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Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Wie sinnvoll ist sie?


Erwerbsunfähigkeit
So versichern Sie sich, wenn die BU Sie ablehnt

Von Judith Henke

20.12.2021Lesedauer: 4 Min.
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Eine junge Frau checkt ihre Unterlagen (Symbolbild): Eine private Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist für körperlich Tätige mit hohem Berufsunfähigkeitsrisiko oft deutlich günstiger als eine Berufsunfähigkeitsversicherung.Vergrößern des Bildes
Eine junge Frau checkt ihre Unterlagen (Symbolbild): Eine private Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist für körperlich Tätige mit hohem Berufsunfähigkeitsrisiko oft deutlich günstiger als eine Berufsunfähigkeitsversicherung. (Quelle: Christin Klose/dpa-tmn)

Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung greift, wenn Sie nicht mehr in der Lage sind, mehr als drei Stunden zu arbeiten. Wann sie eine Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung wird und was ihre Vorteile und Nachteile sind.

Ein Autounfall, ein Burnout oder eine Krebserkrankung – von einem auf den anderen Moment können gesundheitliche Probleme eine bisher erfolgreiche Karriere unterbrechen oder sogar beenden. Der Staat hilft Ihnen in dieser Notlage nur bedingt.

Alle, die ab 1961 geboren wurden, erhalten nur dann eine volle Erwerbsunfähigkeitsrente, wenn sie weniger als drei Stunden am Tag arbeiten können – der Beruf spielt dabei keine Rolle. Besonders hoch ist diese Erwerbsminderungsrente nicht: Oft beträgt sie weniger als ein Drittel des letzten Bruttogehalts.

Deshalb sorgen viele Menschen für den Ernstfall mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) vor. Doch wer nicht im Büro arbeitet oder unter bestimmten Vorerkrankungen leidet, hat das Nachsehen.

Oft fallen dann hohe Versicherungsprämien an oder der Abschluss eines Vertrags wird von vornerein verwehrt. In diesem Fall sollten Sie sich überlegen, ob eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung für Sie in Betracht kommt. t-online erklärt Ihnen, was Sie dabei beachten sollen.

Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Was unterscheidet sie von der BU?

Sowohl die Erwerbungsunfähigkeitsversicherung als auch die Berufsunfähigkeitsversicherung sichern Sie ab, wenn Sie wegen eines Unfalls oder einer Krankheit für eine längere Zeit nicht mehr arbeiten können. Sie erhalten eine monatliche Leistung – falls Sie sich nicht mehr erholen auch bis zum Ende der Laufzeit, die idealerweise mit dem Beginn der Altersrente eintritt. Die Versicherungsleistungen werden nicht auf die Erwerbsminderungsrente angerechnet, die Sie vom Staat erhalten. Mehr zur Erwerbsminderungsrente lesen Sie hier.

Trotzdem bestehen große Unterschiede zwischen den beiden Versicherungen. Denn die Berufsunfähigkeitsversicherung greift bereits, wenn Sie Ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt jedoch erst, wenn Sie überhaupt keinen Beruf mehr für mehr als drei Stunden ausüben können.

Allerdings ist die Erwerbsunfähigkeitsversicherung für viele Berufsgruppen erschwinglicher als die BU. So müssen beispielsweise Handwerker sehr hohe Prämien für die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen. Auch viele Menschen mit Vorerkrankungen haben wenig Chancen auf einen Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung oder müssen zumindest sehr tief in die Tasche greifen, um sie zu bezahlen. Für sie kann die Erwerbsunfähigkeitsversicherung eine Alternative sein (mehr zu den Kosten unten).

Wann greift eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?

Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung greift, wenn Sie nicht mehr in der Lage sind, mehr als drei Stunden in irgendeinem Beruf zu arbeiten. Das bedeutet: Wenn Sie theoretisch noch von einem hochqualifizierten Job in einen niedriger qualifizierten – und bezahlten – Job wechseln können, zahlt die Versicherung nicht. Ein Manager, der wegen eines Burnouts seine Führungsposition aufgeben muss, aber noch halbtags Buchhaltungsaufgaben übernehmen kann, erhält keine Leistungen von der Erwerbsunfähigkeitsversicherung.

