Fernsehen & HIFI Ein Fernseher, zwei Bilder
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Beim Fernsehen geht der Trend womöglich zum Zweitbild. Gleich mehrere Hersteller haben auf der IFA 2012 Fernsehgeräte vorgestellt, mit denen Nutzer an einem Fernseher gleichzeitig unterschiedliche TV-Sender sehen können – bildschirmfüllend. Dem Streit um die Fernbedienung möchten die Hersteller so ein Ende setzen.
Möchte Papa Fußball und Mama die Lindenstraße, soll dies künftig kein Grund mehr für einen Familienzwist sein. Samsung stellte auf der IFA in Berlin mit dem OLED-Fernseher Samsung ES9500 (55 Zoll) eines der ersten Modelle mit "Multi View" vor. Das Verfahren baut auf der bewährten 3D-Technik auf, mit der zwei Fernsehbilder übereinander gelegt werden. Mithilfe einer aktiven Shutter-Brille können die Zuschauer jeweils eines der überlappenden Bilder in ein klares zweidimensionales TV-Bild in HD-Auflösung aufschlüsseln. Auf diese Weise lassen sich parallel zwei unterschiedliche TV-Programme oder ein TV-Sender und ein Blu-ray-Film anschauen. Kopfhörer an den Shutter-Brillen sollen verhindern, dass das Ganze in einem einzigen Tonwirrwarr endet. Praktischerweise befinden sich an den Brillen auch gleich Knöpfe zum Umschalten der TV-Sender.
Doppelter Spielspaß ohne Splitscreen
Ein ähnliches Konzept hat sich Sony überlegt. Allerdings setzt der koreanische TV-Hersteller auf die leichteren Polarisationsbrillen – ganz wie im Kino. Sony führte anhand des Ultra-HD-Fernsehers Bravia KD-84X9005 (3840 × 2160 auf 84 Zoll) zudem einen weiteren Anwendungszweck für die Doppelbilder vor. Mit der neuen Technik, die Sony "SimulView" nennt, bekommen Spieler beim gemeinsamen Videospielen künftig keinen Splitscreen mehr angezeigt, der das Bild in der Mitte teilt. Stattdessen sehen die Spieler beispielsweise bei einem Rennspiel ihr jeweiliges Fahrzeug auf der Rennstrecke in voller Auflösung. Auch Hersteller LG kündigte unter dem Namen "Dual Play" eine entsprechende Funktion für seinen OLED-Fernseher LG 3D UD TV an.
"Multi View" für Herbst 2012 angekündigt
Die neuen Multitalente auf der IFA 2012 haben aber noch den einen oder anderen Haken. Samsung kündigte den ES9500 mit "Multi View" zwar für den kommenden Herbst an. Ob die neue Technik bis dahin voll ausgereift sein wird, ist jedoch fraglich. Denn um zwei TV-Programme gleichzeitig darstellen zu können, benötigen die Geräte mindesten zwei Tuner jeweils für Kabel, Satellit und DVB-T. Auf der IFA stellten die Koreaner das neue System allerdings nur mit einer Kombination aus TV-Programm und Blu-ray-Player vor. Ein größeres Problem dürften jedoch die horrenden Preise sein, die vor allem der OLED-Technik zu verdanken sind. So wird der Samsung ES9500 voraussichtlich um die 9000 Euro kosten. Der LG 3D UD TV wird umgerechnet ab etwa 17.500 Euro zu haben sein. Sony soll für den Bravia KD-84X9005 Gerüchten zufolge sogar an die 25.000 Euro verlangen.