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Günther Jauch zum Thema Glück - da platzt Anke Engelke der Kragen


Haarspalterischer Talk
Anke Engelke platzte der Kragen

t-online.de - Frank Lansky

Aktualisiert am 18.11.2013Lesedauer: 3 Min.
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Entertainerin Anke Engelke war zu Gast bei Günther Jauch - und ließ den Moderator auflaufenVergrößern des Bildes
Entertainerin Anke Engelke war zu Gast bei Günther Jauch - und ließ den Moderator auflaufen (Quelle: imago/Müller-Stauffenberg)

Glückliches Land, das keine anderen Probleme hat: Die ARD sucht das Glück und Günther Jauch leitete die entsprechende Themenwoche ein. "Glückssache Leben – worauf kommt es wirklich an?" lautete der Titel des TV-Abends. Doch Miesepetrigkeit ist ein Meister aus Deutschland. Das, was klar auf der Hand liegt, wurde zerredet und seziert, bis nichts mehr übrig blieb als eine Wolke aus Betroffenheit. Erst ein kleiner Junge rettete den Abend halbwegs. Anke Engelke platzte wegen pingeliger Einwände von Jauch zwischendurch der Kragen.

Engelke setzte Jauch wegen dessen nölenden Pingeligkeiten kräftig zu. Besonders pampig reagierte sie, als sich das Gespräch um ein seit 60 Jahren glücklich verheiratetes Ehepaar drehte und Jauch über die vielen Probleme lamentierte, die in einer Partnerschaft auftreten können. Engelke ging das zu weit. Die Entertainerin ahmte den Moderator einfach nach und erklärte: "Das klingt dämlich!"

Nervige Haarspaltereien

Einer ihrer guten Momente war auch der: "Vielleicht mögen wir Menschen das Einfache nicht", dabei sei es doch besser, sich herunterzufahren, als sich aufzublasen. Der Zuschauer wünschte sich eine sofortige Umsetzung dieser Erkenntnis.

Denn Haare wurden büschelweise gespalten. Die Messung von Glücksgefühlen via Magnet-Resonanz-Tomographie im Hirn kam zur Sprache. Laut einer Umfrage ist Togo das unglücklichste Land der Welt, in Europa ist es Bulgarien; Deutschland liegt im vorderen Glücksdrittel.

Deutschland – glückloses Land?

Doch offensichtlich hat ganz Deutschland inzwischen verlernt glücklich zu sein - warum sonst braucht die Republik einen Großmeister Günther Jauch, der den verstörten Bürgern am medialen Lagerfeuer ihre Sorgen einflüstert? Und warum sonst musste Anke Engelke ausschwärmen, um das Glück zu erklären oder gar zu finden? Vielleicht haben die Bürger gar das Lachen verlernt – Therapie-Republik Deutschland.

Nach diesem Stil konstruierte sich Jauch sein Thema zurecht. Und so versammelten sich die üblichen Protagonisten im medialen Wanderzirkus: Neben Engelke witzelte sich der unvermeidliche Fernseh-Arzt Eckart von Hirschhausen mit nicht immer gelungenen Weisheiten voran. So sagte er: "Es ist einfach, glücklich zu sein, aber schwierig, einfach zu sein."

Lob für Kommune

Natürlich mussten auch der böse Leistungsdruck und die üble Konkurrenz zwischen den Menschen angeprangert werden. Engelke lobte gar eine egalitäre Kommune, die sie besuchte, über den grünen Klee.

In der Gemeinschaft wird alles geteilt, jeder hilft jedem, Geld gibt es nicht. Paradiesisch. Doch warum lebt Engelke dann nicht dort? Zwischendurch drängte sich angesichts des ständig strapazierten Unglücks immer wieder ein Gedanke auf: Mir geht es bestens – was ist nur los mit mir?

Stiller Mut echter Helden

Wie deplatziert wirkten die beiden medialen Kunstprodukte Engelke und von Hirschhausen neben Menschen, denen das Schicksal wirklich übel mitgespielt hat. Samuel Koch etwa, der seit seinem misslungenen Stunt bei "Wetten Dass" im Dezember 2010 querschnittsgelähmt ist - er muss sich jeden Glücksmoment hart erkämpfen.

Oder Juliane Koepcke, die an Weihnachten 1971 als 17-Jährige mit einem Flugzeug in Peru abstürzte und als einzige von 92 Menschen überlebte. Sie musste mit anschauen, wie ihr Vater innerlich zerbrach, denn in dem Flugzeug saß auch ihre Mutter.

Kranker Junge berührt

Der ergreifende Höhepunkt der Sendung war ein Einspieler aus einer Kinderkrebs-Station mit dem an Leukämie erkrankten elfjährigen Tobias Klein – alles andere hätte sich Jauch sparen können. Engelke traf den Jungen dort für ihren Film "Sowas wie Glück".

Tobias wusste, dass er keine Chance hatte, schaffte sich aber selbst seine kleinen Glücksmomente - etwa beim Minigolf - und blieb tapfer: "Heulen bringt nichts. […] Für manche ist das Leben schneller vorbei, für andere nicht."

Mutter bleibt tapfer

Tobias starb vor zwei Monaten. Auch Mutter Kerstin Klein, der der Boden unter den Füßen weggerissen wurde, wie sie selbst sagte, freut sich manchmal nur über einen sonnigen Tag: "Es bringt nichts, sich in Selbstmitleid zu wälzen."

Da ist er ja, der thematische Kern: Glück fällt einem nicht in den Schoß, es lässt sich erzwingen. Einfacher ausgedrückt: Sorge dich nicht, lebe. Oder auf Party-People-Neudeutsch: "You only live once" ("Du lebst nur ein Mal").

Doch für diese Erkenntnis braucht es keine Talk-Show. Und so bedeutet das kleine Glück auch, sich per Fernbedienung aus einem weitgehend trivialen Fernsehabend zu verabschieden.

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