Tabuthema Finanzen: Paare schweigen über finanzielle Verhältnisse

Geld ist in vielen Partnerschaften noch immer ein Tabuthema. Obwohl Geheimnisse eine Beziehung beleben, sollten bestimmte Geldthemen offen auf Tisch.

Geheimnisse in einer Beziehung sind aufregend, denn was wäre dem Partner noch zu entlocken, wenn es nichts mehr zu entlocken gäbe. Dass nicht jedes Geheimnis beim anderen Geschlecht gut aufgehoben ist, erscheint logisch. Beim Sex an einen anderen Mann oder eine andere Frau zu denken, dass das vegane Abendessen nicht schmeckt, teure Anschaffungen und Hobbys, Beziehungszweifel – nein, das muss der andere nicht erfahren. Und wie sieht es beim Geld aus?

Aus einer aktuellen Umfrage von Verivox und der Dating-App Parship, die t-online exklusiv vorliegt, geht hervor, dass in vielen Partnerschaften Geld ein Tabuthema ist. Sogar in einer langfristigen Beziehung verschweigen ein Drittel aller Frauen und Männer lieber, wie viel sie verdienen. Wie hoch das eigene Vermögen ist, behält die Hälfte aller Befragten lieber für sich. Doch im Gegensatz zu anderen Geheimnissen sollten Paare über das Thema Geld mit der gebotenen Ernsthaftigkeit sprechen.

Die Hälfte aller Paare spricht nicht offen über Geld

Dass dem nicht so ist, zeigen die Ergebnisse aus der Befragung von insgesamt 676 Singles über 18 Jahren, die zuvor in einer festen Beziehung gelebt haben. Geschlechterübergreifend ergibt sich aus der Umfrage, dass mehr als die Hälfte (51 Prozent) die eigenen finanziellen Verhältnisse dem Partner gegenüber lieber im Dunkeln lässt. Immerhin sprechen zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten in ihrer Beziehung offen darüber, wie viel sie verdienen.

"Natürlich sollte Geld in einer Beziehung nicht an erster Stelle stehen. Aber je länger sich die Partner kennen und je intensiver sie ihre Leben miteinander verweben, desto wichtiger wird Offenheit", sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. "Spätestens wenn der Umzug in eine gemeinsame Wohnung Thema wird, sollte genügend gegenseitiges Vertrauen vorhanden sein, um auch im Hinblick auf die Finanzen klare Verhältnisse zu schaffen."

Aus ihren Krediten machen viele kein Geheimnis

Etwa ein Drittel (32 Prozent) der Männer und knapp ein Viertel (23 Prozent) der Frauen reden in ihrer Beziehung darüber, dass sie laufende Kredite haben. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes gibt es in jedem fünften Haushalt mindestens einen Ratenkredit oder andere laufende Konsumfinanzierungen. "Für einen Großteil der Verbraucherinnen und Verbraucher ist es ganz normal, Immobilien oder auch hochpreisige Anschaffungen wie die neue Einbauküche oder das Auto mit einem Kredit zu finanzieren", sagt Oliver Maier. "Darum gibt es auch kaum Vorbehalte, in der eigenen Partnerschaft offen darüber zu sprechen."

Einkommen, Schulden und Vorsorge sind wichtig

Mit dem Partner über Geld zu sprechen, ist zwar nicht ganz einfach – allerdings kann das zum Problem werden, vor allem dann, wenn Kredite, teure Hobbys oder sonstige Schulden verschwiegen werden. Paare benötigen geeignete, vertrauensvolle Partner, mit denen sie über ihre Finanzen reden können. Oft kann das auch ein Anfang sein, Geldprobleme gemeinsam zu lösen.

Allein das Kommunizieren über die persönliche finanzielle Situation hilft, sich darüber klar zu werden, wie viel Geld am Ende des Monats zum Beispiel für die private Vorsorge übrigbleibt. Einkommen, Vermögen und Schulden im Familienkreis zu thematisieren, kann helfen, Ängste abzubauen, weil man erfährt, dass es anderen möglicherweise ähnlich geht wie einem selbst.

Finanzielle Bildung kann Gesprächsthema sein

Finanzielle Bildung ist für alle Menschen ein weiterer Baustein, um die eigenen Vermögensverhältnisse zu analysieren. Das funktioniert am besten im Austausch mit dem Partner. Beispielsweise könnten bei der Geldanlage Paare auch mit guten Freunden oder Verwandten ins Gespräch kommen und über Vor- und Nachteile von Finanzprodukten sprechen. Vieles lässt sich dadurch lernen und selbst aneignen.

Neben Finanzen sollten auch Versicherungen ein Thema sein. Welche Versicherungen sind sinnvoll, welche nutzlos und kosten nur Geld, das schließlich für den privaten Vermögensaufbau fehlt. Wichtig sind in Notfällen auch solche Dinge wie Vollmachten für Konten, Patientenverfügungen und Testamente. In jungen Jahren haben Paare sicher andere Herausforderungen zu bewältigten, aber es steht außer Frage, dass das eben zum Übers-Geld-reden mit dazugehört.

Dieses Geheimnis sollte geheim bleiben

Besonders schützenswerte Bankinformationen bleiben in der Partnerschaft nicht immer geheim: 16 Prozent der Befragten haben ihrem letzten Partner die PIN ihrer EC- oder Kreditkarte anvertraut. 11 Prozent hielten selbst ihre Zugangsdaten zum Onlinebanking nicht unter Verschluss. "Grundsätzlich gehören die eigene Geheimnummer oder der Konto-Login natürlich nicht in fremde Hände", sagt Oliver Maier. "Wer in einer Partnerschaft selbst so sensible Informationen teilt, sollte daran denken, Zugangsdaten und PIN wieder zu ändern, falls die Beziehung doch einmal zerbricht."