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Deutscher Mieterbund warnt vor Ghetto-Bildung in Städten


Mieterbund warnt
Droht Ghetto-Bildung in deutschen Städten?

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 18.02.2016Lesedauer: 2 Min.
Demonstration gegen geplante Großunterkünfte für Flüchtlinge in Hamburg und für die dezentrale Unterbringung.Vergrößern des BildesDemonstration gegen geplante Großunterkünfte für Flüchtlinge in Hamburg und für die dezentrale Unterbringung. (Quelle: dpa-bilder)
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Der Zuzug von Flüchtlingen in Städte könnte dort zu einer Ghetto-Bildung führen. Davor warnt der Deutsche Mieterbund (DMB) und verlangt einen Strategiewechsel beim sozialen Wohnungsbau. Experten sehen die Lage nicht ganz so kritisch, bestätigen aber die Tendenz. Demnach haben es die Städte selbst in der Hand, Fehlentwicklungen zu vermeiden.

DMB-Verbandsdirektor Lukas Siebenkotten sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ), Flüchtlinge, sozial Schwache, aber auch Reiche müssten gemeinsam in Mietshäusern leben. "Man muss bei dem notwendigen Bau von Wohnungen in großem Stil dafür sorgen, dass keine Ansammlungen von Sozialwohnungen entstehen. In einem Haus 100 Prozent Flüchtlinge unterzubringen, wäre vollkommen falsch." Dies führe zu Konflikten und verhindere die Integration.

Beim Deutschen Städtetag will man von Ghettoisierung nicht sprechen. Gleichwohl sei die sozialverträgliche Integration von Flüchtlingen eine Herausforderung. Der Städtetag spricht sich für eine Residenzpflicht von Flüchtlingen aus, das heißt, dass sie ihren Wohnort nicht frei wählen können. Das könne beliebte Ballungsräume entlasten, in denen Wohnraum ohnehin knapp ist.

Keine Ghettos in Deutschland

Auch der Kasseler Architektur-Professor und Stadtplaner Uwe Altrock sagt im Gespräch mit t-online.de ganz klar: "Ghettos gibt es in Deutschland nicht." Gleichwohl gebe es Tendenzen, dass sich Migranten in manchen Stadtteilen wie Berlin-Marzahn oder Duisburg-Marxloh konzentrieren. Dort gebe es aber auch weiterhin hohe Anteile der Mehrheitsbevölkerung.

Zum zweiten konzentrierten sich auch generell ärmere Bevölkerungsschichten in bestimmten Gebieten, weil sie es sich aufgrund der Mietpreise nicht aussuchen könnten, wo sie wohnen. Dies verstärke die soziale Benachteiligung. "Durch den Flüchtlingszuzug können sich diese Tendenzen verschärfen", sagt Altrock.

Wohnungsbedarf trotz Leerstand

Der Mieterbund geht davon aus, dass in Deutschland Bedarf an 800.000 neuen Wohnungen besteht, wie Direktor Siebenkotten der "NOZ" sagte. Zugleich meldete das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung diese Woche, dass in Deutschland zwei Millionen Wohnungen leer stünden, davon 600.000 direkt verfügbare. "Vermutlich ist beides richtig", sagt Stadtplaner Altrock dazu.

Leere Wohnungen fänden sich häufig in der Peripherie, manche seien unsaniert, alte Dorfkerne würden häufig als unattraktiv empfunden. Aber auch in Städten passe der Zuschnitt älterer Wohnungen oft nicht mehr zum aktuellen Bedarf an mehr Single-Wohnungen.

Sorge macht Altrock auch, dass immer mehr in der Vergangenheit gebaute Sozialwohnungen aus der Sozialbindung herausfallen und nicht genügend neue Sozialwohnungen oder generell günstiger Wohnraum entstehen. Hier sieht er die Städte in der Pflicht. Sie müssten dafür sorgen, dass neben teuren auch ein nennenswerter Anteil bezahlbarerer Wohnungen eingestreut wird.

Der Druck auf dem Wohnungsmarkt könnte Städte jedoch dazu verführen, auf Quantität statt Qualität zu setzen, so Altrock. Ein Beispiel sei die Elisabeth-Aue im Norden von Berlin-Pankow, wo mehrere tausend Wohnungen geplant sind. "Das Land Berlin muss bauen, weil es nicht darauf vertrauen kann, dass privat genügend gebaut wird." Altrock warnte vor reinen Wohnquartieren ohne Arbeitsplätze.

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