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Ein Pulli ist nicht wichtiger als die eigene Existenz


Finanzielle Unabhängigkeit
Ist ein Pulli wichtiger als die eigene Existenz?


07.03.2018Lesedauer: 4 Min.
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Natascha Wegelin von Madame Moneypenny: Frauen erzielen regelmäßig eine höhere Rendite auf dem Finanzmarkt. Nur leider beschäftigen sich so wenige Frauen mit ihren eigenen Finanzen.Vergrößern des Bildes
Natascha Wegelin von Madame Moneypenny: Frauen erzielen regelmäßig eine höhere Rendite auf dem Finanzmarkt. Nur leider beschäftigen sich so wenige Frauen mit ihren eigenen Finanzen. (Quelle: Jaqueline Häußler)

Immer mehr Frauen in Deutschland stehen finanziell auf eigenen Beinen. Trotz der Lohn- und Gehaltsdifferenzen verfügen sie auch über mehr Geld. Gut so, meint Natascha Wegelin vom Finanzblog "madamemoneypenny.de".

Warum sich viele Frauen weiterhin nicht im ihre eigenen Finanzen kümmern, was die Konsequenzen sein können und wie ihr Blog dabei hilft, Frauen die Scheu vor dem Thema zu nehmen:


t-online.de: Frau Wegelin, haben Frauen das bessere Händchen in der Geldanlage?

Natascha Wegelin: Frauen sind in der Tat die besseren Anleger. Nur leider beschäftigen sich so wenige Frauen damit.

Frauen handeln überlegter, wägen mehr ab und informieren sich. Aber: Sie scheuen das Risiko. Männer hingegen lassen sich von heißen Tipps beeinflussen und handeln impulsiver. Und: Setzen auf Risiko. Alle Klischee bestätigt?

Ich denke nicht, dass Frauen das Risiko scheuen. Sie sind einfach risikobewusster. Das ist ein Unterschied. Frauen informieren sich, tauschen sich aus und machen ihre Hausaufgaben. Während Männer gerne mal von ihrem Ego dazu verleitet werden, zu zocken. So räumt das Verhalten beim Investieren mit einem großen Klischee auf: Denn bei der Geldanlage sind Frauen das rationale und Männer das emotionale Geschlecht.

Altersvorsorge, Immobilien, Geldanlage oder Aktien – legen Frauen in ihren Investmententscheidungen andere Schwerpunkte als Männer?

Es ist in der Tat so, dass nur 9,5 Prozent der Frauen in Deutschland in Aktien investieren – das sind 13 Prozent weniger als bei den Männern. Außerdem sparen Frauen weniger als Männer.

Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe?

Ich denke, das liegt immer noch an den Rollenbildern, die tief in uns verankert sind: Männer kümmern sich ums Geld, Frauen um Haus und Kinder. Auch, wenn das oftmals – zum Glück – nicht mehr so extrem gelebt wird, scheinen diese Denkstrukturen noch sehr präsent. Und manche Frauen nehmen diese Rolle vielleicht auch ganz gerne an, wenn es um das unliebsame Thema Finanzen geht.

Frauen nehmen mehr und mehr ihr eigenes Geld in die Hand. Doch weiterhin kümmern sich viele Frauen nicht um ihre eigenen Finanzen. Was sind die Gründe?

Da sind wir zum einen wieder bei den Rollenbildern. Zum anderen erlebe ich aber auch, dass viele Frauen es sich nicht zutrauen, sich selbst um ihre Finanzen zu kümmern. „Ich kann nicht gut mit Zahlen“, höre ich dann. Aber ich kann euch beruhigen: Ich selber hatte immer nur eine 4 in Mathe – im besten Fall. Um sich um das eigene Geld zu kümmern, braucht man keine komplizierten Formeln. Das kleine Einmaleins, eine finanzielle Grundausbildung und gesunder Menschenverstand reichen vollkommen aus.

Und die Konsequenzen?

