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Vier Gründe: Darum drohen Öl und Gas künftig noch teurer zu werden


Vier Gründe
Darum drohen Öl und Gas künftig noch teurer zu werden

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 05.10.2021Lesedauer: 3 Min.
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Ölraffinerie: Die erdölexportierenden Länder weigern sich, die Fördermengen zu erhöhen.Vergrößern des Bildes
Ölraffinerie: Die erdölexportierenden Länder weigern sich, die Fördermengen zu erhöhen. (Quelle: Dan Riedlhuber/reuters)

Die Preise für Öl und Gas steigen. Das belastet die Verbraucher und die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Krise. Vier Gründe, warum jetzt die Gefahr einer Energiekrise wächst.

Die schlechte Nachricht zuerst: Öl und Gas sind teuer, und sie werden es mindestens in diesem Winter wahrscheinlich bleiben. Die gute Botschaft lautet: Mittelfristig könnten die Preise wohl noch einmal sinken – bevor sie schließlich dauerhaft deutlich über dem heutigen Niveau liegen werden. Der kommende Winter könnte also die Gelegenheit sein, sich mit den unwirtlichen Eigenschaften einer klimaneutralen Gesellschaft vertraut zu machen.

Die Situation ist paradox und ist doch nur ein Vorbote für die große Kontroverse der kommenden Jahrzehnte: Aus Klimagesichtspunkten können die Öl- und Gaspreise gar nicht hoch genug werden. Denn die fossilen Rohstoffe erzeugen beim Verbrennen CO2, und mit denen soll spätestens im Jahr 2045 Schluss sein.

Deshalb verschärfen die Klimapolitiker den Preisauftrieb bewusst mit Instrumenten wie der CO2-Steuer, oder CO2-Zertifikaten. Je teurer die fossilen Rohstoffe werden, desto höher wird der Anreiz, zu sparen und nach klimaneutralen Alternativen zu suchen.

Gefahr einer Energiekrise wächst

Ökonomisch aber wirken die steigenden Preise verheerend: Sie bremsen den Aufschwung, verschärfen die Ungleichheit und vernichten den Wohlstand von Aktionären und Sparern. Die Gefahr einer veritablen Energiekrise wächst. Die Gründe für den Anstieg liegen auf der Hand:

1. Das Wachstum

Seit mehreren Monaten erholt sich die Weltwirtschaft kräftig nach der Corona-Krise, es wird wieder mehr Energie gebraucht, um Produktion, Verkehr, Handel und Bürogebäude zu versorgen. Die Nachfrage treibt den Preis.

2. Die Produktion

Die erdölexportierenden Länder weigern sich bisher, die Produktion der Nachfrage anzupassen. Am Montag beschloss die Opec, die Fördermengen nicht über das bereits beschlossene Maß hinaus anzupassen. Russland liefert zurzeit auch nicht mehr Erdgas – womöglich, um den Druck zu erhöhen, die umstrittene Gaspipeline Nordstream 2 schnell ans Netz zu lassen.

Die amerikanischen Ölfelder sind in diesem Herbst auch keine Hilfe: Nach dem Hurrikan "Ida" im Golf von Mexiko sind die Bohrinseln dort noch nicht wieder leistungsfähig. In anderen Ölförderländern wie Angola oder Nigeria wurden die Anlagen während der Corona-Pandemie kaum gewartet. Das muss jetzt erst einmal nachgeholt werden.

3. Der CO2-Preis

Deshalb steigt nun der Anteil der Kohle bei der Verstromung fossiler Rohstoffe. Da dabei aber besonders viel CO2 freigesetzt wird, müssen die Stromkonzerne zurzeit mehr CO2-Zertifikate kaufen als geplant. Das wiederum treibt den Preis der Verschmutzungsrechte, die nun in Europa bei über 60 Euro pro Tonne notieren. Das ist mehr als doppelt so viel wie noch vor einem Jahr – und betrifft eben nicht nur die Kohle, sondern auch Öl und Gas.

4. Der Winter

Auf der nördlichen Erdhalbkugel steigt in den kommenden Monaten die Nachfrage, weil Öl und Gas in vielen Ländern immer noch für das Heizen gebraucht werden. Die Vorräte aber sind geschrumpft: Der vergangene Winter war kälter als üblich, die Firmen haben die Speicher wegen der Unsicherheit der Corona-Pandemie nur zurückhaltend aufgefüllt.

Mittelfristig kann man sich zwar darauf verlassen, dass sich viele dieser Probleme erledigen werden: die USA, Nigeria und Angola werden wieder liefern. Die Disziplin der Opec-Länder wird bröckeln, der Devisenbedarf Russlands dafür sorgen, dass bald viel Erdgas geliefert wird.

Irgendwann wird auch die Nachfrage nach fossilen Rohstoffen deutlich zurückgehen, weil sie aus Klimagründen nicht mehr gefördert werden. Dann wird der Preis für sie nicht mehr entscheidend sein, sondern der der Erneuerbaren, des Wasserstoffs und der Kernenergie – und die Klimapolitik der Industrieländer und Chinas.

Doch bis dahin allerdings hilft wahrscheinlich nur eins: warm anziehen!

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Ihr neuer Bestseller heißt: Die Kanzlerin. Porträt einer Epoche. Sie können es jetzt bestellen.

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