Das Beispiel zeigt: Es ist sehr viel wahrscheinlicher, berufsunfähig zu werden als erwerbsunfähig. Als Berufsunfähigkeitsversicherter würden Sie eine monatliche Leistung erhalten, sofern sie zu 50 Prozent berufsunfähig werden und mehr als sechs Monate ausfallen. Mehr zur Berufsunfähigkeitsversicherung lesen Sie hier.

Auch, wenn die Erwerbsunfähigkeitsversicherung für vorerkrankte Menschen zu günstigeren Konditionen abschließbar ist – Gesundheitsfragen müssen Sie dennoch vor dem Abschluss beantworten. Sie sollten diese Fragen wahrheitsgemäß beantworten, weil der Anbieter vom Vertrag zurücktreten kann, wenn er herausfindet, dass Sie nicht ehrlich waren. Sie erhalten dann keine Leistung.

Falls Sie sich unsicher sind, ob Sie Versicherungsschutz erhalten würden, lassen Sie einen Vermittler eine anonyme Risikovoranfrage stellen. Damit vermeiden Sie, dass ein Versicherer Ihren Antrag ablehnt und Ihre Daten in der zentralen Wagnisdatei (HIS) landen. Denn das könnte die Chance verringern, dass Sie noch bei einem anderen Anbieter einen Vertrag erhalten.

Wer braucht eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?

Wer im Büro arbeitet und keine nennenswerten Vorerkrankungen hat, wird in der Regel kein Problem haben, eine günstige Berufsunfähigkeitsversicherung zu finden. Schwierig wird es aber für alle, die körperlich arbeiten, beispielsweise Handwerker. Sie haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, berufsunfähig zu werden – und deshalb wird eine Berufsunfähigkeitsversicherung für sie schnell teuer. Wer sich das nicht leisten kann, kann für ein Mindestmaß an Schutz auf eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung zurückgreifen.

Auch Selbstständige bekommen oft Schwierigkeiten mit dem Berufsunfähigkeitsversicherer. Denn dieser prüft, bevor er zahlt, ob der versicherte selbstständige Unternehmer seinen Betrieb so umorganisieren könnte, dass einer seiner Angestellten die Tätigkeiten übernimmt, die er selbst nicht mehr schafft.

In der Praxis bedeutet das oft, dass Selbstständige lange mit dem Versicherer über die Leistungen streiten. Im Extremfall zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung erst, wenn der Unternehmer überhaupt nicht mehr arbeitsfähig ist. Aus diesem Grund können Sie, wenn Sie selbstständiger Unternehmer sind, auch überlegen, ob Sie nicht direkt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung abschließen möchten.

Was kostet eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?

Wer körperlich arbeitet, zahlt für eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung deutlich weniger. So zahlt etwa eine 26-jährige Maurerin bei einem recht bekannten Anbieter monatlich rund 140 Euro für eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer 1.000 Euro hohen monatlichen Leistung im Schadensfall. Bei der Erwerbsunfähigkeitsversicherung fallen unter denselben Umständen nur rund 50 Euro an.

Bei einer 26-jährigen Controllerin fallen aber für die Erwerbsunfähigkeitsversicherung kaum weniger Beiträge an. Dafür zahlt sie aber auch für die Berufsunfähigkeitsversicherung monatlich Tarife in ähnlicher Höhe. Büroangestellte sparen also meistens wenig bis kein Geld, wenn sie sich für eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung entscheiden.

Wie sinnvoll ist eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?

Wenn Sie aufgrund Ihrer gesundheitlichen und finanziellen Bedingungen die Möglichkeit dazu haben, sollten Sie sich immer für die Berufsunfähigkeitsversicherung entscheiden. Denn eine Erwerbungsunfähigkeitsversicherung zahlt nur, wenn Sie gar keinen Job mehr für mehr als drei Stunden ausüben können. Doch wenn Sie nicht die Möglichkeit haben, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, ist eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung besser als keine Absicherung.

Denn die Hürden für die gesetzliche Erwerbsminderungsrente sind hoch. Wer nicht mindestens fünf Jahre Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat, kann nicht einmal einen Antrag stellen. Wenn Sie in der Ausbildung oder im Studium sind, kann deshalb eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung sinnvoll sein. Sie können diese Versicherung später in der Regel in eine Berufsunfähigkeitsversicherung umwandeln – teilweise sogar ohne erneute Gesundheitsprüfung.

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