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37 Grad: "Das Thema Erziehung ist ein echter Liebeskiller"


"Das Thema Erziehung ist ein echter Liebeskiller"

Aktualisiert am 27.01.2016Lesedauer: 4 Min.
Szene aus der "37-Grad-Reportage": Annick und Stefan versuchen, den Streit ums Aufräumen bei einer Familienkonferenz zu lösen.Vergrößern des BildesSzene aus der "37-Grad-Reportage": Annick und Stefan versuchen, den Streit ums Aufräumen bei einer Familienkonferenz zu lösen. (Quelle: ZDF)
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Die beiden Männer und Frauen, die für "37 Grad" einzeln auf der Couch Platz nehmen, wirken frustriert und erschöpft. Seit sie Kinder haben, ist Erziehung ein ständiges Streitthema. Die Partnerschaften drohen daran zu zerbrechen. Für die TV-Reportage über Erziehungskonflikte lassen sie sich auf ein Experiment ein.

Viele Paare sind nicht darauf gefasst, was es bedeutet, Eltern zu sein. Beim ehrlichen Austausch im Freundeskreis fallen schon mal drastische Sätze wie "ein Kind ist wie eine Atombombe für die Beziehung".

So ähnlich ist es auch bei Corinne und Frank aus Marbach sowie Annick und Stefan aus Berlin. Die Reportage fängt typische Konfliktsituationen ein und lässt die Paare darüber reden. In vielen Szenen ist die Spannung sichtbar: Stirnrunzeln, voneinander weggedrehte Körper, skeptische Blicke.

Vier typische Konfliktthemen

In beiden Familien gleichen sich die Muster: Die Frau ist die Familienmanagerin und hat das Gefühl, den Löwenanteil der Arbeit und Verantwortung tragen zu müssen. Sie ist strenger zu den Kindern und bemüht, alles unter Kontrolle zu behalten. Der Mann fühlt sch im Familienalltag gefangen, vermisst die alten Freiräume und erlebt seine Partnerin als gereizt und hysterisch. Vier Streitthemen kristallisieren sich heraus:

  • Ordnung
  • Aufgabenverteilung
  • Zeitmangel
  • Kommunikation

Frank reagiert genervt, wenn seine Frau hinter den Kindern aufräumt. Er findet, dass die drei das gefälligst selbst tun können. "Ich brauche diese Kontrolle, weil mir das Chaos sonst entgleitet", hält Corinne dagegen. Auch Annick meint, sie müsse die "Fäden zusammenhalten" und bestimmt die Abläufe in der Familie. Sie klagt: "Mein Mann handelt nur nach Auftrag, ich fühle mich ständig im Dienst der Kinder."

Perfekt organisiert, aber als Paar entfremdet

Ernüchternd ist für die "37 Grad"-Paare Corinne und Frank, Annick und Stefan die Erkenntnis, als Eltern gemeinsam zu funktionieren, aber als Paar immer weiter auseinanderzudriften. Eine Positionsbestimmung mit Holzfiguren auf einem Brett zeigt, wie groß die Distanz bei beiden Paaren schon ist.

Corinne empfindet schmerzlich einen Verlust geistiger und emotionaler Nähe. Weil der Arbeits- und Familienalltag so viel Energie frisst, sind in der Partnerschaft schnell die Akkus leer. "Das Thema Erziehung ist ein echter Liebeskiller", sagt sie.

Familienkonferenz als positiver Ansatz

Beide Paare wollen raus aus dem Teufelskreis. Der erste Versuch ist, eine Familienkonferenz mit den Kindern zum Thema Ordnung. Der Konsens ist schnell hergestellt - vor dem Abendessen wird aufgeräumt -, aber trotz eines positiven ersten Eindrucks erkennen die Elternpaare, wie schnell jeder wieder in sein Schema zurückfällt.

Aufräumen oder nicht? Eltern müssen nicht mit einer Stimme sprechen

Wenn es nach Erziehungswissenschaftlern geht, können sich Eltern so manchen Streit über Aufräumen, Fernsehkonsum und Schlafenszeiten ersparen und sich das Leben etwas leichter machen. Mutter und Vater müssen in der Erziehung nicht zwingend eine einheitliche Linie vertreten.

Remo Largo, emeritierter Professor für Kinderheilkunde an der Universität Zürich, hat dazu einmal gesagt: "In vielen Familien ist es Realität, dass die Eltern nicht immer an einem Strang ziehen. Ein Problem wird das nur, wenn sich die Eltern gegeneinander ausspielen lassen."

Der dänische Familientherapeut Jesper Juul bestärkt Eltern darin, ihre eigene Persönlichkeit zu entfalten und sich ihrem Temperament entsprechend zu verhalten. Sie sollten sich aber einig sein, in welche Richtung es gehen soll. Dafür müsse beiden klar sein, dass der Erziehungsstil des Partners nicht falsch, sondern anders ist.

Kommunikation ist der Knackpunkt

Schwierigkeiten, die in Zweierbeziehung schon unterschwellig existiert haben, brechen im Alltag als Familie handfest hervor. Das gilt zum Beispiel für Kommunikation und Streitkultur. Wenn Partner schon zu zweit nicht gut über individuelle Bedürfnisse reden, konstruktiv streiten und Konflikte lösen können, wird das im Familienalltag noch schlechter gelingen. Dann wird der Satz "Wir haben ja nie Zeit" leicht zum Vorwand, um sich Konflikten nicht stellen zu müssen.

Endlich mal einander das Herz ausschütten

Nach einer Kommunikationsanalyse und einem Alltagstest beim gemeinsamen Einkauf, beziehungsweise Restaurantbesuch mit den Kindern, müssen sich die Paare in der TV-Doku der größten Aufgabe stellen: Sie führen ein 90-minütiges Zwiegespräch.

Die Regel lautet: keine Vorwürfe erheben, sondern über die eigenen Gefühle sprechen. 90 Minuten ungestörte Redezeit - das mehr Zeit, als die Paare im Alltag füreinander aufbringen können. Für beide ist es eine aufwühlende Erfahrung, die viel Unausgesprochenes zutage fördert. Bei Annick fließen Tränen. Stefan erkennt, wie wichtig es ist, einander nahe zu bleiben und daran zu arbeiten. Frank wurden die Augen geöffnet für das "was man da so macht." Und Corinne bringt es auf den Punkt: "Liebe sollte im Zentrum der Erziehung stehen."

Hier finden Eltern Rat und Hilfe

Eltern, die bei der Erziehung immer wieder an ihre Grenzen stoßen oder sich darüber streiten, finden bei verschiedenen Beratungsstellen Unterstützung. In den meisten Städten bieten kommunale und kirchliche Träger Familien- und Erziehungsberatung an. Beratungsstelle in der Nähe des Wohnortes finden Eltern zum Beispiel im Internet bei der Beratungsstellen-Suche der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung.

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