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Reiner Calmund: So motiviert Calli von Kündigung bedrohte Mitarbeiter


"Betriebsräte den Stecker ziehen"
Reiner Calmund irritiert DuMont-Beschäftigte

Von t-online
Aktualisiert am 18.12.2013Lesedauer: 3 Min.
Reiner Calmund ist ein gefragter RednerVergrößern des BildesReiner Calmund ist ein gefragter Redner (Quelle: imago/Becker&Bredel)
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Herzhafter Sprung in einen gigantischen Fettnapf: Ex-Fußballmanager Reiner Calmund hat auf einer Betriebsfeier des Kölner Zeitungsverlags M. DuMont Schauberg den Motivationsguru gespielt. Doch seine Brandrede sorgte für Befremden: Denn er sprach von Extraleistung ausgerechnet in einem Unternehmen, bei dem 84 Leute vor dem Rauswurf stehen. Und verteidigte seinen Ausrutscher später auch noch.

Entlassungen und Auslagerungen

Zum Hintergrund: Am 11. Dezember hatte der Betriebsrat von M. DuMont Schauberg in Köln über den Stand der Verhandlungen mit der Geschäftsleitung informiert – die geplanten Kündigungen seien nicht vom Tisch. Der Betriebsrat wirft dem Management vor, Arbeiten auszulagern, um so Tarifsätze zu umgehen. In diesen Tagen wird weiter verhandelt.

Doch auf einem sogenannten Express-Frühstück im Betriebsrestaurant trat Calmund Mitte Dezember als Auftragsredner auf, um die Belegschaft für das Jubiläumsjahr 2014 zu motivieren. Im kommenden Jahr feiert die Boulevard-Zeitung "Express" ihr 50. Bestehen.

"Arbeiten, arbeiten, arbeiten"

Laut der Gewerkschaft Ver.di forderte Calmund von den Zuhörern, sie sollten "arbeiten, arbeiten, arbeiten". Nicht nur 40 oder gar nur 35 Stunden, sondern "mehr, mehr, mehr". Wer heute noch in den Verlag komme, um nur seinen Arbeitsvertrag zu erfüllen, dem gehöre eine "Briefmarke auf den Hintern geklebt". Soll heißen: Mit der nächsten Post aus der Firma verschickt. Freigestellten Betriebsräten, die mit der Gewerkschaft Tarifrechte einfordern, gehöre der "Stecker gezogen".

Auch der neue Verlagsgeschäftsführer Philipp M. Froben soll für gehörige Empörung gesorgt haben – in einem Gastbeitrag nannte er laut Ver.di Calmunds Auftritt einen Ausdruck der neuen Kultur im Haus. Laut dem Mediendienst "Meedia" hat Froben eine solche Aussage dementiert.

Geschockte Belegschaft

Bei "Meedia" hieß es weiter, auf Nachfrage habe DuMont Schauberg mitgeteilt, von der Rede gebe es kein Manuskript oder Mitschnitte. Und weiter: Der Deutsche Journalisten-Verband sehe den Auftritt in diesem Zusammenhang als "Pöbelei" und Beschimpfung von Mitarbeitern. "Mieser geht's nicht mehr", schreibt DJV-Sprecher Hendrik Zörner im Blog der Gewerkschaft.

Im Verlag herrsche große Verunsicherung, kommentierte Heinrich Plaßmann, Sprecher des Betriebsrats, laut "Spiegel Online". Die Mitarbeiter seien frustriert und demotiviert: "In dieser Situation einen Angriff zu starten, war völlig falsch." Die Mitarbeitervertretung versuche gerade in dieser Situation, Stellen zu retten und sich für die Rechte der Angestellten einzusetzen. Die Kollegen hätten sich befremdet angeschaut, sagt eine Mitarbeiterin, die bei der Rede dabei war. "Wir waren peinlich berührt, haben uns fremdgeschämt."

Calli versteht die Aufregung nicht

Calmund selbst kann die Aufregung offenbar nicht nachvollziehen. "Die Mitarbeiter, mit denen ich gesprochen habe, waren sehr zufrieden. Es gab Applaus", sagte der frühere Manager des Fußballclubs Bayer Leverkusen im Gespräch mit "Spiegel Online". Calmund, der selbst eine Kolumne beim "Express" hat und derzeit in Thailand ist, sei selbst in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, habe immer viel gearbeitet, arbeite jetzt noch 60 bis 65 Stunden in der Woche und sei ein "absoluter Vertreter" der Arbeitnehmer.

"Wer mich kennt, weiß, dass ich ein großes Herz habe", sagt er. Aber in diesen Zeiten sei es nun einmal auch wichtig, manchmal länger zu arbeiten, um seine Stelle zu sichern. "Da muss man auch manchmal Deutsch sprechen. Das kann man manchmal nicht so Wischiwaschi machen", sagte er laut "Spiegel Online". Seine Rede hält Calmund für angemessen: "Man kann heute nicht mehr die Einstellung haben, Überstunden seien unnötig."

Der Verlag interpretiert die Aussage anders

Auch Chefredaktion und Geschäftsführung des "Express" wiegelten gemäß "Spiegel Online" ab: "In einer sehr kurzen Passage seiner circa 20-minütigen Rede forderte Calmund die Mitarbeiter auch auf, sie sollten 'arbeiten, arbeiten, arbeiten'. Dies war aber ganz offensichtlich auf das Jubiläum und die vielen damit verbundenen Aktionen gemünzt", heiße es in einem Schreiben.

Und weiter: "Knapp 250 Mitarbeiter folgten der Einladung und bedachten den Gastredner Reiner Calmund mit viel Applaus." Unmutsbekundungen habe es nicht gegeben, urteilte die Geschäftsführung.

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