Wenn ich mich nicht um mein Geld kümmere, macht es jemand anderes. Mein Partner, der Staat oder "unabhängige" Berater. Nur handeln diese nicht immer in meinem Interesse, sondern in deren. So war es bei mir auch: Aus Unwissenheit habe ich einige Tausend Euro an Gebühren über eine "unabhängige" Beraterin versenkt. Die hat sich über die Provision gefreut.

Frauen, die finanziell abhängig von ihrem Partner sind, droht natürlich eine enorme Krise im Falle einer Scheidung. Aber auch für den Fall, dass man sich nicht trennt, stellt sich doch die Frage, was er da eigentlich mit dem gemeinsamen Geld macht und ob das so sinnvoll ist.

Der größte Feind lauert im Alter: Voraussichtlich werden 75 Prozent der heute 35- bis 50-jährigen Frauen von Altersarmut betroffen sein.

Frauen haben aufgrund zumeist geringerer Gehälter und häufig unterbrochenen Erwerbsbiografien im Endeffekt weniger, um für das Alter vorzusorgen. Was erwidern Sie den Frauen, die das Thema vor sich herschieben?

Ich glaube, der Schlüssel liegt darin, Frauen die Angst zu nehmen. Wir haben naturgemäß Angst vor Dingen, die wir nicht verstehen. Das ganze Thema persönliche Finanzen wird von der Industrie extrem groß und intransparent gehalten. Doch, wenn man einfach nur langfristigen Vermögensaufbau betreiben möchte, braucht man 99 Pozent der Produkte nicht. Wenn ich mir einen City-Flitzer kaufen möchte, informiere ich mich ja auch nicht über Geländewagen. Man muss wissen, was relevant ist und sich darauf fokussieren.

Und wenn mir jemand sagt, sie hätte dafür keine Zeit, frage ich immer, wie viele Stunden sie in die Recherche für den Kauf eines neuen Pullis gesteckt hat und warum der wichtiger war als die eigene Existenz.

Vertrauen Frauen anderen Frauen mehr als männlichen Beratern in Fragen der Geldanlage?

Meiner Erfahrung nach: Ja. Frauen verstehen andere Frauen einfach besser.

Wie nehmen Sie Frauen die Scheu vor Finanzthemen?

Ich nehme die Scheu vor Finanzthemen, indem ich auf meinen Blog Madame Moneypenny über meine eigenen Erfahrungen schreibe und das Thema häppchenweise und nicht so trocken aufbereite. Zusätzlich finde ich Austausch sehr wichtig. Daher gibt es die Madame Moneypenny Facebook-Gruppe, die nur für Frauen zugänglich ist und in der sich mittlerweile über 7.000 Frauen austauschen und voneinander lernen. Mit meinem Buch „Bali statt Bochum“ liefere ich eine Schritt-für-Schritt-Anleitung in die finanzielle Unabhängigkeit. Wer keine Lust auf Lesen hat, kann zu einem meiner Seminare nur für Frauen kommen oder sich in meinem Video-Kurs alles von mir erzählen lassen.

Was ist Ihre Botschaft an die Frauen?

Es ist leichter als man denkt, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern und der Nutzen ist so extrem hoch. Der erste Schritt ist sich zu informieren – alles andere ergibt sich dann im Prozess.

An wen richtet sich Ihr Angebot – Anfängerin und Profi zugleich?

Alle meine Inhalte richten sich an absolute Anfängerinnen – so wie ich bis vor ein paar Jahren auch noch eine war. Zu den Seminaren und in die Facebook-Gruppe sind nur Frauen zugelassen. Ansonsten gibt es keine Bedingungen.

Natascha Wegelin ist 32 Jahre alt und lebt in Berlin. Nach kurzen Festanstellungen bei Google und Parship gründete sie 2012 mit 26 Jahren ihr eigenes Unternehmen, dessen Flagschiff das mittlerweile drittgrößte WG-Portal Deutschlands, wg-suche.de, ist. Anfang 2017 verkaufte sie einen Teil des Unternehmens für einen siebenstelligen Betrag an ImmobilienScout24. Seit Anfang 2016 betreibt Natascha unter madamemoneypenny.de den größten Finanzblog für Frauen und einen der größten Finanzblogs in ganz Deutschland.

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