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Drogen an Schulen: Drogenkriminalität nimmt stark zu


Auf vielen Schulhöfen blüht der Drogenhandel

Von dpa
23.01.2017Lesedauer: 3 Min.
Drogen an Schulen: Bei den meisten Drogendelikten an Schulen ist Cannabis im Spiel.Vergrößern des BildesSchnell ein Joint zwischen Mathe und Deutsch – bei den meisten Drogendelikten an Schulen ist Cannabis im Spiel. (Quelle: dpa-bilder)
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Ob Cannabis oder Crystal Meth: Auf Deutschlands Schulhöfen hat die Rauschgiftkriminalität in den vergangenen Jahren zugenommen. In drei Bundesländern ist der Anstieg besonders drastisch. Experten streiten über den richtigen Ansatz, Kinder und Jugendliche vom Drogenmissbrauch abzuhalten.

Auf dem Schulklo einen Joint drehen, unter dem Tisch ein Tütchen mit Marihuana gegen Bares tauschen - oder ein paar Pillen in einer Ecke des Schulhofs einwerfen – Zahlen der Landeskriminalämter und der Innenministerien zeigen, dass solche Szenen an manchen Schulen Alltag sind.

In den meisten Fällen von Drogendelikten an Schulen geht es um den Besitz oder Kauf von Betäubungsmitteln. Am weitesten verbreitet ist Cannabis. Überwiegend erwischt die Polizei Jugendliche. Deutlich seltener gehören Kinder unter 14 Jahren zu den Tätern.

In Baden-Württemberg fällt der Anstieg der Drogenkriminalität an Schulen besonders drastisch aus: Innerhalb von vier Jahren hat sich die Zahl der Fälle von 348 im Jahr 2011 auf 939 im Jahr 2015 annähernd verdreifacht. 2015 ermittelte die Polizei 877 Tatverdächtige.

Entwicklung der Drogenkriminalität an Schulen

Nicht alle Bundesländer führen Statistiken über Drogenkriminalität an Schulen. Daher ist es in einigen Fällen sehr schwierig, Zahlen zu ermitteln. In den Ländern, in denen die Statistiken auch nach dem Tatort Schule gefiltert werden können, liefern die Innenministerien und die Landeskriminalämter (LKA) folgende Zahlen, jeweils im Vergleich von 2011 zu 2015:

  • Baden-Württemberg: Starker Anstieg von 348 Fälle im Jahr 2011 auf 939 Fälle im Jahr 2015. 877 Tatverdächtige ermittelt.
  • Hessen: Leichter Anstieg von 222 auf 295 Fälle. 89 Tatverdächtige ermittelt, von denen 62 mit Cannabis handelten.
  • Niedersachsen: Anstieg von 286 auf 348 Fälle. 293 Mal ging es 2015 um Cannabis.
  • Nordrhein-Westfalen: Mehr als eine Verdopplung von 443 Fällen auf 897. Davon 261 Verstöße mit Cannabisprodukten und drei mit Heroin.
  • Saarland: Rückgang der Drogenkriminalität an Schulen von zwölf Fällen 2012 auf vier im Jahr 2015.
  • Rheinland-Pfalz: Anstieg von 87 auf 147 Fälle. Die Verstöße mit Cannabisprodukten konnten dabei von 97 (2014) auf 77 (2015) reduziert werden.
  • Sachsen: Anstieg von 69 Fällen auf 128. Hauptsächlich Cannabis (98 Fälle), aber auch zehn Crystal-Meth-Fälle.
  • Sachsen-Anhalt: Die Zahl der Drogendelikte hat sich fast verdreifacht, von 39 auf 115 Fälle.
  • Thüringen: Verdopplung von 40 Fälle auf 80 Fälle, darunter ein Delikt mit Heroin.

Drogenbeauftragte warnt vor Verharmlosung von Cannabis

Was sind die Gründe für diesen Trend? Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), sieht in der "gesellschaftlichen Verharmlosung von Cannabis" einen wichtigen Aspekt dieser Entwicklung.

Ähnlich formuliert es das bayerische Innenministerium: "Die illegalen Angebote richten sich in ihrer verharmlosenden Aufmachung als Spaß- und Lifestyle-Produkte geradewegs an die internetaffine Jugend." Vor allem die Verfügbarkeit über das Internet und das Darknet, einen anonymen Bereich des Internets, sorge für einen überproportionalen Anstieg in diesen Altersklassen.

Geht Aufklärung über Drogen nach hinten los?

Die Drogenbeauftragte setzt auf Aufklärung und Prävention, um junge Menschen vom Drogenmissbrauch abzuhalten. Dazu gibt es in den einzelnen Bundesländern diverse Programme, teils mit kreativen Namen wie "FreD" (Frühintervention bei erstauffälligem Drogenkonsum) in Rheinland-Pfalz oder "sauba bleim" im Großraum München. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung betreibt ein Beratungsportal unter dem Motto "Quit the Shit". Aber wie erfolgreich sind solche Präventionsprojekte?

"Ob das alles nachhaltig und wirksam ist, dahinter steht ein großes Fragezeichen", meint Eva Hoch. Die Wissenschaftlerin wertet an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität Maßnahmen der Cannabisprävention in Deutschland aus. "Wir wissen zum Beispiel nicht, ob die Risiko-Bereitschaft nach der Thematisierung in der Schule steigt", so Hoch.

Auch die Eltern stehen in der Pflicht

Gesundheitsförderung und Drogenprävention sind wichtige Aufgaben der Schulen, so hat es die Kultusministerkonferenz 2012 in einem Beschluss festgeschrieben: "Sie stellen keine Zusatzaufgaben der Schulen dar, sondern gehören zum Kern eines jeden Schulentwicklungsprozesses."

Aber die Schulen könnten diese Aufgabe nicht alleine stemmen, sagt der Vorsitzende des Lehrerverbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. Er appelliert an die Verantwortung und Vorbildfunktion der Eltern. Außerdem sei eine "gesellschaftliche Verschärfung des Zugangs zu Drogen" nötig.

Pro und Contra Legalisierung von Cannabis

Das führt zur Debatte über die Legalisierung von Cannabis. Die Befürworter argumentieren unter anderem, dass das Verbot von Cannabis keinerlei positive Signalwirkung habe. Stattdessen führe das Verbot zu einer unnötigen Belastung der Polizei.

Die Drogenbeauftragte Mortler hält dagegen: "Ich lehne die Freigabe des Konsums zu Freizeitzwecken ab". Jugendliche könnten die Legalisierung als "staatliche Unbedenklichkeitsbescheinigung" auffassen. Das Gegenteil sei nötig, sagt die CSU-Politikerin: "Den Jugendlichen muss vermittelt werden, dass Cannabiskonsum keineswegs harmlos ist und sie mit Cannabiskonsum ihr Gehirn in einer besonders sensiblen Lebensphase schädigen."

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