t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesWirtschaft

Bald keine Cola mehr? Der Welt droht wegen Kämpfe im Sudan großer Engpass


Entscheidender Rohstoff
Kämpfe im Sudan – der Welt droht die Cola auszugehen

Von Frederike Holewik

Aktualisiert am 08.05.2023Lesedauer: 2 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Coca-Cola-Flaschen in einem Kühlschrank.Vergrößern des Bildes
Coca-Cola-Flaschen in einem Kühlschrank (Symbolbild): Eine wichtige Zutat könnte ausgehen. (Quelle: imago stock&people)

Die brutalen Machtkämpfe im Sudan haben auch eine internationale wirtschaftliche Dimension. Fällt dort die Produktion von Gummiarabikum aus, sind weltweit viele bekannte Marken betroffen.

Es ist oft nur eine winzige Menge, doch für viele beliebte Produkte ist sie entscheidend: Gummiarabikum steckt in Erfrischungsgetränken, Schokoriegeln und Rotwein – und könnte wegen des Sudan-Konflikts knapp werden.

Denn rund 80 Prozent des als Verdickungsmittel und Stabilisator genutzten Gummiarabikums weltweit kommt aus dem Sudan. Es handelt sich dabei um den Wundsaft von Akazienbäumen, der durch das Abschälen der Rinde gewonnen wird. Viele bekannte Marken wie Coca-Cola, Pepsi und Mars sind auf den geschmacks- und geruchlosen, getrockneten Saft angewiesen. Ersatz ist nur in wenigen Fällen in ausreichendem Maße vorhanden. Auch in Kosmetika und pharmazeutischen Produkten wird der Rohstoff eingesetzt.

Transport und Export erschwert

Im Sudan tobt derzeit ein blutiger Machtkampf. Die Rivalität zwischen zwei Generälen des ostafrikanischen Landes hat bislang über 500 Todesopfer gefordert, Tausende von Verletzten hinterlassen und Zehntausende vertrieben (t-online berichtete). Die am 15. April im Sudan ausgebrochenen Kämpfe haben offenbar auch den Handel mit Rohgummiarabikum sowohl innerhalb des Sudans als auch über seine Grenzen hinweg eingefroren, die Preise sind bereits in die Höhe geschossen.

Sollte sich die Lage nicht beruhigen, könnte das im Laufe des Jahres für viele große Konzerne zum Problem werden. Unternehmen wie Coca-Cola, Pepsi und Mars haben sich bisher nicht zur Lage geäußert. Von Nestlé heißt es, man habe Vorkehrungen getroffen. Die meisten Hersteller haben einen Vorrat von sechs bis zwölf Monaten auf Lager, so Martijn Bergkamp, Partner beim niederländischen Unternehmen Foga, das sudanesisches Gummiarabikum importiert und verarbeitet, im "Wall Street Journal". Akut muss also wohl kein Konzern die Produktion stoppen.

Doch wie es mit zukünftigen Lieferungen aussieht, ist unklar. Der Anbau ist im ländlichen Raum des ostafrikanischen Landes zwar noch wenig betroffen, aber die Produktionsstandorte rund um die Hauptstadt Khartum gehören zum besonders umkämpften Gebiet. Zudem ist Treibstoff knapp, Transport und Export dadurch erschwert. Die Hafenstadt Port Sudan, Drehkreuz für den Handel mit Gummiarabikum, ist aktuell vor allem zum Verteilort für Vertriebene des Konflikts geworden, die sich in Sicherheit bringen wollen.

Es gibt kaum Ersatz

Ersatz zu finden, ist ebenfalls schwierig. Tschad und Nigeria exportieren zwar auch Gummiarabikum, aber in deutlich geringeren Mengen. In manchen Produkten könne Pektin oder Maisfaser eingesetzt werden, doch das reiche nicht an den Nutzen von Gummiarabikum heran, so Experte Bergkamp.

Nach Angaben der Online-Plattform Observatory of Economic Complexity hatte der weltweite Handel mit Gummiarabikum im Jahr 2021 einen Wert von rund 363 Millionen US-Dollar. Allein die USA importierten im Jahr 2021 etwa 20.445 Tonnen der Substanz im Wert von rund 66 Millionen US-Dollar.

Dieser bedeutende Handelsumfang hat auch eine politische Dimension: Dass der Sudan einen so hohen Anteil des weltweiten Verbrauchs sichert, könnte mögliche Sanktionsdiskussionen erschweren. Als die USA in den 1990er-Jahren Handelsbeschränkungen gegen den Sudan verhängten, weil der damalige Staatschef Omar al-Bashir angeblich internationale Terrorgruppen, darunter al-Qaida, unterstützte, schuf Präsident Bill Clinton ein Schlupfloch für Gummiarabikum.

Verwendete Quellen
  • wsj.com: "Key Ingredient in Coca-Cola, Chocolate and Red Wine Is Caught Up in Sudan Crisis"
  • oec.world: Gum arabic
  • monde.diplomatique.de: "Gummiarabikum – Unbekannt und unentbehrlich von Guillaume Pitron"
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website