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EZB hebt Zinsen weiter an: Das ist der richtige Schritt


EZB-Zinsentscheid
Diese Frau hat Mut

  • Florian Schmidt
MeinungVon Florian Schmidt

14.09.2023Lesedauer: 2 Min.
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EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärt die Zinserhöhung: Die Zentralbank nimmt den Kampf gegen die Inflation ernst. (Quelle: Eibner-Pressefoto/Florian Wiegan/imago-images-bilder)

Die EZB hebt die Zinsen abermals an. Damit beweisen Christine Lagarde und ihre Mitstreiter Mut. Und den braucht es auch.

Zum zehnten Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen in der Eurozone angehoben und damit ein klares Signal gesetzt: im Zweifel für die Preisstabilität. Die Konjunktur steht unter Druck? Egal, der Kampf gegen die Inflation ist wichtiger.

Damit zeigen die Währungshüter um EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass sie ihr Mandat ernst nehmen. Das ist gut, das ist richtig. Und es erfordert Mut.

Rasche wirtschaftliche Erholung wird unwahrscheinlicher

Denn nicht zuletzt in Deutschland zeichnet sich eine Rezession ab. Um 0,4 Prozent dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr schrumpfen. Nun abermals höhere Zinsen, noch teurere Kredite machen eine rasche wirtschaftliche Erholung unwahrscheinlicher. Und auch für den Fiskus sind die steigenden Zinsen eine wachsende Belastung. Gerade in Kriegszeiten wie diesen brauchen die Staats- und Regierungschefs eigentlich viel frisches Geld – das sie sich am Kapitalmarkt nun deutlich teurer erkaufen müssen.

Es verwundert deshalb nicht, dass der EZB-Rat seinen Entschluss nach Lagardes Worten nicht einstimmig gefällt hat. Es ist gut vorstellbar, dass je nach nationaler Perspektive manches Mitglied des Gremiums zu dem Schluss gekommen sein mag, dass die Zinsen schon jetzt hoch genug seien, dass eine weitere Anhebung die Konjunktur gänzlich abwürgen könnte.

Inflation ist noch immer zu hoch

Eine solche Ansicht aber verkennt die Realität. Konkret: die Teuerung, die noch immer viel zu hoch ist. Besonders die sogenannte Kerninflation, die vor allem Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Dienstleistungen, nicht jedoch bei der Energie berücksichtigt, hält sich hartnäckig, sie stieg zuletzt sogar noch an.

Dieser Entwicklung lässt sich nur durch ein entschlossenes Handeln der Notenbanken beikommen – so wie es die EZB jetzt gezeigt hat. Sie muss allen Verbrauchern, Unternehmern, jedem Staats- und Regierungschef klarmachen: Wir geben alles, damit die Preise nicht weiter steigen. Die Inflation wird wieder sinken, und zwar schon bald.

Gefürchtete Lohn-Preis-Spirale droht sich zu drehen

Nur wenn ihr das genügend Menschen glauben, wenn die meisten erwarten, dass die Zentralbank die Inflation wirklich wieder unter Kontrolle bekommt, wird sich der notwendige Rückgang der Teuerung auch tatsächlich einstellen. Scheitert sie mit dem Versuch, wird sich der Preisauftrieb verselbstständigen – nicht zuletzt, weil er dann die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale in Gang setzt, bei der Arbeitnehmer immer höhere Löhne durch steigende Preise der Unternehmen rechtfertigen und umgekehrt.

Spannend wird deshalb in den nächsten Monaten sein, wie sich die Gewerkschaften verhalten. Interpretieren sie Lagardes Worte richtig, dürften Lohnforderungen längst nicht mehr so hoch ausfallen wie zuletzt etwa bei der Eisenbahngewerkschaft EVG, die für ihre Mitglieder stolze 10,5 Prozent mehr Lohn herausschlagen will. Zu wünschen wäre es.

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