Komma genau.

Ghibli in Kundenhand kamen indessen selten deutlich über 250 km/h hinaus. Maserati hatte an dem Testwagen vermutlich etwas nachgebessert.

Zwei Motoren zur Auswahl

Unter seiner langgestreckten Fronthaube saß ein 4,7 Liter großer V8 mit einer Nennleistung von 330 PS. 1970 legte Maserati nach und bot der solventen Kundschaft eine auf 4,9 Liter Hubraum vergrößerte Version mit der Bezeichnung 5000 SS (für Supersport) an.

Der 5000 war nur um 5 PS stärker als die kleinere Version. Aber ein Maserati Ghibli ist ohnehin kein Auto für die Rennstrecke, >>

sondern ein klassischer GT (Gran Tourismo), der dafür gebaut ist, lange Strecken schnell, mühelos, mit Stil und bei bestem Komfort zurückzulegen.

Für die große Reise, aber nicht für enge Städte

Sein Revier sind Autobahnen und gut ausgebaute Landstraßen. Und bei Bedarf die sonnigen Boulevards vor altehrwürdigen Luxushotels, die man mit einem Maserati Ghibli so gerne ansteuern möchte. Ganz toll sieht er auch an sonnigen Küstenstraßen aus. Verkehrsreiche Innenstädte sind aufgrund der schlechten Übersichtlichkeit dagegen kein sonderliches Vergnügen. Auch durch die bei langsamen Tempo schwergängige Lenkung und den großen Wendekreis wirkt der Maserati Ghibli im dichten Verkehr ziemlich plump. Allerdings gab es ihn wahlweise auch mit Servolenkung und sogar mit Automatik-Getriebe.

Kurvenräubern ist schon gar nicht sein Ding. Vorne hat der Maserati Ghibli zwar Einzelradaufhängung, durch die hintere Starrachse gleicht das Fahrverhalten bei höheren Kurvengeschwindigkeiten aber dem eines stark motorisierten Lastwagens. Auch der Fahrkomfort ist eher trampelig als überzeugend. Straßenunebenheiten gibt der Maserati Ghibli besonders bei langsamerer Fahrt ziemlich ungefiltert an die Insassen weiter.

Unfall bei der Testfahrt

Dafür begeistern die bequemen Sitze mit echtem Leder und die sehr stilvolle und luxuriöse Innenausstattung. Innen ist der Maserati Ghibli fast genauso schön wie außen. Seine äußere Schönheit blieb übrigens nicht ohne Folgen: Wie "Auto, Motor und Sport" berichtet, stoppte bei einer Testfahrt ein Kleinbus beim Anblick des Maserati Ghibli so abrupt, dass ein nachfolgendes Auto nicht mehr bremsen konnte und scheppernd auf das vorausfahrende Auto auffuhr.

Mit einem Neupreis von knapp über 73.000 Mark kostete der Maserati Ghibli mehr als seine Rivalen von Ferrari und Lamborghini und mehr als das Doppelte des damals teuersten Porsche, dem 911 Targa 2,4 S. >>

Dafür war er gebraucht lange Zeit verhältnismäßig günstig zu haben. Noch vor zehn Jahren gab es sehr gute Exemplare für unter 50.000 Euro. Diese Zeiten sind allerdings längst vorbei. Die Preise haben in den vergangenen beiden Jahren stark angezogen, unter 120.000 Euro läuft nichts mehr.

Restaurierter Ghibli besser als der Originale

Gut restaurierte Exemplare sind original erhaltenen Fahrzeugen vorzuziehen. Die Verarbeitung hielt schon ab Werk nicht, was das Design versprach. "Auto, Motor und Sport"-Mitarbeiter Michael Mehlin erzählte dem Schwestermagazin "Motor Klassik" aus dem gleichen Verlag im Jahr 1997, dass hinter der Türverkleidung des Testwagens rostiges Blech verbaut war. Das war nicht nur eine Folge mangelnder Rostvorsorge (die es damals auch bei anderen Herstellern nicht gab).

In Italien war dazu die Mafia bis weit in die neunziger Jahre eng in den Handel mit Stahl verstrickt, weswegen die italienische Auto-Industrie häufig mit Stahlblech minderer Qualität beliefert wurde. Wer sich das Auto nicht leisten kann, sollte sich zum Trost wenigstens den Film "Der Swimming Pool" (La Piscine) von 1968 mit Alain Delon und Romy Schneider ansehen. Delon jagt in einer Szene einen roten Maserati Ghibli über eine Küstenstraße, dass es eine wahre Pracht ist.

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