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Arbeiten in Corona-Zeiten: Gute Chefs vertrauen Kollegen im Homeoffice


Neue Arbeitswelt
Gute Chefs vertrauen ihren Kollegen im Homeoffice


Aktualisiert am 07.04.2020Lesedauer: 3 Min.
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Arbeit im Homeoffice: Viele Menschen stehen derzeit nur per Telefon und Computer mit ihren Kollegen in Kontakt.Vergrößern des Bildes
Arbeit im Homeoffice: Viele Menschen stehen derzeit nur per Telefon und Computer mit ihren Kollegen in Kontakt. (Quelle: imago-images-bilder)

Bei Tausenden Angestellten, die derzeit im Homeoffice arbeiten, setzt allmählich starker Stress ein. Umso mehr kommt es jetzt darauf an, dass die Chefs einen guten Job machen.

Die kuschelige Seite der Angelegenheit hat sich verbraucht. Nach den hilfreichen Tipps, man möge sich für das Homeoffice bitte morgens ordentlich kleiden, kamen die Ratschläge, wie das Familienleben in Arbeits- und Spielzeiten eingeteilt werden kann.

Spätestens mit den Handreichungen, wie man sich mit den Kollegen zur virtuellen Kaffeepause versammelt, wurde klar: Selten hat es eine so radikale Individualisierung der Arbeitsbeziehungen gegeben wie gerade jetzt.

Die Beschäftigten sind verantwortlich dafür, dass das Arbeiten zuhause funktioniert. Selten haben Unternehmen so wenig Verantwortung für die Arbeitsbeziehungen übernommen, obwohl es nie so nötig war. Das schadet schon jetzt beiden Seiten, den Arbeitgebern und den Beschäftigten.

Die Arbeit Zuhause ist keine reine Organisationsaufgabe

In den ersten Tagen der Corona-Krise war es verständlich, dass die Personalchefs ihre Mitarbeiter erstmal nachhause schickten und sie baten, die häuslichen Computer hochzufahren: Die Unternehmen hatten schließlich anderes zu tun. Sie mussten die Liquidität sichern, oft genug Staatshilfen und Kurzarbeit beantragen.

Doch jetzt ist das anders. Jetzt sollte klar sein, dass die Arbeitnehmer ihren Chefs weit entgegenkommen, wenn sie bereit sind, von Zuhause aus unter schwierigen Bedingungen an ihren persönlichen Computern zu arbeiten. In normalen Zeiten ist Arbeitgeber sogar verpflichtet, für die materielle und organisatorische Ausstattung des Heimarbeitsplatzes zu sorgen.

Der Betriebsrat redet mit, es wird eine Betriebsvereinbarung darüber verhandelt. Das geht zur Zeit nantürlich nicht. Doch nun zeigt sich, wer wirklich verstanden hat, dass Homeoffice nicht nur eine Organisationsfrage für Arbeitnehmer ist. Es ist eine Aufgabe für Führungskräfte.

Im Homeoffice leiden Mitarbeiter stärker unter Stress

In den repräsentativen Umfragen, die eine Gruppe von renommierten Wissenschaftlern – darunter das Robert Koch-Institut – einmal in der Woche durchführt, wird deutlich, dass das Verhalten der Arbeitgeber mitbeeinflusst, ob es Menschen in dieser Krise gut geht.

Handelt die eigene Firma klar, überlegt und umsichtig? Oder wird sie von den Beschäftigten als unsicher und unberechenbar wahrgenommen? Gehört der Arbeitgeber zur zweiten Gruppe, leiden die Mitarbeiter im Homeoffice nicht nur unter Zukunftsängsten, was die Arbeit betrifft. Sie leiden auch stärker unter allgemeinem Stress und Ängsten in Bezug auf das Virus.

Viele Beschäftigte entwickeln nach zwei Wochen Zuhause massive Stresssymptome. In China litten während der schlimmsten Zeit der Pandemie die Hälfte der Bevölkerung unter moderaten bis schweren psychischen Belastungen, ein Drittel hatte regelrecht Angst. Frauen und Studenten waren am stärksten betroffen. Auch in Deutschland steht ein großer Teil der Bevölkerung unter höherem Stress, oder entwickelt Angstzustände. Auch hier sind Jüngere empfindlicher als Ältere.

Jetzt entscheidet sich, wer Verantwortung übernimmt

Singles leiden zudem stärker als Menschen, die in Partnerschaften zusammenleben. Das betrifft in Deutschland mehr als vierzig Prozent aller Haushalte. Zu den Jüngeren von ihnen hat jetzt oft nur der Arbeitgeber regelmäßigen Kontakt.

Gute Chefs würden das sehen und Verantwortung übernehmen: Sie machen ihren Kollegen klare und eindeutige Ansagen, kommunizieren Probleme der Firma offen und teilen auch mit, wie die Krise bewältigt werden soll. Sie sprechen aber auch an, dass Homeoffice eine Zumutung für alle Beteiligten sein kann – und laden diese Zumutung nicht bei den Mitarbeitern ab.

Sie vertrauen den Kollegen, statt misstrauisch zu protokollieren, ob Zuhause genau so viel gearbeitet wird wie im Büro. Sie machen denen Hilfsangebote, die mit der Situation schlecht zurecht kommen.

Zugegeben, viele haben im Augenblick andere Sorgen, als sich um Mitarbeiter zu kümmern, die nicht mehr durchschlafen, die unter Schweißausbrüchen oder Vereinsamung leiden. Doch in diesen Tagen entscheidet sich nicht nur, welche Unternehmen die kommenden Monate und Jahre wirtschaftlich überleben werden. Es zeigt sich auch, welche Unternehmen tatsächlich Verantwortung für ihre Mitarbeiter übernehmen. Es sind zu wenige.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online.de und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast "Tonspur Wissen".

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