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Meningokokken-B-Impfung: Dramatische Kampagne in GB


Tückische Meningitis
Eltern in Großbritannien starten dramatische Kampagne für Meningokokken-B-Impfung

dpa, Teresa Dapp

29.02.2016Lesedauer: 3 Min.
Meningitis: Der fünfjährigen Tamara mussten wegen Meningitis die Unterschenkel und einige Finger amputiert werden.Vergrößern des BildesDer fünfjährigen Tamara mussten wegen Meningitis die Unterschenkel und einige Finger amputiert werden. (Quelle: dpa-bilder)
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Meningitis beginnt wie ein grippaler Infekt, aber die Infektion kann für Kinder schnell lebensgefährlich werden. In Großbritannien kämpfen Eltern für die Ausweitung der Impfung gegen Meningokokken B. Auch in Deutschland gibt es noch keinen flächendeckenden Impfschutz.

Das eigene Kind sterben zu sehen, ist für Eltern unerträglich - und normalerweise nichts, was sie mit Fremden teilen wollen. Aber in den vergangenen Tagen und Wochen veröffentlichten einige Eltern in Großbritannien auf der Facebook-Seite "Meningitis Now" Bilder ihrer schwerst kranken, sterbenden Kinder. Sie weisen damit auf eine Krankheit hin, die in ihren Augen nicht genug Beachtung findet: Meningitis B, also eine Infektion mit Meningokokken B. Diese Bakterien können eine lebensgefährliche Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung auslösen. Betroffen sind meistens Kinder.

Die teils grausigen Bilder haben Großbritannien alarmiert. Eine Petition an das Parlament, die eine Meningokokken-Impfung für alle Kinder "bis mindestens elf Jahren" fordert, haben mehr als 800.000 Menschen unterzeichnet. Er sei "überwältigt", sagte Lee Booth, der die Petition gestartet hatte, über die Unterstützung. Eine seiner beiden Töchter ist an Meningitis gestorben.

In Deutschland ist Impfung gegen Meningokokken B noch kein Standard

Erst seit Ende 2013 ist ein Impfstoff gegen Meningokokken B zugelassen. England ist das erste Land der Welt, dass die Impfung für Babys zum kostenlosen Standard gemacht hat. Mit zwei Monaten bekommen die Kinder die erste Spritze. Was die Eltern auf der Insel erzürnt: Bei älteren Kindern wird die Impfung nur nachgeholt, wenn die Eltern selbst dafür zahlen.

In Deutschland dagegen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung gegen Meningokokken B bislang lediglich für "Personen mit erhöhtem Risiko für Meningokokken-Erkrankungen". Das sind etwa Menschen mit angeborener Immunschwäche, mit engem Kontakt zu Meningitis-Patienten und medizinisches Personal, das dem Erreger im Labor ausgesetzt sein könnte. Nur gegen Meningokokken C wird bisher flächendeckend und als Krankenkassenleistung geimpft.

Die Stiko teilt mit, dass sie erst Daten zur Wirksamkeit der Meningokokken-B-Impfung auswerten muss. Erst dann könne entschieden werden, ob eine Routineimpfung für Säuglinge, Kleinkinder oder anderen Altersgruppen sinnvoll ist. Das könne noch ein bis zwei Jahre dauern. Bislang lägen nur Daten zur Fähigkeit des Impfstoffs vor, eine Reaktion des Immunsystems auszulösen.

Meningitis-Symptome werden oft mit Grippe verwechselt

Meningokokken lassen sich gut mit Antibiotika behandeln - wenn man die ersten Symptome richtig deutet und sofort zum Arzt geht. Das Problem ist, dass die Symptome eher unspezifisch sind, etwa Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel. "Innerhalb weniger Stunden kann sich ein schweres, lebensbedrohliches Krankheitsbild entwickeln", warnt das Robert Koch-Institut (RKI).

Jeder zehnte Meningitis-Patient stirbt

Im Jahr 2015 wurden in Deutschland nach vorläufigen Angaben 287 Meningokokken-Erkrankungen an das RKI übermittelt. Das waren neun mehr als 2014. Es gab weit mehr Fälle des Serotyps B als des Serotyps C, gegen den schon breit geimpft wird. Von 100 Patienten, die sich mit Meningokokken infizieren, sterben in Deutschland acht bis zehn.

Entwicklungsstörungen und Amputationen können die Folge sein

"Von den 28 Todesfällen im Jahr 2015 waren 15 Kinder im Alter von 15 Jahren oder jünger", teilt das RKI mit. Auch wenn die Patienten überleben, können die Folgen schlimm sein: Entwicklungsstörungen und Intelligenzminderung gehören dazu, Lähmungen, Krampfanfälle und Schädigungen des Innenohrs. Manchmal müssen Körperteile amputiert werden. Auch das Bild eines kleinen Mädchens ohne Hände kursierte jüngst in den britischen Medien.

Viele Experten empfehlen daher, Babys auch in Deutschland gegen Meningokokken B standardmäßig zu impfen. Ralph Köllges vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sagt dazu: In seinen Impfaufklärungen empfehle er die Impfung gegen Meningokokken B, könne aber weder Risikobewusstsein noch Finanzkraft der Eltern bewerten. Bisher erstatteten nur wenige Krankenkassen bis zum Alter von 24 Monaten die Impfung als freiwillige Extra-Leistung. Da es bei Jugendlichen einen zweiten Erkrankungsgipfel gebe, würde er sich eine Ausdehnung der Empfehlung auf alle Kinder bis 18 Jahre wünschen.

Scheitert flächendeckender Impfschutz an den Kosten?

Britische Mediziner sind nicht alle der Meinung, dass der Impfschutz auf ältere Kinder ausgeweitet werden solle. Denn die Spritzen sind teuer - und dem Gesundheitssystem fehlt Geld. "Wir müssen sicherstellen, dass die am meisten gefährdete Gruppe - Kleinkinder - geschützt sind", schreiben die Kinderärzte und Impfexperten Helen Bedford und David Elliman im "Guardian", "und dass wir unser begrenztes Gesundheitsbudget weise und auf Grundlage verfügbarer wissenschaftlicher Belege ausgeben."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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